Hamburg. Hamburger Konsumgüterkonzern plant neue Cremes für Schwellenländer. Vier Milliarden Euro für Zukäufe in der „Kriegskasse“.

Neue Cremes, Deos und preislich attraktive Pflegemittel für Männer und Frauen. Vorstandschef Stefan F. Heidenreich hat für Beiersdorf viele neue Pläne und wirkt locker, als er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz seine Halbjahresbilanzvorstellt. Die Zahlen sind positiv. In den ersten sechs Monaten wuchs der Konzernumsatz des Hamburger Nivea-Herstellers um 7,3 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, bei einer Rendite von 14,9 Prozent. „Das ist das beste Halbjahres-Ergebnis, das Beiersdorf je erzielt hat“, sagte Heidenreich.

Wachstumstreiber war Osteuropa, während es im Westen zum Jahresanfang eine Delle gab. Auch in Deutschland war diese laut Heidenreich spürbar, allerdings wuchs Nivea inzwischen wieder auf dem deutschen Markt. Der Umsatz mit Kosmetik stieg in Osteuropa in den vergangenen sechs Monaten um 6,4 Prozent, in Lateinamerika gab es sogar ein Plus von 10,7 Prozent. Trotz ihrer Krisen waren die Schwellenländer Russland und Brasilien die Wachstumstreiber, so Heidenreich.

Insgesamt erhöhten sich die Erlöse von April bis Juni um knapp acht Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um mehr als 16 Prozent auf 253 Millionen Euro, der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn um 19 Prozent auf 169 Millionen Euro. „Beiersdorf hat in den letzten Monaten kontinuierlich seine Schlagkraft gesteigert“, so Heidenreich. „Zur Jahresmitte haben wir die sehr guten Ergebnisse des Vorjahres übertroffen. Für das zweite Halbjahr rechnen wir mit einer weiteren Beschleunigung des Wachstums.“

Dabei hatten neben der Marke Nivea auch Eucerin und La Prairie sowie Deos (z.B. die Marke Black and White) und der schwache Euro einen Anteil. Der Umsatz von Black and White wuchs im ersten Halbjahr um 20 Prozent. Die Umsätze in Nord- und Südamerika sowie in Asien, Afrika und Australien zogen ebenfalls kräftig an. „Wir leben momentan in ziemlich stürmischen Zeiten“, sagte Heidenreich. „Da freut es uns besonders, dass wir Umsatz und vor allem Profitabilität steigern konnten. Unsere Unternehmensstrategie hat sich in einem herausfordernden Marktumfeld weiter bewährt“, so der Chef. In diesem Jahr will der Konzern aus eigener Kraft um drei bis fünf Prozent wachsen. Die operative Rendite, also der Anteil des Gewinns vor Zinsen und Steuern am Umsatz, soll leicht über dem Vorjahr liegen. Bei der Tochter Tesa stieg der Umsatz von 534 Millionen um 7,7 Prozent auf 575 Millionen Euro.

Um die Konkurrenz weiter hinter sich zu lassen, hat das Unternehmen neue Cremes entwickelt, die zwischen drei und vier Euro kosten. Mit diesen Produkten will Heidenreich neue Kunden, etwa in Schwellenländern, für die blau-weiße Marke aus Hamburg gewinnen. Von den neuen Produkten wie Nivea Care oder der Nivea-Creme für den Mann, erwartet sich Heidenreich im zweiten Halbjahr noch mehr Umsatz. Auch profitiere der Konzern vom „super Wetter“, das den Absatz von Sonnenschutz, Deo und Duschbad in die Höhe treibt.

„Wir werden in Griechenland bleiben“, sagte Konzernchef Stefan Heidenreich auf die Frage eines Journalisten. „Wir bereiten uns auf Langfristigkeit vor.“ Griechenland sei auch kein Markt, der eine „Riesendelle“ schlage, weil er vergleichsweise klein war. Beiersdorf sei kerngesund. Mit 2,6 Milliarden Euro auf dem Konto und zehn Prozent eigener Aktien könnte der Nivea-Hersteller in aller Welt Firmen übernehmen. Insgesamt könnten sogar vier Milliarden Euro mobilisiert werden. Doch laut Finanzchef Ulrich Schmidt fänden sich keine passenden Gelegenheiten.

Beiersdorf hat eine gut gefüllte Pipeline mit neuen Produkten

Möglicherweise hat der Hamburger Konzern bereits in wenigen Wochen die Gelegenheit, noch mehr Nivea-Produkte zu verkaufen. Von der bevorstehenden Marktöffnung des Iran könnten die Hamburger profitieren. „Wir beobachten die Lage“, so der Chef. „Unsere Pipeline für neue Produkte ist gut gefüllt.“ Die Aktie stieg am Mittwoch nach Bekanntgabe der Zahlen um 2,4 Prozent auf 82,38 Euro.

Das Hamburger Unternehmen gehört mehrheitlich der Kaufmannsfamilie um Michael und Wolfgang Herz, in deren Besitz sich auch der Kaffeeröster Tchibo befindet. Heidenreich kam 2011 zu dem Hamburger Unternehmen. Nach der Hauptversammlung im folgenden Jahr wurde er zum Vorstandsvorsitzender des deutschen Konsumgüterkonzerns ernannt. Seither wuchs der Umsatz Jahr für Jahr. Sein Vertrag, der eigentlich 2015 ausgelaufen wäre, wurde von der Familie Herz vorzeitig bis 2019 verlängert.