Hamburg. Regina Bringmann ist Bürgerpreis–Kandidatin und engagiert sich für ganz Ochsenwerder - egal ob jung oder alt . Ein Besuch.
Die Wohnung in der Neubausiedlung am Abelke-Bleken-Ring in Ochsenwerder im ersten Obergeschoss war nigelnagelneu, als Regina Bringmann und ihr Mann Friedrich dort vor gut zwei Jahren einzogen. Doch als die 74-Jährige die Tür aufschloss, da war ihr sofort klar: „Ich bin zu Hause.“ Denn Ochsenwerder ist ihre Heimat. Dem Marschländer Dorf und seinen Menschen gehört ihr großes Herz. Und selbst in den 36 Jahren, in denen sie mit ihrem Mann in Escheburg lebte, da war sie nie wirklich weg.
Regina Bringmann aus Ochsenwerder engagiert sich für ihre Mitmenschen
In der Kirchengemeinde St. Pankratius hat sie die Gründung diverser Gruppen angestoßen und daran teilgenommen: ob Frauenabendbrot, Alterskreis, Plattdeutscher Krink, Kindergottesdienst oder lebendiger Adventskalender. Und selbst als diese im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ruhen mussten, war Regina Bringmann für ihre Mitmenschen da: „Für mich war es kein verlorenes Jahr“, sagt die 74-Jährige, die sich selbst als Ideengeberin und offenes Ohr versteht.
Und so war sie in den vergangenen Monaten viel im Dorf unterwegs, sprach mit den Menschen auf der Straße, hielt einen Plausch über den Gartenzaun, versprühte Zuversicht oder hörte einfach nur zu. So habe auch sie selbst unheimlich viel Unterstützung erfahren.
Dieses gute Miteinander ist es, das sie seit Jahrzehnten antreibt und ihr am Herzen liegt. Impulse geben, andere ermutigen, sich einzubringen: „Auch im Alter kannst du noch was beschicken. Jeder kann im Kleinen wie im Großen etwas Gutes tun“, ist Regina Bringmann überzeugt
Die 74-Jährige ist in Ochsenwerder aufgewachsen
Die 74-Jährige ist in Ochsenwerder aufgewachsen. Am Elversweg betrieben ihre Eltern bis Ende der 1990er-Jahre eine Fleischerei. Und so mancher Dorfbewohner kennt sie noch aus ihrer Kindheit, als sie als kleines Mädchen Fleisch- und Wurstpakete in der Nachbarschaft auslieferte. Heute setzt sie sich dafür ein, dass die zahlreichen Neubürger von Ochsenwerder, die in die Neubaugebiete am Fritz-Schade-Weg, Abelke-Bleken-Ring und Beim Avenberg gezogen sind, sich nicht als Zugezogene fühlen, sondern als fester Teil der Dorfgemeinschaft.
Dabei lässt sie sich auch nicht von gesundheitlichen Rückschlägen ausbremsen und erkennt selbst darin etwas Positives: Seitdem ihr Augenlicht merklich schlechter geworden ist, trägt sie stets gut sichtbar einen Blinden-Button an der Kleidung. So könne sie Kindern gleich vermitteln, was es bedeutet, wenn jemand nicht gut sehen kann und wie man damit umgeht.
Regina Bringmann hat den Spitznamen "Gummibärchen-Oma"
Die vielen Mädchen und Jungen im Dorf, die machen ihr besonders viel Freude. Sie besucht sie auch schon mal gern auf dem Spielplatz, hält dabei einen Plausch mit den Müttern und nimmt auch regelmäßig Schaufel und Kehrbesen mit, um die Spielgeräte wieder vom Sand zu befreien.
Bei den Kindern von Ochsenwerder ist Regina Bringmann bereits unter dem Spitznamen „Gummibärchen-Oma“ bekannt. „Das ist für mich ein Ehrentitel“, sagt die 74-Jährige. Denn die Mädchen und Jungen dürfen sich in Absprache mit ihren Eltern aus ihrem Schuppen ein Gummibärchen nehmen. Aber nur ein einziges. Schließlich möchte sie die Kinder ja nicht mit Süßigkeiten vollstopfen. Viel mehr sollen sie kennenlernen, welches Obst und Gemüse vor der Haustür wächst.
Kinder sollen lernen, welches Gemüse vor der Haustür wächst
Denn das ist ihr jüngstes Projekt: Vor ihrem Mehrfamilienhaus wurden Johannisbeer- und Stachelbeerstämme gepflanzt, in einem Hochbeet wachsen Kartoffeln und Bohnen, die sie dann gemeinsam mit den Kindern ernten wird. Das erfordere natürlich auch ein wenig Geduld, schließlich müssten Beeren und Gemüse erst einmal reif werden. Aber auch das erklärt sie mit einer Engelsgeduld: „Ich möchte den Kindern das Gefühl geben, dass jemand da ist, der sich für sie interessiert“, sagt sie.
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Und selbst am Ende des Lebens begleitet Regina Bringmann ihre Mitbürger. Wann immer eine Beerdigung auf dem Friedhof von St. Pankratius ansteht, ist sie dabei – und sei es auch mit ganz viel Abstand. Die meisten Verstorbenen habe sie in ihrer Lebens- und Schaffenszeit in Ochsenwerder kennengelernt. Und selbst, wenn sie jemanden mal nicht kennt, geht sie trotzdem hin: „Es ist mir einfach ein Anliegen, sie auch auf ihrem letzten Weg zu begleiten“, sagt die Marschländerin.