Tatenberg. Elf Meter lange „Delphia“ hat im Sportboothafen Möller an der Dove-Elbe festgemacht. Was die Yacht kann – und was sie kostet.
Am Steg von Sportboothafen Möller am Tatenberger Deich hat eine neue Yacht festgemacht. Auf den ersten Blick fügt die „Delphia“ sich dort unauffällig in die Reihe der Sportboote und Yachten ein. Doch spätestens wenn das elf Meter lange Boot ablegt, wird deutlich, dass es anders ist als seine Artgenossen: Statt lauten Motorgeräuschen herrscht dann einfach nur: Stille. Denn die „Delphia“ ist die erste Yacht in Tatenberg, die Strom statt Diesel tankt.
Dass Boote mit Elektroantrieb auf Dove- und Gose-Elbe unterwegs sind, ist an sich nicht brandneu: Schon seit 20 Jahren gehören kleine Ausflugsboote zur Flotte der Bootswerft Neuengamme und können dort ausgeliehen werden. Und auch „Sutje“, ein Hausboot von Hamburg Boats mit Liegeplatz am Moorfleeter Deich, wird von einem Elektromotor angetrieben. Die „Delphia“ aber ist nun das mit Abstand größte Sportboot mit Elektromotor, sie hat sogar zwei Kajüten und zwei Nasszellen an Bord.
Luxusyacht mit Elektroantrieb noch neu im Angebot
Die Firma Gründl hat mit der „Delphia“ in Tatenberg festgemacht, „um über Elektromobilität auf dem Wasser aufzuklären und sie populärer zu machen“, erklärt Geschäftsführer Richard Gründl. Von seinem Vater Siegfried Gründl vor 65 Jahren in Altona als Wassersportausrüster gegründet, importiert und vertreibt die Firma heute von Bönningstedt (Kreis Pinneberg) aus Boote. Schlauch-, Segel- und Motorboote mit einer Länge von vier bis 21 Metern gehören zum Portfolio – seit etwa zwei Jahren auch mit Elektroantrieb. Damit sei das Thema Elektromobilität auf dem Wasser auch für ihn und sein Team noch relativ neu, doch die Nachfrage der Kunden steige, sagt Geschäftsführer Richard Gründl.
Insgesamt erfahre die Bootsbranche, die in der Corona-Zeit als einer der Gewinner der Pandemie galt, nun seit Beginn des Ukraine-Krieges und infolge gestiegener Energiekosten eine Delle: „Die Nachfrage hat sich reduziert, aber ist trotzdem noch auf einem recht hohen Niveau“, sagt Richard Gründl. Mittlerweile sei man im Verkauf wieder sportlich gefordert, nachdem in der Pandemie doch die sehr komfortable Lage herrschte, nur die zahlreichen Bestellungen abzuarbeiten.
Luxusyacht mit Elektroantrieb: eher zum Entspannen denn zum Rasen
Da die Firma Gründl schon lange einen freundschaftlichen Kontakt zu Torsten Möller und seinem Sportboothafen pflegt, können Skipper nun drei verschiedene Elektromodelle kennenlernen: Ein offenes Sportboot aus der dänischen Werft Rand, ein Schlauchboot des französischen Produzenten Zodiac sowie die „Delphia 11 – Elektrisch“ der größten polnischen Freizeitbootwerft, mittlerweile Teil des französischen Bootsbauunternehmen Groupe Beneteau. Bislang gibt es die „Delphia“ in verschiedenen Längen und auch mit Dieselmotor. Bis 2025 soll aber komplett auf Elektroantrieb umgestellt werden, erklärt Product Marketing Manager Luka Modrijan.
Als Torsten Camin das erste Mal an Bord der Elektroyacht ging, sei er schon skeptisch gewesen, gibt der 60-Jährige aus Kirchwerder zu. Schließlich ist der Verkaufsleiter bei der Firma Gründl seit Jahrzehnten mit Sportbooten vertraut. Das Fahrgefühl der Delphia mit Elektromotor der Firma Torqeedo aus Oberbayern habe ihn aber direkt überzeugt. „Es ist total erholsam und entspannend, sicher aber kein Boot zum Rasen“, sagt Camin. Hohe Geschwindigkeit sei bei vielen Kunden, die Wert auf Umweltfreundlichkeit legen, aber auch nicht mehr gefragt, berichtet er.
Eine Batterie reicht bei 8 km/h für 63 Kilometer
Für die „Delphia“ sei die Dove-Elbe, auf der kaum Strömung oder Wellengang herrscht, das ideale Revier, meint der Vierländer. Schließlich beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit dort für alle Fahrzeuge mit Maschinenantrieb 4,3 Knoten – das sind acht Kilometer pro Stunde. In dem Tempo kommt die „Delphia“ mit ihrer voll aufgeladenen Batterie – je nach Temperatur und Wind – etwa 63 Kilometer weit. Es sei also kein Boot, mit dem man von Kiel nach Göteborg fahren würde, sagt Richard Gründl. Das entspräche aber auch nicht der typischen Nutzung von Sportbootfahrern, die zwar viel Zeit an Bord verbringen, aber meist nur etwa vier bis sechs Stunden auch wirklich fahren. „80 bis 100 Fahrstunden pro Jahr sind schon viel“, sagt Torsten Camin.
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Gibt man mit der „Delphia“ Vollgas (gut 13 Kilometer pro Stunde), ist die Batterie nach etwa 50 Minuten leer. Zum Vollladen braucht die Batterie etwa eine Nacht beziehungsweise zwölf Stunden. Ein Stromkabel mit 16 Ampere, wie es heutzutage in allen Sportboothäfen Standard sei, reiche zum Laden, erklärt Torsten Camin. Der Neupreis der „Delphia 11“ mit Elektroantrieb startet bei 400.000 Euro.
Bei der Firma Gründl kann eine Probefahrt vereinbart werden. Kontakt unter Telefon 040/555 05 40 oder E-Mail an info@gruendl.de.