Der Familienzwist Hagenbeck gegen Hagenbeck muss endlich ein Ende finden
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Das sagt sich so leicht, stimmt jedoch in vielen Fällen schlichtweg nicht. Bei einem der prominentesten Streitfälle in Hamburg freut sich wahrlich niemand – kein Außenstehender, und auch keiner der Beteiligten. Hagenbeck gegen Hagenbeck hat nicht nur die Geschäftsleitung des Traditions-Tierparks entzweit. Die erbitterte Auseinandersetzung ist auch für die Mitarbeiter des Unternehmens kaum noch zu ertragen. Und wie auf Dauer der Ruf der mehr als 100 Jahre alten Institution in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, möchte man sich gar nicht vorstellen.
Nun gab es also eine neue öffentliche, da vor Gericht ausgetragene Runde in dem Familiendrama. Denn hier geht es nicht schlicht um unterschiedliche Meinungen zweier Geschäftspartner – hier machen sich mittlerweile als verfeindet zu betrachtende Familienangehörige die Arbeit und das Leben schwer.
Der Streitpunkt am Freitag vor dem Landgericht: Soll für 228.000 Dollar eine Gruppe Pinguine gekauft werden oder nicht? Geschäftsführer Claus Hagenbeck befürwortete die Anschaffung der Vögel für das Eismeer, um Besuchern „einen realen Eindruck des Pinguinlebens in freier Natur vermitteln zu können.“ Geschäftsführer Joachim Weinlig-Hagenbeck lehnte den Kauf unter anderem mit dem Verweis auf die teuren Anschaffungskosten ab. Nun sollte der Richter entscheiden.
Zwölf Zügelpinguine vor Gericht, das ist nur eine weitere in einer langen Reihe von Auseinandersetzungen, die die Hagenbecks juristisch zu klären suchten. Dass Richter Karsten Nevermann entschied, dass das Gericht kein unternehmerisches Risiko übernehmen könne und die Tiere daher an ihrem bisherigen Standort in Japan verbleiben sollen, war dabei eigentlich zweitrangig. Die entscheidende Frage ist doch: Wie geht es mit diesem Führungs-Chaos weiter?
Eine Lösung muss her, und das schnell. Familie kann man sich nicht aussuchen, aber was sich Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck ausgesucht haben, ist die Leitung des Familienunternehmens. Damit haben sie nicht nur über das Wohl und Wehe einer Firma zu entscheiden, die wie Michel, Elbe und Alster zu Hamburg gehört. Sondern sie tragen auch die Verantwortung für mehr als 100 Angestellte, die sich alle aktiv für diese große Hagenbeck-Gemeinschaft entschieden haben. Viele davon taten dies bereits in sehr jungen Jahren und haben damit mittlerweile eine Betriebszugehörigkeit vorzuweisen, die die Dauer der meisten Ehen weit überschreitet. In ihrer Loyalität sind die Tierpfleger, Gärtner, technischen und Verwaltungsangestellten gelähmt und angstvoll wie Kinder, deren Eltern sich streiten. Doch die kindliche Bitte, sich wieder lieb zu haben, wird es leider hier nicht mehr richten können. Dazu hat es zu viel Verletzendes gegeben, sind Gräben immer tiefer ausgehoben und Türen ein ums andere Mal zugeworfen worden.
Die Hoffnung ruht nun auf einem bevorstehenden Gesprächstermin am Oberlandesgericht, zu dem beide Geschäftsführer erscheinen sollen. Wenn es tatsächlich miteinander nicht mehr geht, muss es im Zweifel ohne einander weitergehen. Die Familie Hagenbeck ist nicht die erste Hamburger Unternehmerfamilie, in der ein Streit auf höchster Ebene zu massiven Problemen und schließlich zur Trennung der handelnden Parteien geführt hat.
Vielleicht könnte sich ganz am Ende doch ein Dritter freuen – oder eine Dritte. Und ein Vierter oder eine Vierte. Zwei Personen, die möglichst unbelastet bereit sind, mit Respekt voreinander und vor der Geschichte dieses besonderen Tierparks die Geschäfte zu übernehmen. Und das stolze Stellinger Schiff, Arche gleich, mit Mann und Maus in ruhige Fahrwasser und eine sichere Zukunft zu führen.