Hamburg . Die Demonstranten fordern den Bau des geplanten Flüchtlingsheims an der Sophienterrasse. Protestzug durch Harvestehude blieb friedlich.

Mehr als 1000 Menschen sind am Sonntagnachmittag für den Bau des geplanten Flüchtlingsheims an der Sophienterrasse auf die Straße gegangen. Mit lauten Parolen und Transparenten forderten die Demonstranten die Anwohner in Harvestehude auf, deutliche Zeichen auch gegen verdeckten Rassismus zu setzen. Gleichzeitig kritisierten sie, dass Flüchtlinge in städtischen Randgebieten untergebracht werden, der Bau einer Unterkunft in einem Nobelviertel jedoch gerichtlich untersagt werde.

Hintergrund: Mehrere Anwohner waren gegen die Pläne der Stadt, das ehemalige, seit 2012 leer stehende Kreiswehrersatzamt als Unterbringung für rund 220 Flüchtlinge umzubauen, vor das Verwaltungsgericht gezogen. Mitte Januar gab das Gericht einem Eilantrag statt, demnach können sich die Kläger auf den Baustufenplan von 1955 berufen, der die Gegend als besonders geschütztes Wohngebiet ausweist. Seither ist der Umbau des Gebäudes gestoppt. Gegen die Entscheidung hat das Bezirksamt Eimsbüttel Rechtsmittel eingelegt.

Die Demonstration am Sonntag hatte im Vorfeld zu einem Dissens zwischen der bürgerlichen Flüchtlingshilfe Harvestehude und den Demo-Veranstaltern, dem linken Verein „Refugee Support“, gesorgt. Schon das Motto „Gegen den latenten Rassismus in der Mitte der Gesellschaft“ verunglimpfe einen ganzen Stadtteil zu Unrecht als rassistisch, so die Flüchtlingshilfe, die sich derzeit nach eigenen Angaben in Gesprächen mit den Bewohnern über eine einvernehmliche Lösung befindet. „Refugee Support“ konterte mit einem Schreiben, in dem es unter anderem hieß, man veranstalte die Demo nicht für die „weißen deutschen Bürger_innen der Flüchtlingshilfe“.

Die befürchtete Eskalation blieb am Sonntag aus. Die Demonstranten starteten am Bahnhof Dammtor und zogen über den Mittelweg zur Baustelle am ehemaligen Kreiswehrersatzamt, auf Plakaten waren Parolen wie „Rassismus benennen – die Mitte entlarven“ zu lesen. Bis auf einige gezündete Rauchbomben auf dem Weg zur Kundgebung an der Sophienterrasse verlief die Demonstration nach Polizeiangaben völlig störungsfrei.

Linken-Demo am Sonntag in Harvestehude

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