Hamburg. Massive Kritik an den Plänen des Hamburger Fußball Verbands (HFV) zur Abschaffung des Mädchen- und Frauenfußballausschusses.

Die Fußballerinnen des SC Vier- und Marschlande sind sauer: Im März verkündete der Hamburger Fußball-Verband (HFV), dass sie den vor 50 Jahren gegründeten Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball abschaffen wollen. Statt drei soll es ab der nächsten Saison nur noch zwei Ausschüsse geben: einen für die Jugend- und einen für den Erwachsenenfußball. Bei Toni Mundt, SCVM-Abteilungsleiter für Fußball, treffen die geplanten Veränderungen auf Unverständnis: „Bis dato konnte uns niemand sagen, was daran positiv sein soll.“

Dem HFV geht es bei der geplanten Reform vor allem um Effizienz. Der Verband möchte Doppelstrukturen abschaffen und Synergien herstellen. HFV-Verbandspräsident Christian Okun versichert, dass alle Vertreter der neuen Ausschüsse gleichberechtigt sein werden. Hannelore Ratzeburg, die den Ausschuss für Frauen und Mädchenfußball mitbegründet hat, bleibt skeptisch: Aus Erfahrung weiß die 73-Jährige, dass die Belange der männlichen Spieler in gemischten Ausschüssen meist den größten Raum einnehmen.

Hamburger Fußball-Verband will Strukturen verschlanken

Bislang hat der Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball die Interessen der weiblichen Mannschaften vertreten und den Spielbetrieb organisiert. „Die Abschaffung wäre für uns ganz klar ein Rückschritt“, so Toni Mundt. Lange wurde dafür gekämpft, dass der Mädchen- und Frauenfußball die gleiche Beachtung erhält wie der Jungen- und Herrenfußball. Viele Vereine fürchten nun, dass ihre Bemühungen durch die Zusammenlegung der Ausschüsse zunichtegemacht werden. Insbesondere die Nachwuchsförderung der Frauen würde ohne einen eigenen Ausschuss erheblich erschwert.

Fußball ist noch immer eine Männerdomäne, nur 78 der 423 Hamburger Fußballvereine haben überhaupt weibliche Mannschaften. „Wenn für die Veränderung gestimmt wird, würden Männer über die Köpfe der Frauen hinweg entscheiden“, sagt SCVM Trainer Dirk Borstelmann. Auch der FC ST. Pauli und der SC Eilbek schauen mit Skepsis auf die Pläne des HFV-Präsidiums. Sie rufen alle Vereine dazu auf, sich Gedanken über die Strukturveränderung zu machen, bevor auf dem Verbandstag am 1. Juni eine Entscheidung getroffen wird. Der SCVM fordert zudem, die Sichtbarkeit und die Stimme der Frauen und Mädchen nachhaltig zu sichern.

Abschaffungspläne passen nicht zum Leitbild des DFB

Grundsätzlich ist der SC Vier- und Marschlande offen für Veränderung. „Wir möchten bei den Entscheidungen aber mitgenommen und gehört werden. Der aktuelle Plan zur Strukturveränderung wurde uns von oben auferlegt.“ sagt Toni Mundt. Die Abschaffungspläne des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball passen nicht zu dem Leitbild des DFB. Dieser hat sich 2019 das Ziel gesetzt, den weiblichen Fußball zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, möchte der DFB vor allem die Strukturen stärken.