Ochsenwerder. Nun steigt auch der älteste Bruder in den Familienbetrieb Gärtnerei Sannmann ein. Was die Geschwister planen.
Das Geschwister-Quartett ist komplett: Mit Carsten Batista Martins wird nun auch das vierte Kind der Sannmann-Geschwister in den Betrieben der Familie aktiv. Während Alina Sannmann (30) und Bruder Sönke Sannmann (32) die Biogärtnerei am Ochsenwerder Norderdeich 50 als Doppelspitze führen, arbeitet Schwester Ines Volquardsen als Tierärztin und kümmert sich um die kleine Rinderherde der Gärtnerei. Ihr Mist wird in dem Demeter-Betrieb zur Kompostherstellung eingesetzt und liefert so natürlichen Dünger für die Gewächshäuser und Felder.
Carsten Batista Martins, der bisher als Projektleiter in der Medizintechnik gearbeitet hat, wird nun 2023 die Leitung vom Gemüse-Abo von Mutter Monika Sannmann übernehmen. „Es ist eine tolle Entwicklung, dass alle Kinder eingebunden sind in die Betriebe“, sagt Monika Sannmann, die das eigenständige Unternehmen seit 2007 leitet.
Monika Sannmann will sich 2023 nach und nach zurückziehen
Der Gedanke in den Familienbetrieb einzusteigen, habe sich für Carsten Batista Martins erst nach dem plötzlichen Tod des Vaters ergeben. Vor zweieinhalb Jahren war Gärtnermeister Thomas Sannmann nach schwerer Krankheit im Alter von 61 Jahren gestorben. Nach diesem Schicksalsschlag schien erst mal alles unklar, seine Kinder mussten sich neu sortieren. „Schließlich hatten wir gedacht, dass er die Gärtnerei noch ewig führen wird“, erklärt Sohn Carsten. Wie es sich trotz der tragischen Umstände entwickelt habe, sei umso schöner. „Es ist auch ein Gefühl des Neustarts“, erklärt Alina Sannmann, die den betriebswirtschaftlichen Blick schätzt, den ihr großer Bruder mitbringt. „Das ist total hilfreich“, sagt die Ökotrophologin und gelernte Gärtnerin.
Im Laufe des nächsten Jahres will Monika Sannmann sich nach und nach aus dem Betrieb zurückziehen und dann vor allem „das Reisen mit meinem Mann genießen“, sagt die 61-Jährige, die seit ihrem 19. Lebensjahr in der Gärtnerei ihres Ex-Mannes Thomas Sannmann (†) gearbeitet hat. Die Gärtnerei Sannmann existiert bereits seit 1780. 1986 stellte Thomas Sannmann den Betrieb auf Demeter-Anbau um und galt damit als Pionier des biologisch-dynamischen Landbaus.
Gemüse-Abo hat Kapazitäten für neue Kunden
Nachdem Monika Sannmann die Tomaten, Gurken, Salate und Kräuter der Gärtnerei zunächst an einem kleinen Straßenstand und bis 2010 in einem Hofladen am Ochsenwerder Landstraße 153 verkaufte, konzentriert sie sich seitdem dort auf das Gemüse-Abo Sannmann. 4500 Kunden zählen zum Stamm, der jede Woche oder 14-tägig eine Abokiste bezieht. Beliefert werden Kunden in ganz Hamburg. In den Umkreisen reicht das Geschäftsgebiet bis Aumühle, Wedel, Norderstedt und Harburg.
Und es könnten noch mehr Kunden werden: „Wir haben noch Kapazitäten frei“, stellt Monika Sannmann fest. Nachdem es stets ein gesundes Wachstum gegeben hatte, war die Nachfrage während der Corona-Pandemie so extrem in die Höhe geschossen, dass es im Jahr 2020 vorübergehend einen Aufnahmestopp geben musste. Fahrer- und Packteam seien da zeitweise schon überlastet gewesen, erinnert sich Monika Sannmann.
Acht verschiedene Kisten im Angebot – besonders beliebt ist die Regionalkiste
Doch man habe reagiert, umstrukturiert und eine weitere Packstraße in den Prozess integriert, erläutert Carsten Batista Martins, der bereits fleißig die Betriebsabläufe kennenlernt. Im Gegensatz zur Corona-Pandemie gebe es derzeit eher einen leichten Rückgang, da viele Menschen sich aufgrund der wirtschaftlichen Lage überlegen würden, ob sie sich eine Abokisten noch leisten können, berichtet Monika Sannmann.
Das Interesse an Regionalität, das während der Pandemie merkbar gestiegen ist, sei allerdings geblieben, beobachtet die Abo-Chefin. Die Regionalkiste, eine von insgesamt acht verschiedenen Kisten, die beim Gemüse-Abo ausgewählt und individuell angepasst werden können, sei besonders beliebt, so Monika Sannmann, die etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrem Pack- und Büro-Team zählt. Enthalten sind in der Regionalkiste Gemüse und Kräuter ausschließlich aus regionalem Anbau, derzeit zählen dazu Chicorée, Moormöhren oder Sauerampfer.
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Edamame und bunter Radieschen machen Lust auf Gemüse
Und der regionale Bezug soll noch weiter ausgebaut werden, kündigt der künftige Chef Carsten Batista Martins an. Die Gemüsekisten können auch mit Produkten wie Eier, Fleisch, Wurstwaren oder auch Milchprodukten ergänzt werden. Die bezieht das Gemüse-Abo von acht Partner-Höfen. Kräuter, Salate und Gemüse stammen aber vornehmlich von der Gärtnerei Sannmann. Hier probieren die Geschwister nun auch den Anbau neuer Sorten aus: der aus Amerika stammenden Grünkohl-Art „Kale“ oder auch von rotem Grünkohl, „um den Winter ein wenig bunter zu machen“, erklärt Alina Sannmann.
Insgesamt möchten sie regionales Gemüse noch interessanter machen für ihre Kunden, ihnen etwas Neues zeigen und damit auch die besondere Produktpalette der Gärtnerei darstellen, erklärt Carsten Batista Martins den Ansatz. So wurden in diesem Jahr auch bereits mehrfarbige Radieschen, bunter Mangold und neue Tomatensorten angebaut. „Nächstes Jahr soll es auch Edamame (unreif geerntete Sojabohnen, die Red.) geben“, kündigt Alina Sannmann an.