Ohlsdorf. Pläne für die Schwimmhalle sollen Anfang Juni vorgestellt werden. Initiative ruft „Solidaritätswochen“ aus.
Passend zum Beginn der Freibadsaison flammt der jahrelange Streit um den Erhalt des Freibads Ohlsdorf wieder auf. Die Initiative zur Rettung der Badeanstalt hat jetzt breit angelegte „Solidaritätswochen“ gestartet, die bis zum 12. Juli dauern sollen. Mit zahlreichen Aktionen wie zum Beispiel Vorträgen, Lesungen und Filmabenden sollen Interessierte über die lange Tradition des Bades informiert werden. Höhepunkt soll eine Party am 1. Juli sein. Veranstalter ist neben der Willi-Bredel-Gesellschaft-Geschichtswerkstatt e. V. vor allem der Verein „Rettet das Freibaden und Sportschwimmen in Ohlsdorf“, der schon seit 2008 energisch um den Erhalt des Schwimmbades kämpft.
Mit den Solidaritätswochen wirbt der Verein auch für seine aktuelle Online-Petition, die Unterstützer schnellstmöglich unterschreiben sollen. Nötig sind 9700 Unterschriften, damit sich der Petitionsausschuss der Bürgerschaft noch einmal mit dem Thema beschäftigt.
Der Initiative läuft die Zeit davon, denn im Sommer will der Schwimmbadbetreiber Bäderland sein Konzept für den Neubau einer Schwimmhalle vorstellen. Dabei soll das alte Bad abgerissen und durch ein neues ersetzt werden, das etwas versetzt gebaut wird. Der Rettungsverein wirft Bäderland vor allem vor, das Freibad aufzugeben. Wie berichtet, sollen zur Finanzierung eines Schwimmbadneubaus mehr als 35 Prozent des jetzgen Außengeländes verkauft und für Wohnungsbau freigegeben werden. Zwar hat die Außenfläche laut Bäderland-Sprecher Michael Dietel danach immer noch mehr als 6000 Quadratmeter, aber ein Freibad wird es dann nicht mehr geben.
„Gemeinsam mit dem BUND halten wir die Überbauung des Schwimmbadgeländes mit Wohnungen für eine Katastrophe und einen zerstörerischen Eingriff in den Talraum der Alster“, heißt es in einem Schreiben der Initiative. Und weiter: „Wenn wir unsere Forderungen (...) jetzt nicht durchsetzen, ist dieses Gelände für alle Zeiten verloren. Wir sind es uns, unseren Kindern und den nachfolgenden Generationen schuldig.“
Die Bezirkspolitiker warten mit Spannung auf die neuen Pläne
Bäderland-Sprecher Dietel kündigte jetzt an, dass die aktuellen Pläne im Bezirk voraussichtlich Anfang Juni vorgestellt werden. Falls das Schwimmbad so wie geplant gebaut werden sollte, werde der Betrieb in dem alten Schwimmbad solange aufrecht erhalten, bis das neue benutzbar ist. Bäderland hält unumstößlich an der Planung fest „Das alte Schwimmbad ist marode und wird zu wenig genutzt“, sagt Dietel. „Das macht keinen Sinn mehr.“
Jens Möller von der Initiative fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Zahlreiche SPD-Bürgerschaftsabgeordnete hätten im Wahlkampf noch Unterstützung signalisiert und nun eine „Kehrtwende“ vollzogen. Die Politiker ließen „jegliche soziale Verantwortung vermissen“. Möller glaubt auch nicht an die Berechnungen aus dem Hause Bäderland. Die Angaben über die Besucherzahlen hält er für zu niedrig – genau wie die Berechnungen der neuen Schwimmbadfläche. „Da wird mit allen Mitteln getrickst“, sagt Möller.
Die Bezirkspolitiker warten mit Spannung auf die neuen Pläne. Thomas Domres, SPD-Fraktionschef in Hamburg-Nord, befindet über das jetzige Schwimmbad knapp: „Das Ding ist marode und leer. Es muss dringend saniert werden.“
Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Bezirk, Elisabeth Voet van Vormizeele, kritisiert, dass die Fraktionen zuletzt im April 2014 offiziell über den Planungsstand informiert worden seien. Immer wieder sei modifiziert worden. So sei ein ursprünglich geplantes „Vario-Dach“, das im Sommer Freibad-Feeling vermitteln sollte, sang- und klanglos wieder aus der Planung verschwunden. Die Politikerin kündigte an, jetzt über eine Anfrage so schnell wie möglich klären zu lassen, wie die neuen Pläne überhaupt aussehen.