Curslack. Nach zwei Jahren Pause können Tiere wieder gezeigt werden, doch wahrscheinlich müssen sie bald im Stall bleiben.
Statt Erde, Dünger oder Mährobotern war ein Gewächshaus von Gartenbautechnik Geereking an diesem Wochenende mit Käfigen gefüllt: Hühner, Zwerghühner und Tauben gab es bei der Ausstellung des Landesverbandes der Rassegeflügelzüchter Groß-Hamburg zu sehen. Die Wertungsrichter urteilten über die Zuchterfolge des Landesverbandes. Auch Sonderschauen der Hamburger Rassetauben und der Barnevelder (Haushuhnrasse, die besonders große Eier legt) und Zwerg-Barnevelder konnten die Gäste bewundern.
Mehr als 400 Hühner und Tauben waren im Gewächshaus zu sehen
Insgesamt 39 Züchter, darunter eine Jungzüchterin, zeigten 435 Tiere: 91 große Hühner, 96 Zwerghühner und 248 Tauben. Der Geflügelzuchtverein Vierlandria mit Vereinssitz in Neuengamme war mit neun Züchtern vertreten. Zweite Vorsitzende Susan Weisener, die zugleich Geschäftsführerin und Jugendleiterin des Landesverbandes ist, freute sich besonders über die Teilnahme der Zehnjährigen Jungzüchterin Elena Luise Thiele aus Alt-Rahlstedt.
Elena liegt die Begeisterung an der Geflügelzucht in den Genen, bereits der Großvater und die Großmutter züchteten Rassegeflügel, unter anderem Wyandotten. Elena gewann bei ihrer ersten Ausstellung den Landesverbandspreis für Jungzüchter und erklärte. „Ich habe von den Seidenhühner gelesen und im Dezember 2021 meine ersten Seidenhühner bekommen, die haben auch das Ei mit dem Federfüßigen Zwerghuhn ausgebrütet, das prämiert wurde.“ Geschlüpft ist das Tier sowie ein weiteres Huhn im Mai. Das ist also nicht direkt mein Zuchterfolg, da wir das Ei von einem Züchter gekauft haben.“
Warum es ausgerechnet die Federfüßigen Zwerghühner sein sollten, wusste die junge Züchterin sofort zu beantworten: „Die Rasse passt einfach zu mir, die sind zutraulich, legen mehr Eier als andere und machen nicht so viel kaputt.“ Allerdings mussten ihre Wellensittiche nun in eine Voliere ins Haus umziehen: „Die haben sich nicht miteinander vertragen.“ Insgesamt sieben Tiere hat die Zehnjährige inzwischen, und anders als noch vor einigen Jahren, ist Elena kein Exot mit ihrem Hobby, allein in ihrem Hockey-Verein züchten sieben weitere Mitspieler unter anderem Seidenhühner.
In der Corona-Pandemie gab es viele neue Geflügelhalter
Landesverbands-Geschäftsführerin Susan Weisener züchtet Wyandotten, diese alte Rasse steht auf der Liste der bedrohten Nutztierarten, sie hält etwa 50 Tiere und berichtet: „Im Sommer können es mit den Küken auch mal 120 Tiere sein.“ Angelika Scholz, Kassiererin des Landesverbandes, hat ihr Herz an die Vorwerkhühner verloren: „Diese alte Hamburger Rasse stammt tatsächlich vom Unternehmer Vorwerk, der unter anderem die Staubsauger hergestellt hat. Er hat die Hühner 1912 erstmals vorgestellt, eine Zeit lang waren sie richtig schwer zu bekommen und standen auch auf der Liste bedrohter Arten, inzwischen hat sich der Bestand reguliert.“
Die Corona-Pandemie habe die Zuchterfolge nicht beeinflusst, die Anzahl der ausstellenden Züchter und deren Tiere sei stabil geblieben. „Es gab in den Zeiten der Pandemie eine Irrsinnsnachfrage nach Hühnern, wir konnten unsere Ställe leer machen. Es sind eben Haustiere mit Mehrwert, da sie auch Eier legen“, erklärt Susan Weisener.
Metin Hakverdi hat die Gefügelschau mit großem Interesse besucht
Das kann auch Metin Hakverdi aus eigener Beobachtung bestätigen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete eröffnete gemeinsam mit Siegmund Kieper, Vorsitzender des Landesverbandes der Rassegeflügelzüchter Groß-Hamburg, die Ausstellung. Hakverdi hat zwar selber keinen persönlichen Bezug zum Rassegeflügel, dafür aber sein näheres Umfeld: „Ich wohne in Wilhelmsburg und zwei meiner Freunde halten seit Kurzem auch Geflügel, das hätten sie vor 20 Jahren noch nicht gemacht.“
Während Corona der Zucht also eher einen Auftrieb gegeben hat, bereitet die Vogelgrippe allen Züchtern große Sorgen. „Wir rechnen mit der Aufstallung spätestens im November. Die Haltung der Hamburger ist strikt, mit der Begründung, dass sie unsere Tiere schützen möchten“, sagt Susan Weisener.
Eine Impfung mit der Nadel zwei Mal im Jahr sei im Gespräch, jedoch gebet es in Hamburg keine Nutztierärzte mehr, also müssten die Züchter ihre Tiere zu einem Arzt in der weiteren Umgebung fahren. „In anderen Regionen, wie die Mecklenburgische Seenplatte, sind solche Regelungen erst bei einer größeren Anzahl von Tieren erforderlich. Unsere Tiere leiden im Stall, legen weniger Eier, Gänse beispielsweise möchten auch viel lieber weiden“, sagt Susan Weisener. Eine Vorsorgemöglichkeit wäre laut Weisener, den Tieren das Wasser nur im Stall zu reichen. Wassergeflügel kann symptomlos erkranken. Nutzen sie Wasser dann gemeinsam mit Hühnern, können die Hühner daran sterben und die eigentliche Ursache bleibt dem Züchter verborgen.