Hamburg. Im Hamburger Randgebiet gibt es überhaupt nur zwei Anbieter von Internetanschlüssen. Doch beide kommen nicht voran.

Schon seit vielen Jahren klagen Bewohner in den Vier- und Marschlanden und auch dort ansässige Betriebe über eine mangelnde Internetversorgung. Die Corona-Pandemie, die Erwachsene und Kinder zum Arbeiten und Lernen in den eigenen vier Wänden zwang, verstärkte die Problematik noch einmal extrem.

Doch beide Internetanbieter im Landgebiet – ob per Richtfunk der Firma Miko-Net oder per Kabel durch die Telekom – haben derzeit Probleme, ihr Netz weiter auszubauen, wie sie am Dienstagabend im Regionalausschuss berichteten.

Breitbandausbau in den Vier- und Marschlanden kommt nicht voran

Seit Sommer 2019 ist die Telekom mit dem geförderten Breitbandausbau der unterversorgten Gebiete Hamburgs beschäftigt, zu denen auch die Vier- und Marschlande zählen. Bis 2020 sollten mindestens 1245 der fast 1800 Adressen im Bezirk Bergedorf an die neuen Leitungen angeschlossen sein. Doch aktuell stehen noch an keiner einzigen Adresse Produkte zur Buchung zur Verfügung, musste Julian Burkhardt, Telekom Technik, eingestehen. „Auch wir sind unzufrieden mit dem Stand, wie es in Bergedorf aussieht. Wir haben das Vorhaben nicht so umsetzen können, wie es geplant war“, sagte Burkhardt.

Lesen Sie auch:

Er zählte mehrere Gründe auf, die den Verzug verursacht hätten: Zum einen die Corona-Pandemie, die die Verfügbarkeit von Personal bei Auftragnehmern als auch bei den genehmigenden Behörden stark eingeschränkt habe. Ebenso habe der Abzug eines Auftragnehmers und die daraus folgende Neuvergabe sowie Schwierigkeiten mit Bodenverhältnisse und am Deich den Ausbau erheblich verzögert. Ziel sei es jetzt, im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 möglichst viele Adressen ans Netz zu bringen, so Burkhardt.

Deicherhöhung nicht beachtet – Neuplanung notwendig

Mit Ausnahme von Kirchwerder, wo die Planungen unterbrochen werden mussten, da in der ursprünglich geplanten Trassenführung die bevorstehende Deicherhöhung nicht beachtet worden war. Hier seien ausführliche Abstimmungen mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken, Gewässer (LSBG) noch in Arbeit.

Anwohner, auf deren Grundstücken die neu geplante Trasse verlaufen könnte, würden in Kürze kontaktiert, kündigte der Telekom-Mitarbeiter an. Wann Anschlüsse in Kirchwerder verfügbar sein könnten, sei derzeit nicht abzuschätzen: „Das ist eine Wundertüte“, sagte Julian Burkhardt.

Richtfunk-Internetanbieter bekommt keine Baugenehmigung

Laut Michael Kolle, Chef der Firma Miko-Net , die seit Sommer 2019 Internet per Richtfunk in den Vier- und Marschlanden anbietet, könnte das gesamte Landgebiet innerhalb von vier bis sechs Monaten mit einer stabilen Internetverbindung versorgt werden. „Mitarbeiter und Technik stehen bereit“, sagte Kolle. 70 Kunden seien bislang angeschlossen worden, 200 weitere würden auf der Warteliste stehen.

Um deren Adressen erreichen zu können, müssten aber die beiden mobilen, etwa 30 Meter hohen Masten am Allermöher Deich und am Kiebitzdeich durch 45 bis 50 Meter hohe feste Masten ersetzt werden. Und dafür wurde bisher noch keine Baugenehmigung erteilt. „Wir haben große Schwierigkeiten, die hohen Anforderungen zu erfüllen, was den Prozess sehr verlangsamt“, erklärte Michael Kolle.

Mitnichten sei es aber so, dass im Bezirksamt nicht an der Sache gearbeitet werde, stellte Regionalbeauftragter Lars Rosinski fest. „Auch wir wollen unsere Bevölkerung nicht unterversorgt wissen“, betonte Rosinski, der auf einen noch im Dezember ausstehenden Gesprächstermin mit dem Bauamt und Miko-Net verwies. In der Januarsitzung des Regionalausschusses könne es daher schon einen anderen Sachstand zu dem Thema geben, so Lars Rosinski.