Hamburg. Auf vier Park-Anlagen in den Bezirken Nord, Eimsbüttel und Bergedorf sollen Flüchtlinge unterkommen. Die Behörde prüft nun die Eignung.

Die Unterbringung von Flüchtlingen hat angesichts steigender Asylbewerber-Zahlen auch in Hamburg derzeit Priorität - da greifen die Fachbehörden schon mal zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Aktuelles Beispiel dafür ist der neue Vorschlag der Wirtschaftsbehörde: Sie hat der Sozialbehörde vier Park-and-Ride-Anlagen in den Bezirken Bergedorf, Nord und Eimsbüttel zur Unterbringung weiterer Flüchtlinge angeboten.

Pendler müssen auf andere Parkplätze ausweichen

„Das Thema hat für den Senat Vorrang, da muss jede Hamburger Behörde ihren Beitrag leisten“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. In Hamburg fehlten schlichtweg die Flächen für weitere Unterkünfte. Deshalb stellt die städtische Park-and-Ride-Betriebsgesellschaft die Parkhäuser am Mittleren Landweg in Bergedorf, am Kiwittsmoor an der U-Bahnstation Langenhorn Nord und am Foorthkamp im Bezirk Nord sowie an der Paul-Sorge-Straße an der U-Bahn-Haltestelle Niendorf Markt in Eimsbüttel zur Verfügung.

Ob diese Parkhäuser von Autofahrern gering oder hoch frequentiert seien, habe keinen Einfluss auf die Entscheidung, sagt Meinecke. „Die Flüchtlinge sind wichtiger. Die Anlagen stehen solange zur Verfügung, wie sie gebraucht werden.“ Pendler müssten dann auf andere Plätze ausweichen.

Der Stadt fehlen noch 3300 Plätze zur Unterbringung

In Parkanlagen für Pendler sollen künftig also Flüchtlinge leben. „Das klingt zunächst ungewöhnlich“, sagt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. „Aber wir haben noch ein großes Defizit bei der Bereitstellung von Unterkünften. Und wir nehmen jeden Vorschlag an.“ Es sei motivierend für die Sozialbehörde wenn andere Fachbehörden mitdenken und zuarbeiten, sagt er.

Hamburg muss den aktuellen Prognosen nach in diesem Jahr insgesamt rund 11.000 Flüchtlinge aufnehmen, 10.000 von ihnen kommen voraussichtlich nicht privat unter. Ihnen muss die Stadt eine Unterkunft bieten. „Bislang können wir knapp 7.000 Plätze vergeben“, sagt Schweitzer. 3300 Plätze allerdings muss die Sozialbehörde noch finden und einrichten. „Die Park-and-Ride-Anlagen könnten die Zahl verringern“, sagt er.

Ganz unüblich ist der Vorschlag der Wirtschaftsbehörde nicht: Bereits im Sommer 2013 hat die Stadt auf einem Park-and-Ride-Parkplatz beim Tierpark Hagenbeck rund 90 Container aufstellen lassen, in denen letztlich 200 Flüchtlinge ein provisorisches Zuhause gefunden haben. Damals waren die Mobilheime in Wohnräume, Sanitär- und Duschräume und einen Speiseraum unterteilt worden.

Sozialbehörde prüft ob die Anlagen nötige Vorgaben erfüllen

Wie viele Plätze die Behörden in den vier Anlagen einrichten könnte, die jetzt im Gespräch sind, sei noch offen. Ob hier überhaupt Flüchtlinge unterkommen ist zunächst an Vorgaben gebunden, die es zu erfüllen gilt. „Wir wissen ja auch erst seit Kurzem von den Anlagen. Unsere Mitarbeiter werden sich diese jetzt ansehen und prüfen, ob sie geeignet sind“, sagt Sozialbehördensprecher Schweitzer. So sei die Bausubstanz von Bedeutung, die Bodenbeschaffenheit und die Deckenhöhe.

Auch die Frage, ob man in den Parkhäusern Container oder ein Pavillondorf aufbauen könne, sei demnach noch offen. „Wir stehen mit den Planungen noch ganz am Anfang“, sagt Schweitzer. Nur eines könne er sicher sagen: Eine Zeltstadt wolle man in Hamburg definitiv nicht.