Moorfleet. Nach dem Tod des Vaters wollte sie sich durch eine „handfeste Ausbildung“ für ihre Aufgabe wappnen. Der Weg war schwierig.
79 Gärtner haben nun in Hamburg ihre Ausbildung beendet. In den Gewächshäusern der Landwirtschaftskammer am Brennerhof wurden sie feierlich freigesprochen. Der Jahrgang musste aufgrund der Pandemie unter besonders harten Bedingungen lernen. Zu den frisch ausgebildeten Gärtnern zählt Alina Sannmann (29), die nun als Betriebsinhaberin an der Spitze der Demeter-Gärtnerei Sannmann in Ochsenwerder steht.
Alina Sannmann hatte mit Blick auf die Bio-Gärtnerei ihrer Familie die Fachrichtung Gemüsebau gewählt. Ihre Ausbildung dauerte nur zwei statt drei Jahre, weil sie zuvor bereits studiert hat (Ökotrophologie). „Meine Ausbildung begann im August 2020, in der ,Corona-Pause’“, sagt sie. Doch nach den Lockerungen galten wieder schärfere Regelungen. „Im Online-Unterricht ist viel verloren gegangen. So haben wir uns etwa Pflanzen auf dem Bildschirm angesehen statt in Präsenz in der Berufsschule.“
Alina Sannmann leitet die Demeter-Gärtnerei in Moorfleet
Der Präsenzunterricht sei erst im Winter ‘20 wieder gestartet, mit Einschränkungen. Der praktische Teil, also die Ausbildung in den Betrieben, sei glücklicherweise nicht eingeschränkt worden, berichtet die 29-Jährige. „Das hat auch viele Mitschüler an der Ausbildung gereizt. Sie wollten gern an der frischen Luft arbeiten.“ Sie habe ihre Ausbildung gemeinsam mit vielen Quereinsteigern und Menschen, die sich beruflich neu orientierten, absolviert. „Einige wollten eigentlich studieren, hatten aber keine Lust auf ein coronabedingtes Online-Studium.“
Mit der Ausbildung begann Alina Sannmann kurz nach dem Tod ihres Vaters Thomas Sannmann am 2. Juli 2020, um durch eine „handfeste Ausbildung“ für ihre neuen Aufgaben gewappnet zu sein. Sie lernte in der eigenen Gärtnerei mit mehr als 30 Mitarbeitern, „um für meine Familie und das Unternehmen schon während der Ausbildung da zu sein“. Nun wolle sie nicht nur im Büro mit der Betriebsführung beschäftigt sein, sondern sich auch auf den Feldern die Hände schmutzig machen. „Das bringt mir Spaß, das ist das, was ich will.“
Ausbildung unter Corona-Bedingungen für alle eine Herausforderung
Bei der Verabschiedung der Azubis am Brennerhof hieß Andreas Kröger, Präsident der Landwirtschaftskammer, die Neu-Gärtner „im Profi-Gartenbau“ willkommen. Er überreichte ihnen gemeinsam mit Vizepräsidentin Insa Harms die Ausbildungszeugnisse. Kröger betonte, dass die regionale Produktion von Gemüse, Obst und Blumen einen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Video-Unterricht und digitale Konferenzen seien für alle Beteiligten neue technische Herausforderungen gewesen, betonte Kim Koppermann aus dem Vorstand des Galabauverbands Hamburg.
Dies bestätigte Daniel Faßbender, Leiter des Bereichs Agrarwirtschaft an der Berufsschule 06 am Billwerder Billdeich: „Wir hatten ja keine Erfahrung, wie Unterricht zu Hause aussieht.“ Auch für die Lehrer sei der Unterricht hart gewesen: „Wir haben auf schwarze Bildschirme geguckt, und wöchentlich gab es sich ändernde Verordnungen.“ Doch die Prüfungen seien erfolgreicher als sonst verlaufen: „Ihr habt die ganzen Herausforderungen gemeistert“, sagte Faßbender.