Kirchwerder. Zahlreiche Anlieger vom Kirchwerder Elbdeich finden beim Förderverfahren für schnelles Internet noch keine Berücksichtigung.

Uwe Carstens ärgert sich über seinen Internetanschluss. Er lebt am Kirchwerder Elbdeich 96 und empfängt das weltweite Netz in Zeitlupen-Tempo. Die Deichstraße ist derzeit gesperrt, weil die Deutsche Telekom dort – wie auch an vielen anderen Orten in Hamburg – im Auftrag der Stadt schnelle Glasfaser-Leitungen verlegt. Damit sollen die sogenannten weißen Flecken in der Stadt – insgesamt etwa 5200 Anschlüsse für rund 9300 Haushalte und etwa 1000 Unternehmen – verschwinden. Doch Carstens (67) und seine Nachbarn werden (vorerst) nicht von dem Breitband-Ausbau profitieren, obwohl sie der zuständigen Behörde für Kultur und Medien als unterversorgt bekannt sind.

Das Förderverfahren der Stadt endet am Kirchwerder Elbdeich in Höhe Haus Nummer 144, teilt Felix Schreiter vom Amt Medien in der Behörde für Kultur und Medien mit. Anlieger, die sich in Richtung Zollenspieker dahinter befinden, werden nicht berücksichtigt. Die genaue Ursache konnte die Behörde nicht benennen.

Unklar ist, ob es Monate oder gar Jahre dauern wird

Grundsätzlich sei es aber so, berichtet Schreiter, dass von vornherein mit etwa 1600 verbleibenden Anschlüssen mit langsamem Internet gerechnet worden sei. Bei einer Übertragungsrate von unter 30 MBit/s gilt ein Anschluss als unterversorgt. Auch diese Haushalte sollen von einem geförderten Ausbau profitieren, betont Schreiter.

Schließlich sei es das erklärte Ziel der Regierungskoalition, allen Hamburgern schnelles Internet zu ermöglichen. Unklar sei allerdings wann, ob es Monate oder Jahre dauern wird, auch diese Haushalte an das schnelle Internet anzubinden. „Die Voraussetzungen hierfür werden insbesondere durch die Förderregularien des Bundes bestimmt“, sagt Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Kultur und Medien.

Anschluss abgelegener Häuser könnte schnell 20.000 Euro kosten

Beim Ausbau der VDSL-Infrastruktur würden nicht immer komplette Straßenzüge berücksichtigt, sagt Schreiter. Haushalte an ein- und derselben Straße könnten verschiedenen Anschlussbereichen der Telekom zugeordnet sein. Bei der Festlegung der auszubauenden Bereiche würden Faktoren wie die Lage und Verbindung von Hauptverteiler- und Verteilerkästen eine entscheidende Rolle spielen. Der Aufwand der einzelnen Hausanschlüsse sei vor Beginn der Maßnahme jeweils sorgfältig abgewägt worden. Der Anschluss abgelegener Häuser könne schnell 20.000 Euro oder mehr kosten, betont Schreiter. Dies sei der öffentlichen Hand nicht zuzumuten.

Carstens verfügt über DSL-Technologie, doch sein Haus befindet sich laut Schreiter weit vom nächsten Verteilerkasten entfernt. Deshalb erreiche ihn nur wenig Datenpower. „Wenn wir Anlieger, die nun außen vor sind, später angeschlossen werden, muss die Straße doch erneut aufgebuddelt werden. Das ist doch verrückt“, sagt Carstens.

Weiteres Geld für unterversorgte Gebiete frühestens 2022

Der 67-Jährige hatte auch den Bergedorfer CDU-Politiker Jörg Froh kontaktiert: „Der sagte mir, dass er mit der künftigen Bezirksamtsleiterin über das Thema sprechen wird.“ Weiteres Geld für die Förderung unterversorgter Gebiete gebe es frühestens 2022, wurde Carstens mitgeteilt. Auch bei der Telekom meldete sich der Rentner – „damit die mich auf dem Zettel haben“. Auf Downloads, bewegte Bilder oder die Nutzung mehrerer Geräte zur gleichen Zeit wird er vorerst weiter verzichten müssen.

Die Telekom konnte unserer Zeitung keine aktuellen Daten zum Stand des Ausbaus in den Vier- und Marschlanden liefern, will dieses aber bald nachholen.