Harvestehude . Eine Initiative setzt sich weiter für die Unterbringung von Asylbewerbern an der Sophienterrasse ein, die viele Anwohner ablehnen.

Die Bauarbeiten in der Sophienterrasse in Harvestehude gehen voran. Lastwagen biegen vom Mittelweg in die kleine Stichstraße nahe der Außenalster ab. Es dröhnt, es wird gehämmert. Laut sind die Arbeiten an den zukünftigen 105 Luxuswohnungen im Sophienpalais. Ein paar Meter weiter am anderen Ende der Straße sollten jetzt ebenfalls Umbauarbeiten laufen. Geplant war, dass im Sommer dieses Jahres die ersten Flüchtlinge dort in das ehemalige Kreiswehrersatzamt einziehen. Dann kam der Baustopp. Und nun? Flüchtlingsinitiativen und Verwaltung setzen sich weiterhin für die Unterbringung ein und arbeiten daran, dass es auch dazu kommt. Gegen die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Hamburg, das Ende Januar den Baustopp verhängt hatte, hat das Bezirksamt Eimsbüttel inzwischen Beschwerde eingereicht.

Nun haben die drei Anwohner, deren Eilantrag stattgegeben wurde und die den Baustopp erwirkt hatten, ebenfalls Gelegenheit zu einer Stellungnahme erhalten. Dafür werde üblicherweise eine Frist von mehreren Wochen gesetzt. Im Anschluss könnte das Gericht erneut den Bezirk anhören – das hänge auch vom Inhalt der Stellungnahme der Kläger gegen die Unterkunft ab, sagt Andreas Lambiris, Sprecher des Oberverwaltungsgerichtes. Wann die Richter entscheiden werden, ist nicht klar. Einige Wochen werde es aber noch dauern.

Vor Ort in Harvestehude ist das Flüchtlingsheim eher ein Tuschelthema. Die Leute hätten eben Angst, dass ihre teuren Wohnungen und Häuser mit dem Einzug von bis zu 220 Flüchtlingen in ihrer Nachbarschaft weniger wert seien, sagt ein Gastronom. Der Mann möchte auf keinen Fall genannt werden. Viele der Immobilienbesitzer seien Stammgäste. Die Menschen lebten zurückgezogen, sagt eine andere Gastronomin am Mittelweg. Offen, bei einem Kaffee oder Bier, würde hier kaum jemand über die Flüchtlingsunterkunft plaudern. Alles spiele sich eher hinter den Haustüren ab.

„Die meisten finden es gut, dass die Unterkunft nicht kommt“, sagt Marion Lieder. Die alte Dame lebt in der benachbarten Seniorenwohnanlage. Es sei auch nicht schön für die Flüchtlinge in dieser Nachbarschaft, sie hätten ja später keinen Kontakt zu den Menschen hier und würden doch sehr isoliert leben, meint sie.

Damit genau das nicht passiert und damit die Menschen, sollten sie doch kommen, integriert und akzeptiert sind, arbeitet die Flüchtlingshilfe Harvestehude weiterhin daran, sich auf die Flüchtlinge vorzubereiten. Die Helfer um Hendrikje Blandow-Schlegel lassen sich nicht entmutigen. Zur letzten Vollversammlung in der vergangenen Woche kamen 130 Leute. Und jedes Mal, sagt Frau Blandow-Schlegel, seien auch Neue dabei, die die Arbeit des Vereins unterstützen möchten. Denn es gebe auch Menschen, für die sei es kaum aushaltbar, mit Nachbarn zusammen leben zu müssen, die gegen Flüchtlinge in ihrer Nähe sind.

Noch, sagt sie und lacht, haben sie mehr Helfer als Flüchtlinge. Die umliegenden Kirchengemeinden unterstützten den Verein. Sie seien alle abwartend, aber nicht tatenlos. In Arbeitsgruppen gehen sie unterschiedlichen Aspekten nach, etwa der Frage: Woran erkenne ich ein traumatisiertes Kind, und wie gehe ich damit um? In der AG Beratung und Beruf planen sie ein Schwarzes Brett, eine Jobvermittlung für die Flüchtlinge.

Die Helfer bereiten schon Konzepte für Deutschkurse vor. „Wir sind immer noch der Meinung, dass Menschen mit solch sicherem finanziellen Hintergrund und sozialen Kompetenzen erkennen müssen, dass sie zur Mithilfe verpflichtet sind“, sagt die 53-jährige Rechtsanwältin. Und sollten sich die Gegner der Unterkunft tatsächlich durchsetzen und verhindern, dass die Unterkunft kommt, gibt es für die Harvestehuder Flüchtlingshelfer genügend Arbeit. Dann eben in einem anderen Stadtteil. Man sei ja nicht auf Harvestehude festgelegt, sagt Hendrijke Blandow-Schlegel.