Bis zu 60 Wohnungen in der Hagenbeckstraße sollen von Verfolgten genutzt werden. Die Neubauten sind Teil der Wohnungsbauoffensive des Senats und waren zuvor für den freien Markt vorgesehen.

Hamburg. Auf der Suche nach dauerhaften Quartieren für Flüchtlinge geht der Bezirk Eimsbüttel ungewohnte Wege: In einem Pilotprojekt sollen Flüchtlinge in die 60 geplanten Neubauwohnungen an der Kreuzung von Hagenbeckstraße und Koppelstraße ziehen, die ursprünglich für den freien Markt vorgesehen waren. Die Migranten sollen das Quartier für mehrere Jahre, möglicherweise sogar dauerhaft nutzen können.

Die Umsetzung der Idee werde derzeit geprüft, sagte Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) dem Abendblatt. „Ich halte die dort vorgesehenen Wohnungen für sehr geeignet, um Flüchtlinge unterzubringen“, so Sevecke. „Nur Containerdörfer zu errichten, ist weder eine effektive noch eine langfristige Lösung für die Flüchtlingsproblematik“. Es gelte jedoch auch, die wirtschaftlichen Interessen der Stadt zu berücksichtigen.

Das Grundstück an der Hagenbeckstraße gehört der Stadt und soll in Kürze zur Bebauung ausgeschrieben werden. Bislang ist auf der Fläche neben dem Hagenbeck-Hotel ein Kleingartenverein untergebracht. Im Zuge der Wohnungsbauoffensive des Senats war den Kleingärtnern gekündigt und der Neubau von zwei Wohnhäusern beschlossen worden. Laut Sevecke soll bei der Ausschreibung nun gezielt ein Investor gesucht werden, der die Unterbringung von Flüchtlingen mitträgt. In einem ersten Schritt könnte zunächst die Hälfte der entstehenden Wohnungen an Neuankömmlinge vergeben werden.

Sollte das Pilotprojekt erfolgreich realisiert werden, kann sich Sevecke vorstellen, auch in anderen Neubauwohnungen Flüchtlinge einzuquartieren. Gleichsam rechnet der Bezirk angesichts der generellen Wohnungsknappheit mit Widerstand. „Uns ist bewusst, dass die Menschen dringend Wohnraum brauchen. Wir liegen jedoch deutlich über der Zielvorgabe, in jedem Jahr 700 Baugenehmigungen zu erteilen“, sagt Sevecke. Gleichzeitig sei der Raum für Flüchtlinge in Hamburg weiterhin dramatisch knapp.

Nach Zahlen der Sozialbehörde aus dem vergangenen Jahr fehlen in Hamburg mindestens 2000 Unterkünfte für politisch Verfolgte. Parallel zum Vorhaben des Bezirks prüft die Sozialbehörde derzeit eine Liste mit Grundstücken im Bezirk Eimsbüttel, die sich für den Bau von dauerhaften Unterkünften eignen könnten. „Es ist sehr wichtig, jede Fläche einzeln zu betrachten und das Umfeld zu berücksichtigen. Sollte sich ein Grundstück für die Unterbringung von Flüchtlingen eignet, werden wir dies frühzeitig kommunizieren“, sagt Sprecher Marcel Schweitzer.