Eimsbüttel will Flüchtlinge in Neubauwohnungen unterbringen. Mitte und Altona reagieren positiv. Dort werden aber auch neue Flächen für Container-Unterkünfte gesucht. Zwei scheinen gefunden.

Hamburg. Weil immer mehr Flüchtlinge nach Hamburg kommen, will der Bezirk Eimsbüttel nun sogar Neubauwohnungen anmieten. Der nun bekannt gewordene Vorstoß von Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) stößt auch in den innerstädtischen Nachbarbezirken Mitte und Altona auf Zustimmung. Dort sucht man aber auch noch nach leer stehenden Gebäuden und freien Flächen für Unterkünfte – und hat bereits mehre Objekte im Auge.

Altonas SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian nennt den Eimsbüttler Vorstoß als „Weg, über den man nachdenken kann.“ In Altona habe es eine solche Unterbringung in den 90er Jahren schon einmal gegeben. Aktuell sei aber in Altona der Druck auf den Wohnungsmarkt noch zu groß. „Ich kenne keinen Vermieter, der momentan an die Stadt vermieten will“, sagte Adrian dem Abendblatt. Der Bezirk Altona suche daher vielmehr nach neuen freien Flächen für Flüchtlingsunterkünfte – und habe zwei Objekte auch schon konkret im Blick: Die eine ist bei der Trabrennbahn in Bahrenfeld, wo kürzlich Stallungen abgerissen worden seien und dadurch eine Fläche zur Verfügung stehe. Dazu gebe es bereits Gespräche mit dem Verein. Die andere Fläche ist auf dem Gelände der Graf-von-Baudissin-Kaserne in Osdorf. Dort gebe es noch genügend Platz, um dort Container-Unterkünfte errichtet zu können. „Dazu müssen nun dringend Gespräche zwischen Senat und Bund geführt werden“, fordert der SPD-Politiker

Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Hamburg Mitte, hält Seveckes Vorschlag für eine gute Idee. „Das ist auch ein Modell, dass ich mir für Mitte gut vorstellen kann“, sagte er dem Abendblatt. Seit Jahren gebe es eine Vereinbarung zwischen Senat und Wohnungswirtschaft, jährlich 600 Wohnungen für sozial Schwache, Obdachlose oder Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Passiert sei trotzdem nicht viel. „Deshalb finde ich die Initiative aus Eimsbüttel richtig gut, damit endlich Wohnungen entstehen, die sich diese Menschen auch leisten können.“ Kritikern des Vorstoßes hält Ostermann entgegen: „Wir wollen doch keine Neiddebatte von Leuten, die eine Wohnung brauchen.“ Wichtig ist Osterburg die soziale Durchmischung. Es dürfe nicht sein, dass nur im Süden oder Osten des Bezirks Flüchtlinge untergebracht werden. Auch in St. Pauli oder in St. Georg müsste Menschen untergebracht werden.

Falko Droßmann, Fraktionsvorsitzender SPD-Mitte, hält den Vorschlag für Mitte hingegen für nicht zielführend. „Ich halte es aber für sinnvoller leer stehende Büroflächen und leer stehende Privathäuser zu nutzen“, sagte Droßmann dem Abendblatt. Der Bezirk Mitte suche mit Hochdruck nach Flächen und Gebäuden. Als Beispiel nennt Droßmann das Haus an der Koppel 95. „Das Haus war in den 90er Jahren ein sogenanntes Asylantenheim. Seit dem steht das Haus an der Alster leer. Es hat wohl mehrere Eigentümerwechsel gegeben. Ein Bauvorbescheid wurde vor zehn Jahren nicht genutzt. Jetzt gehört das Haus wohl einer persischen Familie, die das Haus aber lieber leer stehen lassen will, als es erneut als Unterkunft für Flüchtlinge an die Stadt zu vermieten. Die Sozialbehörde ist wohl aber in Verhandlungen mit dem Eigentümer“, beschreibt Droßmann die Situation. Es müsse auch öffentlicher Druck aufgebaut werden, damit solche privaten Immobilien nicht länger leer stehen, so Droßmann. Auch gebe es leer stehende Gewerbegebäude in Horn, die genutzt werden könnten, sagt er.

„Ich könnte mir in Mitte nicht vorstellen, dass Familien nicht in eine Neubauwohnung ziehen können, weil diese an Flüchtlinge abgegeben werden“, so Droßmann. Es gehe nicht darum, dass den Menschen nicht geholfen werden müsse. Das sei unstrittig. „Zunächst müssen wir aber vorhandene Flächen und Gebäude nutzen.“

Und eines machte Droßmann deutlich: „Eines muss klar sein: Nach Billstedt kommt niemand mehr. Der Stadtteil hat mehr als 1000 Flüchtlinge aufgenommen. Das Limit ist erreicht.“

Auch im Netz wird der Vorschlag von Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD), Flüchtlinge künftig in Neubauwohnungen unterzubringen, heiß diskutiert. Kaum war die Nachricht bei abendblatt.de veröffentlicht, meldeten sich die ersten Hamburger zu Wort. Die Kommentare auf der Abendblatt-Facebookseite reichten von „super Idee“ bis „unfassbar“.