Ochsenwerder. Der Hamburger Schüler war bei einem Unfall in Altengamme gestorben. Die Gemeinde sammelt Spenden, um die Familie zu unterstützen.

Als in der Gemeinde St. Pankratius im Sommer vor einem Jahr zum Frauenabendbrot unter freiem Himmel geladen wurde, da mischte sich auch ein aufgeweckter kleiner Junge unter die älteren Damen. „Aram holte ihnen Eis und geröstete Marshmallows und hatte dabei das größte Vergnügen“, erinnert sich Andreas Meyer-Träger gern an diesen Abend zurück.

Denn es sind nur noch Erinnerungen, die bleiben: Aram lebt nicht mehr. Der Elfjährige starb vor eineinhalb Wochen bei einem schrecklichen Unfall auf dem Altengammer Hauptdeich. Als er an diesem Donnerstagmittag um kurz nach 13 Uhr mit seinem Vater Rami Mdah die Straße überqueren wollte, wurden beide von einem Trike, einem motorisierten Dreirad, erfasst. Aram Mdah starb noch an der Unfallstelle. Rami Mdah liegt seitdem mit schwersten Verletzungen an Gliedmaßen, Brust, Hals und Schädel im Krankenhaus.

Von Trike getötet: Aram (11) wird am Freitag in Hamburg-Ochsenwerder beerdigt

„Und keiner weiß, wie es nun weitergehen soll“, sagt Andreas Meyer-Träger, der bis Ende 2022 als Gemeindepastor in Ochsenwerder tätig war. Er kannte Aram, seit der Junge drei Jahre alt war. Im Jahr 2015 flüchtete die Familie aus humanitären Gründen aus ihrer Heimat Syrien nach Deutschland. In Ochsenwerder fanden sie ein neues Zuhause.

Schnell lernten die Eltern und ihre Kinder die deutsche Sprache. Der jüngste Sohn Leonardo (3) ist in Deutschland geboren und in der Kirche St. Pankratius getauft. Häufig habe sich Andreas Meyer-Träger mit Vater Rami über religiöse Dinge ausgetauscht, wobei auch Aram den Gesprächen gern mal gelauscht und kluge Fragen gestellt habe. „Er war sehr intelligent und unheimlich aufnahmefähig“, erinnert sich Andreas Meyer-Träger.

Die Kirche St. Pankratius in Ochsenwerder. Auf dem Friedhof wird Aram beerdigt.
Die Kirche St. Pankratius in Ochsenwerder. Auf dem Friedhof wird Aram beerdigt. © NEWS & ART | Carsten Neff

Rami Mdah hatte in Syrien Philosophie studiert und an einer Berufsschule unterrichtet. In Hamburg arbeitete er in der Behindertenbetreuung, war in einer Wohngruppe in St. Georg tätig. Doch wann der 41-Jährige, der bisher allein das Leben seiner Familie finanziert hatte, wieder arbeiten kann, ist völlig ungewiss. Andreas Meyer-Träger habe aus mehreren Stellen im Dorf gehört, die Familie finanziell unterstützen zu wollen. Das möchte die Gemeinde nun konzentriert tun und sammelt Spenden.

Gemeinde sammelt Spenden, um die Familie zu unterstützen

Es seien nicht allein die hohen Kosten für die Beerdigung, die die Familie nun finanziell belasten würden, erklärt Andreas Meyer-Träger. Auch die Zukunft sei durch Ramis schwere Verletzungen sehr ungewiss und schon jetzt seien keine Ressourcen da. Seit dem Tag des Unfalls ist Andreas Meyer-Träger jeden Tag bei Hnan Arem, um sie und ihre beiden weiteren Kinder Ayden (9) und Leonardo in dieser schrecklichen Zeit beizustehen. Wie es ihr nach dem Verlust ihres Sohnes geht, sei nicht in Worte zu fassen, weiß Andreas Meyer-Träger.

Glücklicherweise erfahre sie von ihren beiden Brüdern große Unterstützung und Beistand. Noch am Tag des Unfalls eilten sie aus der Nähe von Koblenz nach Ochsenwerder, um bei ihrer Schwester und ihren Kindern zu sein. „Und sie werden so lange bleiben, wie es nötig sein wird“, weiß Andreas Meyer-Träger.

„Aram war ein echter Hamburger Jung“

Der Pastor kann nicht verstehen, wie es überhaupt zu dem schrecklichen Unfall kommen konnte. Vater Rami Mdah wollte an dem Tag mit seinem Sohn den neuen Schulweg üben. Denn nach der Zeit in der Grundschule am Elversweg sollte Aram nach den Sommerferien die Stadtteilschule Lohbrügge besuchen. Rami Mdah sei ein sehr bedächtiger Mann, betont Andreas Meyer-Träger. Dass er mit seinem Sohn kopflos über die Fahrbahn gelaufen sein soll, hält er für ausgeschlossen.

Aram sei ein echter Hamburger Jung gewesen, erinnert sich Andreas Meyer-Träger. Irgendwann in die Heimat seiner Eltern zurückzukehren? Das sei für den lebenslustigen, sportlichen Jungen, der leidenschaftlich gern Fußball spielte, undenkbar gewesen. Seine Mutter, Verwandte und Freunde werden nun Abschied von ihm nehmen. Am Freitag, 8. September, wird der Elfjährige auf dem Friedhof Ochsenwerder beerdigt. Die Trauerfeier mit Pastor Jörg Pegelow beginnt um 11 Uhr in der Kirche St. Pankratius (Alter Kirchdeich 8).

Spenden gehen auf das Konto der Kirchengemeinde St. Pankratius: IBAN DE38 2005 0550 1033 2400 50, Stichwort „Aram“. Das Ausstellen von Spendenbescheinigungen ist möglich.