Hamburg. FDP-Fraktion stellt Anfrage zur Entwicklung der Population der geschützten Tierart. Lange blockierten die Schnecken ein Großprojekt.

Es gab keine andere Tierart im vergangenen Jahrzehnt, die Bergedorf so sehr beschäftigt hat wie die „Zierliche Tellerschnecke“. Das vier bis fünf Millimeter kleine, maximal 0,8 Millimeter dicke Weichtier gehört seit 2004 zu den europaweit geschützten Arten und steht in Deutschland auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Und ausgerechnet dort, wo schon seit 2005 Pläne zum Bau eines grünen Logistikparks verfolgt wurden - zwischen Autobahn 25, Curslacker Neuer Deich und Kippstelle der Stadtentwässerung – wurde eines der größten Vorkommen der kleinen, unauffälligen Süßwasserschnecke nachgewiesen und bremste die Gewerbepläne aus.

Langwierige, kostenintensive Umsiedlung der Schnecke

Stephan Meyns und seine FDP-Fraktion in der Bergedorfer Bezirksverammlung fragen nach, wie sich die Population der Zierlichen Tellerschnecke in den neuen Quartieren entwickelt hat.
Stephan Meyns und seine FDP-Fraktion in der Bergedorfer Bezirksverammlung fragen nach, wie sich die Population der Zierlichen Tellerschnecke in den neuen Quartieren entwickelt hat. © FDP | FDP

Die Pläne wurden nicht aufgegeben, aber gestoppt: Es folgte eine langwierige, kostenintensive Umsiedlung der Schnecke. Allein die Kosten, die zur Klärung der Frage beitragen sollten, ob sich die geschützte Art umsiedeln lässt, wurden auf mehr als 250.000 Euro beziffert. Der wissenschaftlich begleitete Versuch um zu klären, dauerte etwa vier Jahre. Etwa 210.000 Tiere – fast doppelt so viele wie Bergedorf Einwohner hat – sollten demnach die Gräben östlich des Kleingartenvereins bevölkern.

Ein Teil der Zierlichen Tellerschnecken zog dann im Herbst 2017 um und wurde in drei Gebiete der Vier- und Marschlande umgesiedelt: in die Allermöher Wiesen, auf eine Ausgleichsfläche in Neuengamme sowie das Gleisdreieck in Kirchwerder. Ziel war es, möglichst viele Individuen in die Zielgebiete zu bringen, um möglichst starke Populationen im neuen Lebensraum zu initiieren. Dafür wurden in den Gräben der Fläche am Curslacker Neuen Deich gutachterlich die Abschnitte ausgewählt, in denen das Vorkommen der Schnecken am größten war. Sie wurden mit Keschern abgefischt und in die neuen Quartiere gebracht.

Liberalen fragen, wie sich die Populationen entwickelt haben

Mehr als drei Jahre später möchte die FDP-Fraktion der Bergedorfer Bezirksversammlung nun erfahren, wie es der Zierlichen Tellerschnecke dort geht und reicht eine entsprechende Anfrage in den Hauptausschuss, der am Donnerstag anstelle der Bezirksversammlung tagt, ein. Unter anderem stellen sie die Frage, ob davon auszugehen ist, dass der Bestand der Zierlichen Tellerschnecke durch den Umzug dauerhaft gesichert ist. Zudem möchten die Liberalen wissen, ob noch weitere Umzugsmaßnahmen der Zierlichen Tellerschnecke geplant sind, bevor das Gebiet am Curslacker Neuer Deich erschlossen wird.

Statt des Baus eines „Grünen Logistikparks“, wie er lange vom Hamburger Senat favorisiert wurde, ist das Gebiet mittlerweile für den Bau eines Innovationsparks mit Erweite­rungs­- und Ausgründungsflä­chen für den Technologie ­Park vom Schleusengraben vorgesehen. Für die Beantwortung von Kleinen Schriftlichen Anfragen bleiben acht Tage Zeit, die Antworten zur FDP-Anfrage müssten also Ende der ersten Februarwoche vorliegen.