Hamburg. Das Bondenwald-Bad wird für zehn Millionen Euro saniert – und verliert seine größte Attraktion. Kritik von CDU und FDP.

Bahnt sich da etwa ein handfester Generationenkonflikt im Chlorwasser an? Viele Jugendliche in Niendorf und Umgebung sind jedenfalls ziemlich sauer auf die Bevorzugung der Kleinkinder und Senioren. Die sollen beim Umbau des traditionsreichen Bondenwald-Schwimmbades nämlich offenbar Vorrang haben.

Bei der am Montag begonnenen Modernisierung des in die Jahre gekommenen Hallen- und Freibads an der Friedrich-Ebert-Straße soll nämlich die bei Halbwüchsigen und Junggebliebenen beliebte Riesenrutsche verschwinden, die sich von innen kommend außerhalb der Schwimmhalle über das Gelände windet. Dafür soll das Kleinkindbecken erweitert werden, und man will für etwas mehr Ruhe zugunsten älterer Schwimmer sorgen.

Mit einer einzelnen Rutsche könne man angesichts des nahe gelegenen Arriba-Erlebnisbades in Norderstedt sowieso nicht um die Jugendlichen konkurrieren, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. In Niendorf gebe es nun mal viele Familien mit kleinen Kindern. Da müsse man bei der aktuellen Sanierung, die sich Bäderland immerhin zehn Millionen Euro kosten lässt, eben neue Prioritäten setzen. Deswegen soll die bereits seit 2013 gesperrte Rutsche nicht repariert, sondern im Zuge der Sanierung des Bades abgebaut werden.

Das kann nicht jeder nachvollziehen. „Diese Rutsche war immer eine tolle Attraktion im Bondenwald-Bad“, sagt etwa Roland Heintze, Vorsitzender der Hamburger CDU und des Bürgervereins Niendorf, Lokstedt, Schnelsen, Hoheluft. „Das Bad muss für alle Zielgruppen etwas bieten. Bäderland sollte sich das noch einmal überlegen.“

Auch Burkhardt Müller-Sönksen, Eimsbüttler Bezirksabgeordneter der FDP, plädiert für einen Erhalt der Rutsche. Für Schüler sei es nicht so einfach, mal eben schnell nach Norderstedt zu fahren. „Diese Rutsche war und ist die Attraktion dieses Bades“, so Müller-Sönksen, der selbst regelmäßig im Bondenwald schwimmen geht. Wenn es an den Kosten liegt, wolle er sich im Bezirk für einen Zuschuss einsetzen, sagt Müller-Sönksen. „Eine Marktbefragung würde sicher etwas anderes ergeben, als es sich die Planwirtschaftler da ausgedacht haben“, so der Ex-Bundestagsabgeordnete.

Zum 1. Juli ist die Mehrwertsteuer für Saunabesuche erhöht worden

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und Niendorfer Distriktschef Marc Schemmel ist zwar auch nicht begeistert, kann aber nachvollziehen, dass die Rutsche abgebaut wird, die seit 1991 im Bondenwald eine ganze Generation von jungen Niendorfern zum Kreischen gebracht hat. Nach seinen Informationen werde sie auch aus Sicherheitsgründen demontiert, so Schemmel - zudem habe Bäderland von Beschwerden aus der Nachbarschaft über Lärm berichtet. „Wir sollten uns freuen, dass Bäderland zehn Millionen investiert“, sagt Schemmel.

Tatsächlich wird es nach den Bäderland-Plänen auch allerlei Verbesserungen geben, wenn die Umbauten im zweiten Halbjahr 2016 abgeschlossen sein sollen. So soll ein innen und außen erweiterter Kleinkindbereich entstehen. Außerdem wirbt das Unternehmen damit, dass das Bondenwald-Bad mit seinen rund 300.000 Besuchern pro Jahr dann die „neueste Saunalandschaft mit erweitertem Außenbereich“ und ein neues Gastronomiekonzept bekomme. Und ganz vergessen habe man die Jugendlichen ja nicht. „Wir planen verschiedene Überwasserangebote, die Toben, Springen, Klettern, Balancieren und Springen vereinen“, sagt Bäderland-Sprecher Dietel. „Passend dazu wird es ein entsprechendes Light-Sound-Konzept geben. Es handelt sich in der Kombination um ein Konzept, das für die nächsten 20 Jahre attraktiv sein wird – so wie es die Rutsche vor 25 Jahren ebenfalls war.“

So solle es die Möglichkeit zum „Aqua-Slack-Lining“ (eine Art Seil-Balancieren übers Wasser) geben, eine Überwasser-Kletterwand und „Elemente zum Übers-Wasser-Laufen“, sagt Dietel. All das werde die wegfallende Rutsche „mehr als kompensieren“. Offen ist, wie sich die Eintrittspreise im kommenden Jahr entwickeln. Die FDP vermutet, dass die von der Bundesregierung beschlossene und zum 1. Juli eingeführte Mehrwertsteuererhöhung für Saunabesuche – von sieben auf 19 Prozent – letztlich von den Bäderland-Kunden getragen werden müsse. „Hamburg, die anderen Länder und der Bund greifen tief in den Geldbeutel der Sauna- und Wellnesskunden. Das schädigt die Unternehmen, wird klamme Saunakunden eher abschrecken und dürfte am Ende zu Preiserhöhungen bei Hamburgs zehn betroffenen Bädern führen“, sagt der FDP-Wirtschaftspolitiker Michael Kruse. „Das ist in Zeiten von Rekord-Steuereinnahmen nichts weiter als raffgierige Politik gegen den gesundheitsbewussten Bürger.“