Ochsenwerder. Was Bergedorfs Bezirksamtsleiterin aus der Überschwemmung im Februar ableitet. Und was sie über Mobilität und Spielplätze sagt.

Fast auf den Tag genau ein Jahr ist vergangen, seit Cornelia Schmidt-Hoffmann ihr Amt als Bezirksamtsleiterin in Bergedorf angetreten hat. Einer ihrer ersten Termine führte sie damals auf Einladung der SPD Vier- und Marschlande ins Landgebiet, um im Zollenspieker Fährhaus mit lokalen Vertretern von Vereinen, Wirtschaft, Gärtnern, Landwirten und Gastronomen ins Gespräch zu kommen. Sie versprach wiederzukommen – und hat das nun eingehalten: Unter dem Motto „Die Vier- und Marschlande im Blick“ hatte die SPD am Dienstagabend in die Wein- und Friesenstube in Ochsenwerder geladen. Etwa 40 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, sich mit Bergedorfs Bürgermeisterin auszutauschen.

Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (Mitte) mit Paul Veit (l.) und Laura Wohnrath von der SPD Vier- und Marschlande.
Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (Mitte) mit Paul Veit (l.) und Laura Wohnrath von der SPD Vier- und Marschlande. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Ein Thema, das im Zollenspieker Fährhaus mehrfach angesprochen worden war, war das Hochwasser und der seit Jahren verzögerte Bau der drei Schöpfwerke an der Stromelbe. Mit großer Wucht habe sie das Thema im Februar dieses Jahres eingeholt, als sich die Lage an der Dove-Elbe zuspitzte und das Wasser über die Ufer zu laufen drohte, so Schmidt-Hoffmann. Das habe sie nicht unvorbereitet getroffen: „Aber ich habe nicht erwartet, dass es plötzlich so praktisch wird“, sagte sie.

Binnenhochwasser hat wichtige Erkenntnisse gebracht

Auch wenn Bürger am Ufer sich in der Situation über weite Strecken allein gefühlt hätten, wie Skipper vom Hamburger Yacht Club beklagten, sei ein regionaler Katastrophendienststab vom Bezirksamt rund um die Uhr im Einsatz gewesen, versicherte Cornelia Schmidt-Hoffmann. Eine Woche lang habe man sich fast ausschließlich darum gekümmert. Es seien bittere und anstrengende Tage gewesen, die aber wichtige Erkenntnisse gebracht und im Nachhinein auch einen positiven Effekt gehabt hätten: „Es steht nun auch im Senat deutlich auf der Tagesordnung“, so Schmidt-Hoffmann.

Auch in der Kommunikation und Abstimmung mit dem Technischen Hilfswerk (THW) und der Hamburg Port Authority (HPA) habe man viel dazugelernt. So habe die HPA letztlich von einer automatisierten auf eine Handsteuerung des Tatenberger Siels umgestellt, was neben mobilen Pumpen zur Entspannung der Situation beitrug. In einem erneuten Binnenhochwasserfall – „was wir alle nicht hoffen“ – würden diese Erfahrungen den Ablauf erleichtern, ist sich die Bezirksamtsleiterin sicher.

Schöpfwerk: Woran es bislang noch scheitert

Auch den geplanten Bau der Schöpfwerke, der noch immer am Ankauf von Grundstücken in Neuengamme scheitert, verfolge man mit Hochdruck, versicherte die 58 Jahre alte Amtsleiterin. Schon vor dem Hochwasser im Februar habe sie sich bei der federführenden Umweltbehörde (Bukea) nach dem Stand der Dinge erkundigt. Sollte eine Lösung auch im nächsten Frühjahr nicht gefunden sein, müsse man auch andere Planungsvarianten auf städtischem Grund in Betracht ziehen, betonte Cornelia Schmidt-Hoffmann. Die Entscheidungshoheit liege dabei jedoch nicht im Bezirksamt, sondern bei der Bukea.

Neben der Entwässerung spielte auch das Thema Mobilität in den Vier- und Marschlanden eine große Rolle. Viele Wege werden aufgrund großer Distanzen mit dem Auto erledigt, da Busse nicht im Fünf-Minuten-Takt fahren wie in der Innenstadt. Das sei nicht möglich, weil dann viele Busse leer unterwegs wären, so Schmidt-Hoffmann. Auch eine schienengebundene Lösung, wie eine U-Bahn nach Bergedorf, die sie immer schon gern haben wollte, werde es nicht geben, erklärte die Bezirksamtsleiterin mit einem Augenzwinkern. Viel mehr könnten „On-Demand-Angebote“ wie ioki oder Moia, die immer dann fahren, wenn sie gebraucht werden, eine Lösung sein. „Wir arbeiten daran, in einem überschaubaren Zeitraum solche Angebote zu bekommen“, sagte die Verwaltungschefin.

Ein Mobilitätskonzept für die Vier- und Marschlande

Zudem werde ein Mobilitätskonzept für die Vier- und Marschlande erstellt, das die Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP im März mit einem Antrag auf den Weg gebracht hatte. Zum Ende des Jahres soll es eine Zwischenbilanz im Regionalausschuss geben, kündigte SPD-Bezirksabgeordnete Laura Wohnrath an, die gemeinsam mit Paul Veit durch den Abend führte.

Ebenso werde derzeit im Amt an einer Untersuchung gearbeitet, welchen Platzbedarf Vereine und andere Institutionen im Landgebiet haben und wo es freie Räumlichkeiten gibt, erklärt Cornelia Schmidt-Hoffmann. Schließlich wurde vielfach bemängelt, dass, nachdem viele Gasträume im Landgebiet geschlossen wurden, einige Chöre, Theatergruppen oder Angler keinen Ort mehr haben, um sich zu treffen. Ein neues Bürgerhaus könne aber nicht allein aufgrund mangelnder Finanzierung eine Lösung sein, erklärt Cornelia Schmidt-Hoffmann. Auch die Distanzen seien zu groß, es sei einem Verein in Ochsenwerder nicht geholfen, wenn beispielsweise in Kirchwerder ein solches Haus entstünde. Das Räumlichkeitskonzept, das mit einem Antrag der Koalition angestoßen worden war, könnte helfen, Lösungen zu finden. Darüber soll bald in der Bezirksversammlung (BV) berichtet werden, kündigte Cornelia Schmidt-Hoffmann an.

So geht’s mit der Spielplatzplanung voran

Neuigkeiten gibt es auch zu geplanten Spielplätzen, ein Thema, das Laura Wohnrath seit Beginn ihres Engagements in der BV vor drei Jahren verfolgt. Ein Gelände am Fritz-Bringmann-Ring in Fünfhausen war zwar bereits in städtischem Besitz, musste aber dennoch vom Bezirksamt Bergedorf angekauft werden. Dies sei nun gelungen, verkündete Cornelia Schmidt-Hoffmann. Im Oktober solle ein Beteiligungsverfahren mit Kindern starten, im nächsten Jahr könne dann der Bau beginnen. In Ochsenwerder seien die Verhandlungen über einen Grundstücksankauf hingegen noch nicht beendet.

Die Anregung, eine Zukunftswerkstatt für die Vier- und Marschlande zu initialisieren, halte sie aufgrund der vielfältigen Themen nicht für zielführend. Auch eine Stadtwerkstatt, wie es sie zuletzt in Moorfleet gab, könne kein regelmäßiges Instrument sein, weil es sehr viele Kräfte bündele. Viel mehr nutzte sie die Gelegenheit, auf den Regionalausschuss der Bezirksversammlung zu verweisen, in dem sich Vertreter der Lokalpolitik und der Verwaltung einmal im Monat mit den Themen des Landgebiets auseinandersetzen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können bei den Sitzungen dabei sein und Fragen stellen. Nächster Termin: Dienstag, 4. Oktober, 18 Uhr im Kulturheim, (Mittlerer Landweg 78). Themen sollten vorab per E-Mail eingereicht werden an die Adresse ausschussdienst@bergedorf.hamburg.de.