Moorwerder/Spadenland. Modernisierte Messstation Bunthaus registriert Schadstoffe im Elbwasser – und setzt dabei auch auf tierische Helfer.

Die Qualität der fließenden Gewässer in Hamburg wird stets überwacht. Dafür setzt das Institut für Hygiene und Umwelt (HU) im Auftrag der Umweltbehörde neun feste Stationen ein, die die Wassergüte messen und kontinuierlich Informationen über den Zustand der Fließgewässer – Elbe, Bille, Alster und deren Zuläufe – liefern. Die älteste Messstation – sie ging 1975 in Betrieb – ist an der Bunthausspitze in Wilhelmsburg. Vom Gauerter Hauptdeich in Spadenland aus, etwa in Höhe Hausnummer 45, ist sie gut zu sehen. Drei Jahre lang war sie zwecks Sanierung und Modernisierung außer Betrieb. Am Mittwoch gab Umweltsenator Jens Kerstan grünes Licht für den weiteren Betrieb der Messstation.

Mehr als acht Prozent der Stadtfläche besteht aus fließenden Gewässern, betont Thekla Börs, Leiterin des Bereichs Umweltuntersuchungen im HU-Institut. Die Wasserqualität müsse gemäß den Anforderungen der Europäischen Union (Wasserrahmenrichtlinie) kontinuierlich gemessen werden.

Grundinstandsetzung kostete rund 300.000 Euro

Knapp 300.000 Euro kostete die Grundinstandsetzung. Unter anderem wurde der solide, 14 Tonnen schwere Ponton von 1929 restauriert und ein zweiter Container aufgestellt, sodass nun rund 30 Quadratmeter Arbeitsfläche zur Verfügung stehen. „Die Datenübertragung funktioniert nun schneller und zuverlässiger“, sagt Dr. Ansgar Ferner, Geschäftsführer des rund 320 Mitarbeiter starken HU-Instituts, in dessen Umweltbereich etwa 90 Fachleute tätig sind.

Ferner: „Außerdem wurde ein Gerät für Nährstoffmonitoring angeschafft.“ Es wurde erst jüngst entwickelt. Mit ihm werden Phosphor- und Stickstoffverbindungen alle 20 Minuten gemessen und per Computer ausgewertet. „Hamburg ist eines der ersten Bundesländer, das so ein Gerät im Dauerbetrieb einsetzt“, fügt Christian Ebel, Referent der Umweltbehörde hinzu. Bisher seien diese Proben monatlich per Hand aus dem Wasser genommen und im Labor ausgewertet worden. So sei bis 1988, als die Computer im HU-Institut Einzug hielten, generell vorgegangen worden. „Alle Daten wurden damals manuell ausgewertet und per Hand eingegeben“, sagt Ferner.

Daten werden alle zehn Minuten an Zentralrechner weitergeleitet

Viele Schadstoffe würden in den Gewässern der Stadt landen, etwa Einleitungen der Industrie und Agrarwirtschaft, durch Ausbaggerungen aufgewirbelte Sedimente oder der Abrieb von Autoreifen, der durch Regen in die Kanalisation gespült wird und in die Flüsse gelangt, betonte der Umweltsenator.

Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit, Trübung und Temperatur der Elbe werden in der Messstation Bunthaus rund um die Uhr erfasst. Alle zehn Minuten werden die Daten in den Stationsrechnern gespeichert und an den Zentralrechner in Rothenburgsort weitergegeben. Als Warnsystem dienen Wasserflöhe und Algen, wichtigste Bestandteile der Daphnien- und Algentoximeter. Dabei handelt es sich um Testsysteme mit kleinen Krebsen und Algen. Zehn winzige Tierchen schwirren in einem Behältnis umher, das vom Elbwasser durchströmt wird – solange es ihnen gut geht. Sie werden rund um die Uhr gefilmt, sind auf einem Bildschirm zu sehen. Sinken sie zu Boden oder streben hektisch der Oberfläche entgegen, dann stimmt etwas nicht. Dann werde in der Zentrale der Experten des HU-Instituts in Rothenburgsort Alarm ausgelöst, woraufhin umgehend Proben entnommen würden. Verunreinigtes Wasser könnte der Grund für das Absterben der Tierchen sein.

Anlage kann auch Aufschluss über Herkunft der Stoffe geben

Ähnlich verhält es sich mit dem Algentoximeter: Grünalgen schwimmen in einem durchsichtigen Behältnis, reagieren entsprechend auf Giftstoffe, die mit dem Elbwasser durch ihren Lebensraum gespült werden könnten.

Die Messanlage an der Bunthausspitze könne auch Aufschluss darüber geben, woher Schadstoffe stammen, betont Kerstan, ob aus dem Hafen oder aus den Nachbarländern.

Nicht nur Experten haben auf die Messdaten Zugriff. Wer etwa wissen möchte, wie warm die Norderelbe gerade ist oder wie sich der Sauerstoffgehalt entwickelt hat, kann online nachschauen (hamburg.de/hu/daten) – oder er nutzt die „Gewässerdaten Hamburg“-App.

Auch während des Umbaus der Messstation wurde der Zustand der Fließgewässer regelmäßig kontrolliert – mithilfe einer mobilen Messstation, die hinter dem Moorwerder Hauptdeich aufgebaut worden war. Das zu kontrollierende Wasser wurde per Schlauchverbindung in die Anlage hineingepumpt. In der Bergedorfer Innenstadt existiert neben dem Hasse-Haus eine weitere feste Messstation. „Dort werden die Werte der Bille kontrolliert. Schließlich speist sie das Entnahmegebiet Curslack mit Trinkwasser“, sagt Werner Blohm vom HU-Institut. Eine weitere Station befindet sich unter der Lombardsbrücke an der Alster. Das HU-Institut existiert seit 1892. Es wurde gegründet, als die Cholera-Epidemie in Hamburg wütete und rund 8000 Tote innerhalb weniger Wochen forderte.