Hamburg. Kaum ein Sportclub, der keine Mitglieder während der Pandemie verloren hat. Allmählich zählen Vereine wieder mehr Eintritte.
Die Sportvereine in den Vier- und Marschlanden erholen sich nur langsam von den Spuren, die Corona hinterlässt. Seit Beginn der Pandemie in Deutschland, im Frühjahr 2020, sind zahlreiche ihrer Mitglieder ausgetreten. Vor allem im zweiten, harten Lockdown, der im November vergangenen Jahres begann, hagelte es Mitgliedschaftskündigungen. Inzwischen geht es wieder aufwärts, berichten die Vereinschefs. Doch es dürfte noch eine ganze Weile dauern, bis die Mitgliederzahlen von vor der Pandemie wieder erreicht werden.
Sport-Verein Nettelnburg/Allermöhe
Der Sport-Verein Nettelnburg/Allermöhe (SVNA) hat auch viele Mitglieder aus dem Landgebiet. Insgesamt gut 1800 Sportler sind in ihm vereint, vor Corona waren es etwa 2000, und im harten Lockdown sank die Zahl auf 1700. „Wir sind dabei, uns zu erholen“, sagt der Vorsitzende Heiner Zwiebelmann – auch wenn die Corona-Regeln den Verein nach wie vor vor harte Herausforderungen stellen würden.
Bei 3G-Angeboten (für Geimpfte, Genesene und Getestete) seien die Gruppen klein, weil für einen Sportler in der Halle zehn Quadratmeter Platz vorhanden sein müssen. „Wir brauchen deshalb mehr Übungsleiter und zusätzliche Hallenzeiten.“ Einige Gruppen würden unter 2G-Bedingungen trainieren, also nur noch mit Sportlern und Anleitern, die gegen Corona geimpft oder genesen sind. Vermutlich würde in den Hallen bald überall die 2G-Regelung für SVNA-Sportler greifen, berichtet Zwiebelmann.
Sport-Verein Curslack/Neuengamme
Der Sport-Verein Curslack/Neuengamme (SVCN) bildet eine Ausnahme: Er zählte vor Corona 1060 Mitglieder, verlor 90 Sportler – und gewann schließlich mehr als 140 hinzu. „Heute sind es mehr als 1100“, sagt der Vorsitzende Hartmut Helmke. Bereits vor drei Jahren bot der Verein neue Sparten wie Karate an, die kräftig gezogen hätten. Die Karateka würden inzwischen bei Meisterschaften abschneiden. Auch im Jugendfußball habe es erhebliche Zuwächse gegeben. „Wir sind dort nun breiter aufgestellt, haben derzeit 17 Mannschaften. Vor vier Jahren waren es elf“, sagt Helmke. Dies sei unter anderem neu ins Landgebiet gezogenen Familien zu verdanken.
„Wir hatten als Verein nie das Gefühl, das wir Corona nicht überleben würden“, sagt Helmke und fügt hinzu: „Die Hälfte der Mitglieder hätten wir aufgrund der üblichen Fluktuation vermutlich sowieso verloren.“ Nur habe es so gut wie keine Neueintritte gegeben – bis zum Frühjahr 2020. „Viele wollten nach dem langen Lockdown wieder Sport treiben und es gab dann ja auch gute Öffnungsschritte.“
Sport war – anders als im ersten Lockdown – plötzlich in Mannschaftsstärke wieder erlaubt. Beim SVCN sei man inzwischen sogar an der Grenze des Leistbaren, weil der Aufwärtstrend anhalte und die Zahl der Mitglieder weiter wachse. „Beim Kinderturnen haben wir bereits eine Warteliste.“ Noch im Oktober will der Verein in der Sporthalle grundsätzlich 2G einführen. Seit dem heutigen Montag müssen Schnelltestes selbst bezahlt werden. Die Vereine können diese Kosten nicht für ihre Mitarbeiter übernehmen, müssen sich deshalb von ungeimpften Anleitern verabschieden.
Sport-Club Vier- und Marschlande
Der Sport-Club Vier- und Marschlande (SCVM) setzt weiterhin auf 3G, akzeptiert also auch negative Schnelltestergebnisse, berichtet Geschäftsführer Thomas Niese. „Wir warten ab, wie man sich nun, nachdem die Tests Geld kosten, verhält.“ Die Austrittswelle – der Verein verlor ebenfalls rund zehn Prozent seiner Mitglieder – sei vorbei. Niese: „Inzwischen zählen wir mehr Ein- als Austritte.“ Bei den Eintritten würden sich Rückkehrer und neue Gesichter die Waage halten. „Wir freuen uns natürlich auch über die Rückkehrer, die vielleicht aus persönlichen Gründen den Verein verlassen mussten.“ Im Oktober 2020 zählte der SCVM fast 3200 Aktive, „heute sind es 150 weniger“.
Mitgliedsbeiträge seien auch während der Pandemie in voller Höhe verlangt worden, berichtet Niese, „so wie von allen anderen Hamburger Sportvereinen auch“. Dies würde der Gesetzgeber vorschreiben, die Vereine hätten laut Niese keine andere Wahl, „weil sonst der Status ihrer Gemeinnützigkeit gefährdet wäre“. Mit rund 20 Sparten sei der SCVM breitgefächert aufgestellt. Niese: „Wir müssen agil sein und gute Angebote vorhalten.“
Turn- und Sportgemeinschaft Bergedorf
Die Turn- und Sport-Gemeinschaft (TSG) Bergedorfhabe in der Krise rund 20 Prozent ihrer einst knapp 11.000 Mitglieder verloren, während sie kaum neue Mitglieder begrüßte, berichtet Boris Schmidt, geschäftsführender Vorsitzender. Ihn tröstet, dass es im dritten Quartal 2021 bereits 600 Neueintritte gab – deutlich mehr als in den Vergleichszeiträumen 2018 und 2019. „Wir rechnen deshalb im vierten Quartal, einem Zeitraum, in dem wir erfahrungsgemäß besonders viel Zuwachs bekommen, mit mehr als 1000 Neueintritten. Trotzdem brauchen wir mindestens zwei Jahre, um auf den alten Stand zu kommen.“ Im Sportforum (Billwerder Billdeich), Sportzentrum (Am Bult) und be.fit im Bille Bad gilt 2G.