Neuallermöhe. Mit Hilfe des Bezirksamtes möchte das Netzwerk Demenz Bergedorf Fördergeld beantragen. Wofür das gedacht ist.
Weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, „allein in Hamburg sind es etwa 32.000“, sagt Jörn Wieking. Der Geschäftsführer der Alzheimer Gesellschaft Hamburg schätzt, dass auch im Bezirk Bergedorf, wo 24.000 Männer und Frauen über 65 Jahre leben, großer Bedarf an Information und Aufklärung besteht. Und so weist er auf den 1994 eingeführten Welt-Alzheimertag hin, der diesmal im Bürgerhaus Allermöhe auf das Thema aufmerksam machen will – geplant durch das Netzwerk Demenz Bergedorf.
Dieses Netzwerk wurde 2012 mit Bundesfördermitteln gegründet und will Bürgern eine Übersicht geben über regionale Angebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Es umfasst mehr als 20 Institutionen und arbeitet ausschließlich ehrenamtlich. Unter dem Motto „Demenz – verbunden bleiben!“ laden die Engagierten zum Aktionstag am Mittwoch, 21. September, ein. Ziel ist es, Menschen zu ermutigen, weiter aktiv zu bleiben und Kontakt und Unterstützung zu suchen.
Demenz: Nicht so unterhaltsam wie der Film „Honig im Kopf“
Spätestens seit dem Kinofilm „Honig im Kopf“ mit Dieter Hallervorden ist das Thema Demenz zwar zunehmend präsent in der Gesellschaft, aber „so unterhaltsam ist ein Demenzerkrankter nun mal nicht in Realität, schon gar nicht 24 Stunden lang“, weiß Wieking, der eine große Nachfrage nach Tagespflegeplätzen registriert, damit sich die erschöpften Angehörigen mal wenige Stunden ausruhen können.
Durchaus gebe es in der Hansestadt inzwischen an die 30 selbst organisierte Wohn-Pflege-Gemeinschaften für Betroffene (eine davon in Boberg), und weitere seien geplant. Grundsätzlich aber „wollen die Leute doch lieber ihr normales, vertrautes Leben in ihrem Stadtteil führen“, so der Geschäftsführer, der jetzt im Bergedorfer Sozialausschuss vor allem die Finanzen in den Vordergrund stellte, denn „unsere Ressourcen sind doch arg bescheiden angesichts dessen, das wir in Hamburg mit 120 Ehrenamtlichen 14 Gesprächsgruppen begleiten“.
Demenz: Zweimal pro Woche Sprechstunde wäre gut
Bislang konnte die Hansestadt insgesamt jährlich nur 20.000 Euro ausgeben, ab Oktober 2022 aber erlaubt das Sozialgesetzbuch eine neue Förderung regionaler Netzwerke mit Pflegebedarf: „Dann sind pro Bezirk zwei Netzwerke möglich, die bis zu 25.000 Euro von den Pflegekassen erhalten“, so Wieking, der nun im Namen des Bergedorfer Netzwerkes einen entsprechenden Antrag stellen will: „Von dem Geld könnten wir sogar Personalstunden einkaufen und in einem Büro in Bergedorf zweimal wöchentlich feste Sprechstunden anbieten.“
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Allerdings sei auch die inhaltliche Mithilfe der Verwaltung vonnöten, die das Projekt unterstützen möge. Dr. Jürgen Duwe, Leiter des Bergedorfer Gesundheitsamtes, zeigt sich zuversichtlich, obwohl seine Mitarbeiter lange Zeit fast allein von Corona beansprucht waren: „Vor nicht mal sechs Monaten konnten wir eine halbe Stelle für die kommunale Gesundheitsförderung besetzen.“
Wer am Welt-Alzheimertag in den Ebner-Eschenbach-Weg 1 kommt, erfährt, dass sich die Krankheit ab 70 Jahren langsam einschleicht, „ab 90 ist dann schon jeder Dritte betroffen“, so Jörn Wieking. Der Aktionstag beginnt um 14.30 Uhr, wenn Dr. Jürgen Duwe die Gäste begrüßt. Es folgen ein Tanzcafé mit Kuchen und Seemannsliedern.
Chefarzt der Geriatrie spricht über Gedächtnisstörungen
Einen Vortrag zum Thema „Gedächtnisstörungen im Alter – was kann ich tun?“ hält von 18 Uhr an Dr. Alexander Rösler, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Agaplesion Bethesda Krankenhaus. Im Anschluss, bis etwa 19 Uhr, folgt eine Gesprächsrunde zum Thema Hilfen und Unterstützung. Hieran beteiligen sich Vertreter des Bergedorfer Pflegestützpunktes, von der Alzheimer Gesellschaft, der Wichern Gemeinschaft Haus Billtal sowie dem Hamburger Lebenshilfswerk und der Bergedorfer Senior Partner Diakonie.
Wer dabei sein möchte, meldet sich kostenlos an – und zwar bis zum 16. September unter Telefon 68 91 44 01 oder per E-Mail: info@demenznetz-bergedorf.de.
Bereits am Montag, 19. September, sind zum Thema Demenz diverse Informationsstände von 14 bis 18 Uhr auf dem Edith-Stein-Platz aufgebaut.