Hamburg. Diese Woche wird endlich die Bodenplatte geschüttet. Hinter den Kulissen gab es mit dem Bezirksamt viele Unstimmigkeiten.

Nächste Etappe auf der größten Baustelle Bergedorfs: Auf dem Gelände der ehemaligen Post startet neben der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille nun auch die Projektgesellschaft Bergedorfer Tor (PG Beto) die Rohbauphase mit dem Schütten der Tiefgaragensohle.

Während die Bergedorf-Bille direkt neben dem CCB-Fachmarktzentrum bereits am vierten Stockwerk ihrer künftigen Verwaltung arbeitet, stehen seit einigen Tagen nun auch nebenan zwei mächtige Hochbaukräne. Dort beginnt die Firma Implenia in dieser Woche mit dem Schütten der Bodenplatte, zunächst entlang der Bergedorfer Straße.

Vertraglich ist die Projektgesellschaft gegenüber dem Bezirksamt verpflichtet, bis Freitag dieser Woche, 15. Januar, den nächsten Bauabschritt einzuleiten – eben besagtes Schütten der Tiefgaragensohle. Hierzu waren im Dezember schon Fundamente für die insgesamt drei großen Drehkräne erstellt worden. Für die Kranführer ist ein Rundumblick über Bergedorf garantiert: Der größte Kran soll eine Hakenhöhe von 66,5 Metern haben - und eine Ausladung von 55 Metern.

Auf der Baustelle "Bergedorfer Tor" geht es voran

Kran Nummer drei soll in den nächsten Tagen folgen, „dann ist der Kranausleger auf der Nachbarbaustelle gekürzt und es besteht keine Kollisionsgefahr mehr", erläutert Karl-Friedrich Konietzky, Geschäftsführer der PG Beto. Er ist zuversichtlich, dass die vereinbarten Fristen eingehalten werden: Der Gesamtkomplex Bergedorfer Tor soll im vierten Quartal 2022 stehen, erste Mieter ihre Flächen dann im ersten Quartal 2023 beziehen können. Vertraglich ist die Bezugsfertigkeit erst für Juli 2023 vorgesehen.

Mit dem Bezirksamt gab es hinter den Kulissen weitere Unstimmigkeiten. Bekanntlich stritten sich die Parteien bis zum Baustart im Juni 2020 ausführlich um Fristverlängerungen und Änderungen der Durchführungsbestimmungen. Das verzögerte das Projekt um insgesamt zwei Jahre – und bis zuletzt lagen Projektentwickler und Amt auch noch bei der Nutzung der sechsten Etage im geplanten Medizinischen Zentrum im Rechtsstreit. Die Bauinvestoren planten dort eine Intensivpflegeeinrichtung für Beatmungspatienten.

Bezirksamt verweigerte einen positiven Bauvorbescheid

Das Bezirksamt sah jedoch „eine unzulässige Wohnsituation“ gegeben und verweigerte einen positiven Bauvorbescheid. Weiterer Kritikpunkt: Die hohen Sozial- und Sicherheitsstandards bei den Aufenthaltsräumen seien nicht erfüllt. Dies würde vor allem den Lärmschutz betreffen. „Im Bebauungsplan wurde ursprünglich festgelegt, dass wegen des Lärms durch Weidenbaumweg, B5 und der Bahn straßenseitig keine Wohnnutzung zugelassen wird“, heißt es dazu aus dem Bezirksamt.

„Die Einrichtung ist im städtebaulichen Sinne aber keine Wohnnutzung, sondern eine krankenhausähnliche Unterbringung, die durch die Intensive Care Home 24 GmbH betrieben werden wird. Die Bewohner sind hier von einer intensiven Betreuung abhängig“, sagt dagegen Karl-Friedrich Konietzky. Stetige Belüftung werde sichergestellt, Prallfensterscheiben würden den Geräuschpegel erträglich halten, darüber hinaus sei ein Wintergarten mit Ausrichtung zum Innenhof Teil der Gebäudeplanung.

Alle geplanten Terminen sollen vermutlich eingehalten werden

Das Verwaltungsgericht urteilte nun im Sinne der Projektgesellschaft. Das Bezirksamt muss nun der PG Beto einen positiven Bauvorbescheid zum Änderungsantrag erlassen. Allerdings gibt es noch eine Bedingung: „Bevor eine Änderungsgenehmigung erteilt werden kann, muss noch die Frage des Schallschutzes geklärt sein“, heißt es aus Bergedorfs Verwaltung.

Dennoch: Das Projekt sieht Konietzky nach jeder Menge Anlaufschwierigkeiten nun auf einem guten Weg. „Wir freuen uns, dass wir nach einem schwierigen Jahr, das von Rechtsunsicherheiten sowie Fachkräftemangel und Kapazitätsengpässen im Baugewerbe geprägt war, nun mit dem Rohbau beginnen können.“ Verzögerungen aus dem Vorjahr sollen im Jahr 2021 größtenteils aufgeholt werden, verspricht der Beto-Geschäftsführer, „sodass wir alle geplanten Termine voraussichtlich gut einhalten können“.

Bauprojekt wird auf 140 Millionen Euro geschätzt

Fünf verschiedene Gebäudeteile sind in dem Ensemble des Bergedorfer Tors vorgesehen. Neben Wohnungen wird es auch Platz für Büros, Gewerbe, Gastronomie, besagtes Medizinisches Zentrum und eben auch ein Betreuungsangebot für Menschen mit erhöhtem Unterstützungs- und Pflegebedarf geben.

Bereits unterschriebene Mietverträge gebe es unter anderem mit der Mazé Food GmbH und dem Co-Working-Spezialisten Regus. Das Bergedorfer Tor erstreckt sich zwischen Bergedorfer Straße Weidenbaumsweg und Stuhlrohrstraße über eine Gesamtfläche von 11.132 Quadratmetern. Das Gesamtvolumen des Bauprojekts wird auf 140 Millionen Euro geschätzt.​