Kirchwerder. Bei den Bezirksliga-Fußballern des SC Vier- und Marschlande spielen zwei eineiige Zwillingspaare.

Der Verteidiger des Farmsener TV kam sich vor wie der Hase in der Geschichte vom Hasen und dem Igel der Brüder Grimm. „Spielst du eigentlich überall? Du warst doch gerade noch auf der anderen Seite“, sagte er zu Peer Wegner vom SC Vier- und

Marschlande. Wegners Antwort: „Dann guck’ mal bei uns ins Zentrum.“ Die Verwirrung beim Fragesteller wurde noch größer. Denn auch dort galt: Vorsicht, Verwechslungsgefahr!

In der Bezirksliga-Fußballpartie Anfang Dezember des vergangenen Jahres standen erstmals alle vier Zwillinge des SCVM gemeinsam in der Startelf. Genauer gesagt: Auf den beiden Außenbahnen spielten die 20-jährigen Peer und Erik Wegner, im Zentrum tummelten sich die 19-jährigen Julian und Laurin Pax.

„Kein Unterschied“ – Trainer Thorsten Beyer resigniert

SCVM-Trainer Thorsten Beyer hat die Hoffnung aufgegeben, seine zwei eineiigen Zwillingspaare auseinanderhalten zu können. „Bei den Wegners ist das aussichtslos. Da ist im Gesicht kein Unterschied“, betont der Coach. „Bei den Pax’ dachte ich, dass ich sie unterscheiden könnte, und dann habe ich neulich doch in der Zwillingslotterie verloren. Ich hätte sogar gewettet, dass Laurin vor mir stand. Es war aber Julian“, sagte Beyer, der einräumte. „Ich hatte als Jugendtrainer der Herzbergs (Kevin und Dennis, heute SV Altengamme, die Red.) auch so meine Schwierigkeiten.“

Während Erik und Peer Wegner beim stark verjüngten SC Vier- und Marschlande als vergleichsweise erfahrene Akteure zur Stammelf zählen, müssen sich Laurin und Julian Pax noch an die härtere Gangart im Herren-Fußball gewöhnen. Zumal beide noch in der A-Jugend auflaufen könnten. Doch zumindest der eine Minute jüngere Laurin war vor der Coronapause auf dem besten Weg zur Stammkraft.

Was auch an dessen Jahr als Austauschschüler in Texas liegen könnte, wo für ihn als Mitglied des Highschool-Fußballteams fünfmal Training in der Woche auf dem Programm stand. „Laurin ist dort definitiv besser geworden“, findet Bruder Julian.

Wichtige menschliche Erfahrung

Das Jahr ohne seinen Zwilling bezeichnet Laurin als „ungewohnt, aber wichtige menschliche Erfahrung. Ich bin selbstständiger geworden“. Als es allerdings darum ging, in welcher SCVM-Mannschaft er nach der Rückkehr in die Heimat kicken wollte, A-Jugend oder 1. Herren, wählte er das Männerteam. „Julian hatte sich bereits für die ,Erste’ entschieden, und ohne ihn wäre es nicht lustig gewesen“, sagt Laurin Pax, der wie sein Bruder noch bei den Eltern in Curslack wohnt.

Nahezu unzertrennlich sind hingegen die Wegners, die Wirtschaftsingenieurwesen als dualen Studiengang betreiben. Während des theoretischen Unterrichts wohnen sie gemeinsam in Elmshorn, während der Praxiszeit bei den Eltern in Kirchwerder. Und auch ihre Auslandserfahrung (acht Monate Kanada) verbrachten sie gemeinsam in einer Gastfamilie.

Experte für Zwillingswesen

„Die konnten uns erstaunlicherweise schnell auseinanderhalten“, sagte Erik, der um drei Minuten ältere. Mehr Probleme hatte da selbst Vater Wolfgang Wegner. „Der hat uns in der Jugend trainiert und nach einem Fehler öfter mal den falschen angeschnauzt“, sagte Peer.

Diesbezüglich sollte er Stunden bei Co-Trainer Alexander Barthels nehmen. „Der ist Experte für Zwillingswesen“, weiß Trainer Beyer. „Der erkennt sie am Gang, aus der Entfernung, an der Gestalt – das bewundere ich.“

Unser Reporter hatte beim Fototermin übrigens einen kleinen Vorteil bei den Wegners. Eriks Gesicht war nach einer Weisheitszahn-Operation noch etwas angeschwollen. Bei den Pax’ ging es ihm dagegen wie dem Hasen bei den Brüdern Grimm.