Hamburg. SPD Vier- und Marschlande lädt zum Austausch mit Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann. Die hört erst mal allen gut zu.

Schon vor mehr als einem Monat hatte die SPD Vier- und Marschlande Cornelia Schmidt-Hoffmann zum Kennenlernen und Austausch ins Zollenspieker Fährhaus eingeladen. Das erwies sich als weiser Schachzug, denn nun, nach gut zwei Wochen im Amt, ist der Terminkalender von Bergedorfs neuer Bezirksamtsleiterin prall gefüllt, wie die 57-Jährige am Mittwochabend im Goldkuppelsaal berichtete.

Dort empfingen die Sozialdemokraten etwa 30 geladene Gäste aus dem Landgebiet, darunter Vertreter von Sportvereinen, Schützen, aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau, der Gastronomie, Wirtschaft, Landfrauen und Politik. Fast alle nutzten die Gelegenheit, um Fragen an Bergedorfs neue „Bürgermeisterin“ zu stellen, die sich selbst als „Interessenvertreterin Bergedorfs“ und nicht als „Statthalterin des Senats“ versteht. Dies hatte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Gladiator befürchtet, als die Juristin, die zuvor 18 Jahre lang in der Innenbehörde und seit 2016 in der Senatskanzlei tätig war, im Juli als einzige Kandidatin für das Amt vorgeschlagen wurde.

Sie mag den Wind am Deich und den Blick auf die Elbe

Auch wenn sie nach zwei Wochen im Amt noch keine Lösungsvorschläge präsentieren konnte, hörte sich Cornelia Schmidt-Hofmann offen und geduldig die Fragen, Sorgen und Anregungen der Gäste an und versprach, diese mit ins Amt zu nehmen. „Ich bin ja noch neu und kann einfach jede Frage stellen“, sagte die 57-Jährige, die sich im Landgebiet am liebsten am Deich den Wind um die Nase wehen lässt, den Blick auf die Elbe genießt – und sich auch mal am Fähranleger ein Fischbrötchen oder Currywurst mit Pommes schmecken lässt.

Vor allem der Mangel an Räumen für Vereine, Gruppen oder Chöre wurde gleich mehrfach angesprochen. Nachdem immer mehr Gaststätten geschlossen wurden, gebe es im Landgebiet zu wenig Orte, um sich zu treffen, bemängelte Marita Sannmann, Kreisvorsitzende für die Vier- und Marschlande im Chorverband Hamburg. Sie warb für ein Bürgerhaus, das etwa auf dem Butterberg in Ochsenwerder entstehen könnte. Ein einzelnes Haus könne aber kaum die Lösung sein, um bei der Größe des Landgebiets alle Stadtteile abzudecken, so Cornelia Schmidt-Hoffmann. Gastronom Arne Meyer warb daher dafür, Bestehendes zu nutzen und so auch lokale Betriebe zu unterstützen. Eine Möglichkeit könne auch der Saal der Vierländer Schützen sein, der durchaus noch freie Kapazitäten habe, wie Bernd Habenicht (VSG) betonte.

Ausbau von Radwegen in den Vier- und Marschlanden soll geprüft werden

Norbert Kurfürst (SCVM) warb um Parkplätze und einen Festplatz für das Landgebiet, sollte das Containerdorf auf dem Sülzbrack irgendwann abgebaut werden. Das in der Corona-Pandemie gestiegene Interesse der Menschen an Regionalität sollte man als große Chance für das Landgebiet verstehen, empfahl Marlis Clausen (GVM).

Ziel müsse es sein, Touristen nicht nur für einen Tag, sondern über längere Zeit im Bezirk zu halten – auch im überwiegenden Teil des Jahres, wenn nicht die Sonne scheint, betonte Oliver Kahle, der sich für den Tourismus stark macht. Dafür wünsche er sich im Bezirksamt auch mehr „Manpower“. Zudem sei es wichtig, die zahlreichen Radfahrer mehr zu lenken, Radwege auszubauen und auch die Wasserwege zu nutzen. Cornelia Schmidt-Hoffmann versprach, auch das prüfen zu lassen. „Wir können es uns nicht leisten, eine Idee einfach links liegen zu lassen“, sagte sie, die großen Wert darauf legt, die Bergedorfer City und das Landgebiet als eine Einheit zu verstehen.

Veranstaltung könnte etwa einmal pro Jahr wiederholt werden

Ebenso möchte die 57-Jährige, die als Tochter eines Blumenhändlers in Billstedt aufwuchs, sich für die Interessen der Landwirtschaft stark machen, sei es das Ent- und Bewässerungssystem zu erneuern, wie Bauernpräsident Martin Lüdeke anregte, oder zu prüfen, ob Hamburger Ausgleichsflächen nicht auch in Schleswig-Holstein umgesetzt werden könnten statt im Landgebiet, wie Landwirtschaftskammer-Präsident Andreas Kröger anregte.

Nach zwei Stunden waren sich Bezirksamtsleiterin und Gäste einig, dass der gelungene Austausch nur als Auftakt verstanden werden sollte, der etwa einmal pro Jahr wiederholt werden könnte. Ein Organisatorenteam ist bereits gefunden. „Wir machen das“, sagte Laura Wohnrath von der SPD.