Altengamme. Elfmeterflut am Gammer Weg, Torflut in Düneberg. In der Landesliga überschlagen sich die Ereignisse. Keeper Lars Stephan war der Held.
Es schien so, als sei Lars Stephan, Torhüter des Fußball-Landesligisten SV Altengamme, an diesem Sonnabendnachmittag vom Elfmeterpunkt aus einfach nicht überwindbar zu sein. Bereits in der 66. Minute der Partie gegen den Tabellenführer ETSV Hamburg hatte der Schlussmann einen Strafstoß von Matthias Cholevas pariert und damit für einen Jubelsturm am Gammer Weg gesorgt. Die Lautstärke des Jubels steigerte sich noch in der 88. Spielminute, als Stephan erneut bei einem Elfmeter in die richtige Ecke abtauchte und den Schuss von Hischem Metidji um den Pfosten lenkte. Stephan schrie seine Freude heraus, alle Mitspieler stürmten auf ihn zu, um ihn zu feiern. Das musste der Sieg sein! Doch zu früh gefreut!
Denn während die Vierländer noch jubelten, holte der auf der Linie postierte Schiedsrichterassistent den Referee Dennis Voß zu sich und gab den Hinweis, dass Stephan sich zu früh von der Torlinie weg bewegt hätte. Voß entschied auf Wiederholung des Elfmeters. Diesmal nahm sich Veli Sulejmani der Sache an und versenkte den Ball kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit zum 2:2-Endstand und rettete so einen wertvollen Punkt für die „Eisenbahner“ (88.).
Fußball-Landesliga: War Elfmeter-Wiederholung notwendig?
„Die Wiederholung des Elfmeters fand ich ein bisschen seltsam, weil vorher auch schon mindestens ein ETSV-Spieler in den Strafraum läuft. Ich fand es ärgerlich“, äußerte sich Altengammes Trainer Ingo Carstensen zu der Situation, die sein Team letztlich zwei Punkte kostete. Denn seine Mannschaft hatte eine grandiose Vorstellung geliefert und führte verdient mit 2:1 gegen den Tabellenführer. Nicht einmal der frühe Rückstand durch ein Kontertor von Jan Landau (8.) hatte die Gastgeber aus dem Konzept bringen können. Sie übernahmen nun das Zepter. In einem Laufduell mit dem starken Jesper Garbers wusste sich ETSV-Verteidiger Josiah-Frimpong Basoah schließlich nur noch mit einem Foul im Strafraum zu helfen, sodass es den ersten Elfmeter des Tages gab. Patrick Bierwagen scheiterte erst an Elian Clasen, konnte den Abpraller jedoch zum 1:1 verwerten (22.).
Nun waren die Altengammer deutlich bissiger in den Zweikämpfen und wacher als die schläfrig wirkenden „Eisenbahner“. Ein schnell ausgeführter Freistoß und eine anschließende Hereingabe von Max Böttcher köpfte Dennis Reckstadt schließlich zur 2:1-Führung ein (35.). „Die äußeren Umstände hier sind schon neu für uns“, sagte ETSV-Trainer Matthias Märtens, der den abwesenden Jassi Huremovic vertrat. „Es ist extrem windig, dazu Naturrasen. Aber letzten Endes ist es keine Ausrede. Wir haben uns gerade in der ersten Halbzeit einlullen lassen, anstatt uns auf unsere Stärken zu besinnen und die Chancen, die wir trotzdem herausgespielt haben, zu nutzen.“
Dennis Reckstadt knallt gegen den Pfosten und bricht sich Zähne ab
Nach dem Seitenwechsel hatte der ETSV Hamburg dann sogar Glück, dass Altengammes Max Böttcher die Vorentscheidung verpasste, als er nur den Pfosten traf (56.). Dann rückte „Elfmeterkiller“ Lars Stephan in den Blickpunkt. Nach seinem ersten gehaltenen Elfmeter (66.) folgte eine aufregende Schlussphase, in der Altengammes sehr stark spielende Kreisliga-Leihgabe Dominic Teßmann nach einem Foulspiel an Klaas Kohpeiß auf Höhe der Mittellinie die Rote Karte sah (74.). Dann knockte sich Reckstadt aus, als er bei einer Rettungsaktion gegen den Pfosten knallte und Stücke seiner vorderen oberen Schneidezähne abbrachen (79.).
- Jetzt anmelden für den 10. Bergedorfer Citylauf!
- Trampolinturnen - Das Spiel mit der Schwerkraft
- Bergedorfer Rallye-Pilot: Vom E-Auto zurück zum Verbrenner
Nun drückte der ETSV enorm und erzwang den nächsten Elfmeter, den Stephan erst hielt, aber bei der Wiederholung chancenlos war (88.). Beinahe hätte es für die Gäste danach noch zum Sieg gereicht: Ein Freistoß von Sulejmani klatschte an die Latte (90.+3). So blieb es beim leistungsgerechten Remis. „Es war ein geiler Auftritt. Leidenschaftlich, läuferisch stark, kämpferisch stark und wir hatten auch ein paar gute Ball-Passagen“, lobt Altengammes Coach Carstensen sein Team. „Aber wenn du hier das 3:1 machst, dann ist der Drops gelutscht. In Unterzahl ist das 2:2 dann aber aller Ehren wert.“ Auch Märtens konnte sich mit der Punkteteilung anfreunden: „Wir haben es nicht konsequent zu Ende gespielt. Dann ist es gegen eine der stärkeren Defensiven der Liga einfach schwer.“
Düneberger SV bläst mit 7:0-Kantersieg zur Aufholjagd
Der Abstand der „Eisenbahner“ auf den Tabellenzweiten vom Düneberger SV beträgt nun nur noch drei Zähler. Der DSV hatte unmittelbar vor dem Anpfiff des Altengamme-Spiels am heimischen Silberberg das abstiegsbedrohte Team von Kosova mit 7:0 nach Hause geschickt. DSV-Stürmer Mert Akkus stach als vierfacher Torschütze heraus (9., 11., 57. ,69.). Die übrigen Treffer steuerten Marvin Möller (17.), Paul Jürß (24.) und Tarik Cosgun (29.) bei. Da der ETSV Hamburg zudem das deutlich schwerere Restprogramm hat, ist plötzlich wieder vieles möglich.
„Wir haben uns nach der 3:6-Niederlage Anfang März beim ETSV vorgenommen, die Saison so erfolgreich wie möglich zu beenden“, betont DSV-Ligaobmann Andreas Kreutzer. „Zum einen natürlich, um dann fit für die Relegation gegen den Zweiten der Hammonia-Staffel zu sein. Zum anderen wäre es fatal, wenn wir nicht zur Stelle wären, falls der ETSV tatsächlich noch mal strauchelt.“
SV Altengamme: Stephan (1) – Wegner (3), Behr (3), Teßmann (4), Kleinert (3) – Bierwagen (2), Böttcher (3), Klasen (4) ab 79. Geffert (-), Garbers (2) ab 90. Meyer (-) – Reckstadt (2) ab 79. Voß, Buck (3) ab 90. HeitbrinkETSV Hamburg: Clasen (3) – J. Basoah (4) ab 46. Kröner (3), Brudler (4), Monteiro (4), Klein (3) – Ilic (4) ab 56. Metidji (3), Kwame (4), Aydin (4) ab 56. Cholevas (4), Sulejmani (3) – Kohpeiß (4) ab 75. Pruchner, Landau (4)