Bergedorf. Delegation bemerkt bei Herbstdeichschau keine größeren Probleme. Alte Kate in Altengamme wird vorsichtig verschoben.

Die Deiche in den Vier- und Marschlanden „sind insgesamt in einem guten, wehrhaften Zustand“, sagte Michael Schaper nach der Herbstdeichschau. Neben dem Leiter des Fachbereichs Deichsicherheit im Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) waren weitere hochkarätige Behördenvertreter zwischen Altengamme und Tatenberg unterwegs: Bergedorfs neue Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann war ebenso dabei wie Stefan Klotz (Geschäftsführer) und Olaf Müller (Geschäftsbereichsleiter Gewässer- und Hochwasserschutz) des LSBG.

„Wildkräuter treten vereinzelt auf, sind jedoch nicht prägend für das Gesamtbild“, sagte Schaper. Auch die Deichgeometrie sei gut, Veränderungen des Deichkörpers – etwa Versackungen durch Trockenschäden – seien nicht festgestellt worden. „Problematisch sind streckenweise in den Deichgrund ragende Bäume, die durch Verschattung, Vernässung und Blattwurf den Deich schädigen können“, sagte Schaper. Der LSBG werde mit den Anliegern – Privatleute ebenso wie Bezirksamt – deshalb in Kontakt treten.

Alte Hornkate in Altengamme gefährdet Deichsicherheit

Wie schon bei der Herbstdeichschau 2020, stoppte die Delegation auch an der alten Hornkate am Altengammer Hauptdeich 130. Sie steht im Deichgrund und gefährdet die Deichsicherheit, wurde deshalb von der Stadt gekauft und muss weichen. Bergedorfs Politik will einen Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes unbedingt vermeiden. Alternativen wären ein Ab- und Wiederaufbau oder ein Verschieben des Gebäudes. Auch Letzteres, die sogenannte Translozierung en bloc, also Verschiebung ohne Ab- und Aufbau, sei grundsätzlich möglich, habe ein Gutachter festgestellt. Diese Methode könnte weniger Bauteilverluste bedeuten. „Deshalb ist es unser Ziel, die Kate zu verschieben“, sagt Schaper.

Die Kate am Altengammer Hauptdeich 130 steht zu weit im Deich.
Die Kate am Altengammer Hauptdeich 130 steht zu weit im Deich. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Bei der Translozierung wird das Gebäude auf Stahlschienen gesetzt und im Schneckentempo um wenige Meter verschoben. Schaper geht davon aus, dass die spektakuläre Maßnahme „nicht vor 2023“ durchgeführt werden könne: „Zunächst muss ein Plangenehmigungsantrag gestellt werden, dann gibt es eine Ausschreibung.“ Nur wenige Firmen böten diese Technik überhaupt an.

Leiter des Fachbereichs geht im Frühjahr in Pension

Michael Schaper ist seit elf Jahren bei Hamburgs Deichschauen dabei. Für ihn war es nun wohl die letzte in den Vier- und Marschlanden: Der 65-Jährige verabschiedet sich im Frühjahr, „nach der Sturmflutzeit“, in den Ruhestand. Die Ausschreibung für seine Nachfolge läuft.

103 Kilometer Hauptdeichlinie ziehen sich durch die Hansestadt, davon rund 30 Kilometer in den Vier- und Marschlanden. Etwa 25 Kilometer bestehen aus Wänden, der Rest sind grüne Deiche. Deichschauen gibt es auch in der Innenstadt (in zwei Bereichen) und auf der Veddel, in Wilhelmsburg und im Bereich Süderelbe – jeweils zweimal im Jahr. Alle zwei Jahre wird der Deich im Bereich von Sperrwerken und die zweite Deichlinie begutachtet.

Dämme werden um 80 bis 100 Zentimeter erhöht

In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden alle Deiche erhöht. Als Orientierungspunkt dient bei solchen Arbeiten der Pegel St. Pauli, dem der Bemessungswasserstand von 7,30 Metern Normalhöhennull zugrunde lag. Doch „Sturmflutschutz ist eine Aufgabe für die Ewigkeit“, sagt Schaper. Deshalb sollen die Deiche bis 2050 auf einen Bemessungswasserstand von 8,10 Metern (St. Pauli) wachsen. Das heißt, sie werden um 80 bis 100 Zentimeter erhöht und deshalb um fünf bis sechs Meter verbreitert. Die Arbeiten haben in Wilhelmsburg bereits begonnen. Wann die Vier- und Marschländer Deiche bei dem Bauprogramm Hochwasserschutz dran sind, ist derzeit noch unklar.