Kirchwerder. Es gib neuen Ärger um den Glasfaserausbau im Landgebiet: Die Rohre liegen in der Erde, aber die Kabel werden nicht eingezogen.
Der Ausbau des schnellen Internets in den Vier- und Marschlanden bewegt die Gemüter. Während die einen nicht davon profitieren, obwohl sie in der Behörde für Kultur und Medien als „unterversorgt“ bekannt sind, wundern sich andere, dass ihr Anschluss lange auf sich warten lässt.
Alfred Jonas aus Kirchwerder berichtet, dass bereits im Dezember 2019 Rohre für die Kabel in der Heinrich-Osterath-Straße verlegt worden seien. „Die Rohrleitung führt bis zu dem Verteilerkasten in unserem Haus“, sagt er. „Nur die Glasfaserkabel fehlen.“
Der Glasfaserausbau in den Vier- und Marschlanden stockt schon seit einiger Zeit
„Vielen Nachbarn geht es so wie mir“, sagt der 75-Jährige. „Nur wenige Anlieger in unserer Straße sind inzwischen angeschlossen.“ Jonas hat zahlreiche Instanzen bemüht, die Antworten seien stets „unbefriedigend“ gewesen. Im Januar hatte er im Regionalausschuss nachgefragt, warum die Kabel nicht längst verlegt seien.
Im März erhielt er dann schriftlich Antwort: „Antwort der Behörde für Kultur und Medien: In Kirchwerder gab es zuletzt Schwierigkeiten, die Umsetzung des Breitbandausbaus mit dem Deicherhöhungsprogramm abzustimmen und in Einklang zu bringen. Mit einer Fertigstellung der Breitbandfördermaßnahmen ist im Laufe des Jahres zu rechnen.“
Viel Ärger mit verschiedenen Anschlusstechniken gehabt
Dazu Jonas: „Die Antwort der Behörde lässt Unkenntnis erkennen.“ Schließlich seien die Erdarbeiten mit dem Verlegen der Rohrbündel zur Aufnahme der Glasfaserkabel ja längst abgeschlossen, würden lediglich die Kabel fehlen. „Das dürfte in diesem Fall wohl weniger mit dem Deicherhöhungsprogramm zu tun haben, sondern eher mit der nicht beendeten Anschlussarbeit.“
Der Senior habe über die Jahre „viel Ärger mit verschiedenen Anschlusstechniken gehabt“. Deshalb habe er sich auch an die Deutsche Telekom gewandt, schriftlich und im Shop im Sachsentor persönlich. „Ich habe etliche Gespräche geführt und Anfragen gestellt. Bis ich eine Antwort erhielt, war ein dreiviertel Jahr vergangenen – und Aufklärung bot sie auch nicht.“ Im Gegenteil, betont Jonas: „Viele Gesprächspartner machten den Eindruck, als wissen sie gar nicht, wovon sie eigentlich reden.“
Arbeiten wurden Mitte 2020 unterbrochen
„Im Rahmen des Förderverfahrens der Stadt soll auch das Grundstück in Kirchwerder an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Die Arbeiten dort wurden Mitte 2020 nach Auskunft der Telekom unterbrochen und sollen im September mit einem neuen Unternehmen fertiggestellt und Ende des Jahres abgeschlossen werden“, verweist Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Kultur und Medien, auf das Ex-Staatsunternehmen. „Die Gründe der Verzögerung liegen nach Auskunft der Telekom unter anderem im Wechsel der Baufirma und der prioritären Fertigstellung der Arbeiten im Deichbereich, die bis Mitte September abgeschlossen werden müssen.“
Stefanie Halle, Sprecherin der Deutschen Telekom, ergänzt: „Hinzu kamen Verzögerungen durch die Pandemie.“ Ungefähr 80 Prozent der Hausanschlüsse seien in der Straße bereits gebaut und würden bis Ende des Jahres fertiggestellt, betont Isermann. „Für die endgültige Fertigstellung sind noch weitere Kabelzugarbeiten für die Anbindung notwendig“, sagt Stefanie Halle.
Telekom vermeidet gegenüber Kunden Auskunft über genauen Zeitpunkt
Jörg Froh von der CDU Bergedorf wohnt am Allermöher Deich. Auch dort warten etliche Menschen eine gefühlte Ewigkeit auf das schnelle Internet. Die Telekom versendet Rundmails, in denen sie erneut über eine „Verzögerung der Bereitstellung Ihres Wunschtarifs „ informiert“. In dem Schreiben heißt es: „Bedauerlicherweise kommt es zur Zeit zu Verzögerungen im Netzausbau. Aus diesem Grund können wir Ihren gewünschten Tarif leider erst etwas später an Ihrem Wohnort bereitstellen.“