An der Kieler Straße wird Radfahrern und Fußgängern neuerdings der Überweg zu einer Verkehrsinsel durch Gitter versperrt. Selbst die Verkehrsbehörde nennt die Situation „irreführend“.
Hamburg. Für Radfahrer, die vom Eimsbütteler Marktplatz kommend das Kreuzungsdreieck der Kieler Straße passieren wollen, endet der Weg neuerdings abrupt. Denn die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation hat nicht nur die Ampeln für den zu einer Verkehrsinsel führenden Fuß- und Radverkehr außer Betrieb genommen und verdeckt, sondern auch vier Metallgitter an den Überwegen im Boden verankern lassen.
Seitdem führen Fuß- und Radweg direkt gegen die Barriere, der Weg über die Verkehrsinsel lässt sich nicht mehr nutzen. Besonders verwirrend: Auf der Verkehrsinsel scheint erst kurz zuvor ein Radweg verlegt worden zu sein, der Belag ist sichtbar neu.
„Das ist widersinnig, da scheinen die Planer nicht sehr innovativ nachgedacht zu haben“, sagt Dirk Lau, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Hamburg. „Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Fuß- und Radverkehr bei Planungen nicht berücksichtigt werden.“ Das sei dem ADFC auch im Rahmen der Busbeschleunigung verstärkt aufgefallen.
Nur warum dürfen Fußgänger und Radfahrer die Kieler Straße an der Stelle nicht mehr überqueren, zumal doch der Radweg auf der Verkehrsinsel offenbar erst neu verlegt wurde? Eine provisorisch aufgebaute Ampel führt die Passanten stattdessen etwa 50 Meter entfernt über die Straße. Alles eine Fehlplanung? Nein, sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Verkehrsbehörde, und dementiert damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung. „Der Radweg auf der Verkehrsinsel ist nicht neu, nach Leitungsarbeiten musste lediglich der alte Zustand wiederhergestellt werden“, so Krstanoski.
Die neue Verkehrsführung sei laut Krstanoski angesichts des im kommenden Jahr startenden Ausbaus der A7 notwendig geworden. „Auf der Kieler Straße als Ausweichstrecke muss der Verkehrsfluss erhöht werden, das geht nur mit einer geänderten Ampelschaltung“, so Krstanoski. Deshalb habe man Passanten umleiten und zur Sicherheit die Gitter aufstellen müssen. Diese sollen auch erst einmal bleiben. Krstanoski nennt den Zustand ein „Provisorium auf Dauer“: „Der A7-Ausbau wird einige Jahre in Anspruch nehmen, erst danach kann der alte Überweg wieder freigegeben und die Gitter entfernt werden.“
Dass Fußgänger und Radfahrer derzeit jedoch direkt zu den Gittern geleitet werden und Schilder noch immer den Überweg kennzeichnen, nennt selbst Krstanoski „irreführend“: „Da muss man etwas ändern.“ Mit der örtlichen Polizei spreche man deshalb über die Aufhebung der Markierung, die diese anordnen müsste.
Dirk Lau vom ADFC hat dazu noch einen Ratschlag: „Am besten von Beginn der Planungen an auch an den Fuß- und Radverkehr denken“, sagt er. Denn Städte wie Berlin, München oder Kiel hätten Lau zufolge bereits erkannt, dass die Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer Städte attraktiver macht.