Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck wollen sich offenbar außergerichtlich einigen. Ob es aber tatsächlich zu einer einvernehmlichen Lösung für die Führung des Zoos kommt, ist ungewiss.
Hamburg. Die verfeindeten Geschäftsführer des Tierpark Hagenbeck, Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck, haben ihren Berufungstermin vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht am Freitag platzen lassen. Laut Auskunft des Gerichts wollen sie sich in letzter Minute außergerichtlich einigen. Im Jahr 2013 hatte das Hamburger Landgericht die beiden gleichberechtigten Geschäftsführer ihrer Posten enthoben, dagegen hatte Claus Hagenbeck Berufung eingelegt. Richter Karsten Nevermann begründete sein Urteil damals damit, dass das Verhältnis der beiden Männer so zerrüttet sei, „dass an eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr zu denken ist“.
Durch die Ankündigung, sich außergerichtlich einigen zu wollen, ruhe das Verfahren vorerst, sagte ein Gerichtssprecher. In der Regel hätten beide Parteien nun ein halbes Jahr Zeit, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ob es dazu kommt, ist allerdings ungewiss. Beide Seiten wollten sich auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern. Auch aus der Pressestelle des Tierparks war nur zu hören: „Wir können dazu nichts sagen.“
„Nicht Hagenbeck-gemäßes Verhalten“
Der Streit um die Führung des Zoos hatte schon lange geschwelt und brach im März 2012 offen aus. Claus Hagenbeck kehrte nach acht Jahren Pause wieder auf den Chefposten zurück, den sein Schwiegersohn, der Biologe Stephan Hering-Hagenbeck, 2004 von ihm übernommen hatte. Seinem Kontrahenten Joachim Weinlig-Hagenbeck – er ist sein angeheirateter Neffe – warf der Seniorchef „unhanseatisches" und „nicht Hagenbeck-gemäßes" Verhalten vor.
Vorausgegangen war dem Streit eine offene Rechnung der Stadt über zwei Millionen Euro, resultierend aus einem städtebaulichen Vertrag von 1996. Für Joachim Weinlig-Hagenbeck ein abgehaktes Kapitel, „weil die Forderung aus unserer Sicht nicht mehr besteht" - für Claus Hagenbeck dagegen eine Verpflichtung, der er als hanseatischer Kaufmann nachkommen will. Dieser Streit war der Auslöser, tatsächlich hatten jedoch zahlreiche Unstimmigkeiten im Vorfeld das Verhältnis der Tierparkchefs bereits nachhaltig beschädigt.
Beispielsweise hatte der Richter im Verfahren vor dem Landgericht den von Claus Hagenbeck gewählten Weg, seinen gleichberechtigten Partner über die Presse mit Vorwürfen zu konfrontieren, kritisiert. Gleichzeitig hielt er Joachim Weinlig-Hagenbeck vor, der Gegenseite wichtige Informationen vorenthalten zu haben.
Verhältnis nachhaltig gestört
Doch nun gibt es auch außergerichtlich nur noch wenige Möglichkeiten, den Streit beizulegen, auch wenn Hagenbecks damit die Zügel zumindest wieder in den eigenen Händen halten und nicht von einer richterlichen Entscheidung abhängig sind. Im unwahrscheinlichsten Fall raufen sich beide nun wieder zusammen. Doch das Verhältnis scheint dafür zu nachhaltig gestört. Zudem könnten zwei neue Geschäftsführer berufen werden. Aber das wäre ein beispielloser Vorgang in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Tierparks, weil dann erstmals Menschen die Geschicke bei Hagenbeck leiten, die nicht aus der Familie stammen.
Am denkbarsten ist, dass der kaufmännische Direktor Joachim Weinlig-Hagenbeck seinen bereits im Jahr 2013 angebotenen Rücktritt früher umsetzt als geplant, um den Chefsessel zugunsten seiner Tochter Friederike zu räumen. Sie hatte im Juli 2013 als Trainee im Unternehmen begonnen und sollte eigentlich behutsam an die Aufgabe herangeführt werden. Zuvor hatte sie nach dem Abitur vier Jahre lang ein duales Betriebswirtschaftsstudium bei der Privatbank Berenberg absolviert.
Im Jahr 2013 sagte Vater Joachim Weinlig-Hagenbeck: „Ich möchte die bereits begonnenen Gespräche weiterführen und die ganze Sache im Interesse des Tierparks und der Familie Hagenbeck zu einem positiven Ende bringen."