Hamburg. Zwei Tierschützer engagieren sich auf dem Gelände der Gedenkstätte. Sie hoffen auf Käuze, Fledermäuse und Eulen.
Gelebter Tierschutz: Gunther Esther steuert den kleinen Radlader mit Hebebühne direkt vor eine stabile Linde. Albert von Babka steigt auf die Arbeitsbühne und lässt sich in die Höhe hieven, mitten rein in den Baum. Etwa fünf Meter über dem Boden nimmt er Maß an dem Stamm. Dann befestigt der 64-Jährige einen der beiden großen, schweren Nistkästen für Waldkäuze oder kleine Eulen mit vier Edelstahlschrauben an dem Baum. Nach wenigen Minuten ist das Kauz-Hotel befestigt. Die beiden Tierschützer machen sich auf zum nächsten Baum.
Auf dem weitläufigen Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme haben die beiden Tierfreunde insgesamt 100 Nistkästen für Singvögel, Fledermäuse, Waldkäuze und kleine Eulen an Bäumen befestigt. Drei Tage lang waren Esther und von Babka auf dem Gedenkstättengelände mit dem von einem Baumaschinenverleih entliehenen Radlader unterwegs, um die Kästen anzubringen – unentgeltlich. Die Kosten für Material und Radlader in Höhe von rund 4500 Euro übernimmt die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, zu der auch die KZ-Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg in Neuengamme gehört.
Vögel und Fledermäuse können auf früherem KZ-Gelände nisten
Esther und von Babka sind Nachbarn, leben in Wentorf. Beide Männer sind Naturfreunde und haben im Laufe der Jahre schon häufiger bei Umweltprojekten zusammengearbeitet. Esther ist Mitglied im Naturschutzbund (Nabu) Deutschland und Jäger, hat als solcher das Revier rund um das Gelände des früheren Konzentrationslagers gepachtet.
Der 66-Jährige hatte der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte die Aktion vorgeschlagen, „denn bisher gibt es hier kaum Nistkästen“. Die wenigen, die schon da waren, habe Esthers Vater vor Jahrzehnten angebracht, „darunter einen Nistkasten für Turmfalken, der tatsächlich jedes Jahr genutzt wird“. Dieses Jahr seien darin zwei Turmfalken-Junge großgezogen worden.
Schon der Vater von Gunter Esther brachte in Neuengamme Nistkästen an
Heinrich Esther (†) leitete die Maurerei in der Justizvollzugsanstalt, die sich lange auf dem früheren KZ-Gelände befand. „Mein Vater war auch Jäger“, sagt Esther und fügt hinzu: „Ich habe das Jagdrevier von ihm übernommen.“
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Nun haben Esther und von Babka die Zahl der Nistkästen während ihres dreitägigen Arbeitseinsatzes drastisch erhöht. „Wir haben sie über das gesamte weitläufige Gelände angebracht“, sagt von Bapka. Bis zu fünf Meter hoch hängen die stabilen Nisthilfen aus Holzbeton, einem Mix aus Holzmehl und Beton, die die beiden Männer im Fachhandel erwarben.
Zwei der 100 Nistkästen sind besonders groß. In ihnen sollen Waldkäuze oder kleine Eulen ihren Nachwuchs aufziehen. Wie bei den anderen Kästen auch, haben die Naturfreunde darauf geachtet, dass die Käuze und Eulen eine freie Ein- und Ausflugschneise haben, also keine störenden Äste im Weg sind. „Die dürfen auch nicht da sein, weil sonst der Marder an das Nest kommen könnte“, sagt von Bapka. Weil nicht jeder Baum die idealen Voraussetzungen zum Anbringen einer Nisthilfe mit sich bringt, mussten die Tierfreunde einige kleinere Äste absägen. Alle Kästen sind nach Südosten ausgerichtet, „zur milderen, wärmeren Seite hin“, betont Esther.
Vielfalt an Vögeln, Fledermäusen, Käuzen und Eulen auf dem Gelände ist groß
Jagdpächter Gunther Esther freut sich, dass die Vielfalt an Vögeln, Fledermäusen, Käuzen und Eulen auf dem Gelände der Gedenkstätte groß ist, obwohl es bisher kaum Nisthilfen gab: „Erfreulicherweise gibt es hier noch alte Bäume – etwa Ahorn, Pappeln, Linden, Eschen und Birken – mit Astlöchern, die von den Tieren zum Nisten genutzt werden.“
Am Stichkanal am Rande des Gedenkstätten-Geländes würden viele Fledermäuse leben. „Sie finden dort viele Insekten“, sagt Esther. Dort, in der Nähe der Wasserflächen, haben die beiden Wentorfer alle zehn Fledermaus-Häuser installiert.