Moorfleet. Die Anlage in Hamburg ist wohl die modernste Golf Range in Deutschland. Wie 20 echte Golfplätze in der Welt dort simuliert werden.

Zwei Mitarbeiter hieven eine Lautsprecherbox vom Wagen, eine Servicekraft rollt per Hubkarre Getränkekisten Richtung Pavillon. Drüben an der Driving Range wird gerade ein kubikmetergroßer Behälter voll quietschgelber Golfbälle abgeladen. Es gibt wieder mal alle Hände voll zu tun auf dem Gelände des Golf Lounge Resorts Moorfleet.

Denn morgen Abend feiert hier Hamburgs Logistikbranche ihr Sommerfest mit mehr als 500 Gästen. Der Chef der Anlage kommt in T-Shirt, Arbeitshose und matschigen Sneakers über den Platz. Gerade hat er mit ein paar Leuten an Loch 4 noch eine Kunstrasenmatte befestigt. „Wir arbeiten hier viel, aber wir arbeiten gern“, sagt Peter Merck. Es klingt ziemlich überzeugend.

Im Golf Lounge Resort in Moorfleet kann Platz in Abu Dhabi simuliert werden

Im April 2022 hat Merck auf dem Gelände des Red Golf Club am Vorlandring in Moorfleet das Golf Lounge Resort eröffnet. Zuvor war der Unternehmer seit 2005 Betreiber der dreistöckigen Driving Range an der Entenwerder Halbinsel in Rothenburgsort, die er in den folgenden 15 Jahren von einer reinen Abschlag-Trainingsstätte zu einer „Sport- und Event-Location“ entwickelte.

Resort-Mitarbeiter Max Stechmann erklärt das Trackman-System.
Resort-Mitarbeiter Max Stechmann erklärt das Trackman-System. © Thomas Voigt

„Die Erfahrungen, die wir dort gesammelt haben, können wir jetzt auf diesem richtigen Golfplatz anwenden und umsetzen“, freut sich Merck. Etwa eineinhalb Millionen Euro hat er investiert, um aus dem etwas verschlafenen Platz am Rande der Marschlande die wohl modernste Golf Range in Deutschland zu machen. 20 festangestellte Mitarbeiter und bei Bedarf bis zu weitere 20 freie Mitarbeiter sind auf der Anlage beschäftigt.

Betreiber Peter Merck denkt Golf neu

Golf neu denken – das war und ist das Anliegen von Peter Merck. „Wir sind kein klassischer Golfclub, und unsere Spieler kommen nicht im Porsche und stolzieren in karierter Hose auf den Platz.“ Mit seinem Konzept will er „aktive Menschen aus der Großstadt animieren, sich spielerisch mit Spaß an frischer Luft in der Natur zu bewegen“.

Festlichkeiten, Firmenevents, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, bei denen man fast schon nebenbei ein paar Bälle Golf auf dem grünen Rasen oder in der Driving Range schlägt – das ist einer der Schwerpunkte seines Golf Lounge Resort. „Dabei servieren wir das Essen nicht mit weißen Handschuhen, und wir haben auch keinen Weinkeller mit 200 Sorten.“ Entsprechend rustikal und gemütlich ist das Ambiente der Gastronomie gehalten. „Aber wir bieten Events in drei Qualitäts- und Preisstufen an.“

Niedrigschwelliger Einstieg in einst so elitären Sport

Wer nicht zum Feiern, sondern allein zum Golfspiel nach Moorfleet kommt, dem bietet das Resort einen denkbar niedrigschwelligen Zugang zu dem einst so elitären Sport. Ähnlich wie in Skigebieten ist der Platz in einen schwarzen Bereich mit neun klassischen Bahnen für gute Spieler und einen roten Bereich mit sechs einfachen und kürzeren Bahnen für Anfänger aufgeteilt.

Autor Thomas Voigt übt den Abschlag auf der  Driving Range.
Autor Thomas Voigt übt den Abschlag auf der Driving Range. © Thomas Voigt

Und es gibt einen blauen Putt- oder Minigolf-Kursus für Einsteiger. „Wichtig war mir, die Abschlagflächen und die Greens (das sind die Flächen rund um die Löcher) mit Kunstrasen anzulegen“, beschreibt Merck. „Das spart enorm viel Wasser bei der Pflege.“

Digitales Trackman-System simuliert 20 echte Golfplätze

Der eigentliche Knaller der Anlage ist aber die Driving Range mit dem neuesten digitalen Trackman-System an jeder der 36 Abschlag-Matten. Das ermöglicht nicht nur Golfschläge zu bestimmten Punkten wie auf Zielscheiben, so dass der Sport ähnlich wie in einer Bowlingrunde betrieben werden kann.

Das System ist auch in der Lage, 20 verschiedene echte Golfplätze digital zu simulieren. Der Spieler sieht den Platz auf dem Bildschirm und schlägt den realen Ball. Entscheidend ist dann aber nicht, wo auf der Moorfleeter Driving Range der Ball tatsächlich landet, sondern wo auf dem simulierten Platz er bei so einem Schlag gelandet wäre - ob in Abu Dhabi oder Melbourne.

Golf Lounge Resort: Merck organisiert jährlich 500 Events

Die früheren Kunden aus Rothenburgsort sind der Golf Lounge überwiegend treu geblieben. Dazu gehören Fuß- oder Handballmannschaften vom HSV ebenso wie ein Oldtimerclub, der gern seine Fahrzeuge zum Gruppenfoto von oben vor die Driving Range fährt. Insgesamt 50.000 Kontakte pflegt die Range zu Spielern, etwa so viele wie vor Corona. 500 Events organisieren Peter Merck und sein Team pro Jahr. Da muss man schon mal auf freie Termine warten.

Freilich: Wer fürs Golfspiel richtig Feuer fängt und täglich spielen will, ist in einem herkömmlichen Golfclub besser bedient als beim Golf Lounge Resort. Das liegt an der Staffelung der Beiträge. 20 Euro kostet in Moorfleet eine Neun-Loch-Golfrunde auf dem schwarzen Kurs für Spieler, die 99 Euro Jahresbeitrag zahlen. Tägliche Spieler wären also mit weit über 7000 Euro jährlich dabei, gegenüber etwa 1000 Euro Jahresbeitrag in einem anderen Club.

„Wer hier bei uns feiert, wird hinterher in die City gefahren“: Event-Managerin Fenja Hüper (l.) und Azubi Palu Neumann präsentieren den Shuttle-Bus.
„Wer hier bei uns feiert, wird hinterher in die City gefahren“: Event-Managerin Fenja Hüper (l.) und Azubi Palu Neumann präsentieren den Shuttle-Bus. © Thomas Voigt

Sehr günstige Sonderbedingungen gelten in Moorfleet nur für die Mitglieder des früheren Red Golf Club. Etwa die Hälfte dieser zuletzt 600 Spieler sind daher geblieben. Wer aber nur einmal pro Woche kommt und spielt, für den ist das Golf Lounge Resort mit all seinen Applikationen und Spezialitäten schon eine Alternative. Und Peter Merck bilanziert: „Etwa 1000 Spieler pro Jahr finden hier Kontakt zum Golfsport und gehen dann in andere Clubs. Darauf bin ich schon ein bisschen stolz.“