Börnsen. Regelmäßig prüfen Mitglieder des BUND die Fledermauskästen nahe Börnsen. Viele waren leer, aber dann machten sie den Überraschungsfund.
Der Winzling machte sich diesmal rar. Erst im letzten Häuschen tauchte er auf. Gleich neun Mückenfledermäuse räkelten sich dort verschlafen in dem vom BUND in der Dalbek-Schlucht aufgehängten Kasten. Wahrscheinlich ein Männchen mit den von seiner Balz angelockten Weibchen. Zwei erwachsene Männchen in einem Kasten – das gibt es bei dieser Art nicht.
Bei den Fledermäusen – deren nächste Verwandte übrigens Igel und Spitzmaus sind – ist gerade Paarungszeit. „Erst wird zwei Stunden gefressen, dann folgt der Balzflug“, erklärt Fledermausforscher Holger Siemers, der zusammen mit Klaus Tormählen und Yvonne Treptow die Situation in Börnsen unter die Lupe nahm.
Aktion in Börnsen ist wichtig für die Förderung von Naturschutzprojekten
Siemers entnahm zur Kontrolle nur ein Exemplar, um die anderen Tiere nicht zu stören. Das war ein Weibchen. Er checkte es durch, besah die Flügel auf Verletzungen, schätzte das Körpergewicht ab. Alles normal. Die Handschuhe dienen nicht nur dem Schutz der Menschen vor Krankheiten wie der Fledermaustollwut, auch die Tiere können sich beim Menschen infizieren. Und größere Arten wie der Abendsegler können sogar kräftig beißen. Sie erbeuten auch hartschalige Fluginsekten wie Maikäfer.
Nur der Liebhaberei von Naturfreunden dient die Aktion nicht. Die Daten, die sie über Körperzustand und Anzahl der Tiere erheben, können wichtig werden für die Förderung von Naturschutzprojekten. Die Beobachtungen werden zu einer Stelle im Kieler Umweltministerium gemeldet, dann gelangen die Daten zur EU.
Wasserfledermaus erstmals in der Dalbek-Schlucht entdeckt
Wird Bedarf für Verbesserungen festgestellt, können Mittel fließen. Mit solchen Geldern sei 2016 das Fledermaus-Winterquartier in den Bunkerruinen beim Helmholtz-Zentrum in Geesthacht hergerichtet worden, erzählt Siemers. Dort ist immer im Januar Inventur. Seitdem die Tiere dort so gute Bedingungen zum Überwintern finden, hat sich deren Anzahl auf knapp 50 Exemplare verdoppelt.
Für die Experten war das Auffinden von Europas kleinstem Säugetier keine große Überraschung, die Mückenfledermaus war bisher bei jeder Herbstzählung in Börnsen entdeckt worden. Anders sieht es bei der Wasserfledermaus aus. Obwohl das Flüsschen Dalbek durch den Wald fließt, war der zu den mittelgroßen Fledermäusen zählende Flugkünstler noch nicht entdeckt worden. Diesmal wurden gleich drei männliche Wasserfledermäuse in den Kästen entdeckt. Sie zählen eher zu den geselligen Arten, die Fortpflanzung spielt sich an den winterlichen Sammelstellen ab.
Rückgang der Arten beobachtet
Mehr Arten zeigten sich diesmal nicht. Viele der zwanzig untersuchten Kästen waren leer, bei vier immerhin zeigte Kot, dass sie besucht worden sind. Wahrscheinlich von einer größeren Art wie dem Abendsegler.
„Letztes Jahr hatten wir hier zehn Mückenfledermäuse und drei Abendsegler“, berichtet Klaus Tormählen, der auch Börnsens Bürgermeister ist. Er hat einen Rückgang über die vergangenen Jahre ausgemacht. Die Mückenfledermaus, aber besonders der Abendsegler machen sich rar. Die Gründe sind unklar. Vielleicht fallen die Tiere mehr als andere den Windkraftanlagen zum Opfer, vielleicht, weil die Anzahl der Großinsekten zurückgeht.