Hamburg. Der drittgrößte Breitensportverein Hamburgs leidet unter der Corona-Krise – zwölf Prozent weniger Mitglieder seit Jahresbeginn.
Wenn der Vorsitzende der TSG Bergedorf, Boris Schmidt, an diesem Freitag seinen 58. Geburtstag feiert, hat er vor allem einen Wunsch: „Dass wir die Pandemie möglichst schnell in den Griff kriegen und zur Normalität zurückkehren können, vor allem zur Normalität des Sports, denn der liegt mir besonders am Herzen.“
Die TSG, nach Sportspaß und dem Eimsbütteler TV der drittgrößte Breitensportverein Hamburgs, trifft die Krise besonders hart. Zum Jahreswechsel wird die Mitgliederzahl zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder auf unter 9000 Sporttreibende sinken. Seit Jahresbeginn ist das ein Verlust von zwölf Prozent.
Corona-Krise trifft Vereine hart – besonders solche wie die TSG Bergedorf
Insgesamt gibt es im Hamburger Sportbund (HSB) nach acht Monaten Corona-Pandemie rund 20.000 Vereinssportler weniger als vor der Krise. Hinzu kommen 45.000 Mitglieder weniger in den Hamburger Fitnessstudios und noch einmal rund 7000 Austritte beim Verein Sportspaß, der nicht mehr im HSB organisiert ist. In Schleswig-Holstein haben die Sportvereine übers Jahr im Schnitt zehn Prozent ihrer Mitglieder verloren.
Doch nicht alle trifft die Krise gleich hart. Vereine wie die TSG Bergedorf oder die TSV Reinbek, die vor allem auf Fitness und Gesundheitssport setzen, sind stärker betroffen als ländliche, vom Mannschaftssport geprägte Clubs wie der TuS Aumühle-Wohltorf. „Wir haben bislang noch keine Probleme“, sagt TuS-Geschäftsführer Olaf Korth.
Hamburger Sportvereine bereiten Forderungen an die Politik vor
Wie rasant die Entwicklung jedoch ist, zeigt das Beispiel des SC Vier- und Marschlande, der zu Jahresbeginn noch 3450 Mitglieder zählte. „Ich wäre froh, wenn wir zum Jahresende mit 3200 rausgehen“, hatte Geschäftsführer Thomas Niese bereits vor drei Wochen erklärt. Wenige Tage später, Mitte November, war das bereits Makulatur, der SCVM war auf 3124 Mitglieder gefallen.
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Am 10. Dezember wollen die „Topsportvereine“ – das sind 29 Großclubs aus der Metropolregion Hamburg, darunter TSG, SCVM und TSV Reinbek – öffentlich Forderungen an die Politik stellen. Das Ziel, die Pandemie einzudämmen, unterstütze man zwar, so Schmidt, „aber Sport, Kultur, Restaurants, wo es Hygienekonzepte gibt, dürfen nicht länger dafür herhalten müssen, dass die Infektionszahlen runtergehen. Wir brauchen eine neue Strategie: diese Bereiche öffnen, aber dafür eine Ausgangssperre für die Bürger ab 22 Uhr.“
Bis dahin will Schmidt beim Geburtstag erst einmal Überzeugungsarbeit in der eigenen Familie leisten: „Meine Eltern, beide über 80 Jahre und Hochrisikogruppe, wollten den Bruder mitbringen. Ich sagte: ,Geht nicht, dritter Haushalt!’ Nicht mal die Risikogruppe nimmt offenbar den Lockdown ernst.“