Lohbrügge. Polizei stellt Betrüger. Auch sein Kompagnon wird in Eilbek gefasst. Wie Menschen sich vor kriminellen Anbietern schützen.

Einmal nicht aufgepasst, und die Tür ist ins Schloss gefallen, obwohl der Schlüssel noch drinnen steckt: Ein Lohbrügger Hausbesitzer, der am Dienstag daraufhin den Schlüsselnotdienst rief, wäre um ein Haar Opfer von Betrügern geworden. Gerade noch rechtzeitig klickten an der Goerdelerstraße die Handschellen. Fahnder nahmen den Mitarbeiter eines Schlüsselnotdienstes vorläufig fest, der viel zu viel Geld für das Öffnen der Tür verlangt hatte. Und das wohl nicht zum ersten Mal – und nicht nur in Lohbrügge.

Laut Polizei hatte es vorher Hinweise auf den 27-Jährigen sowie einen 24 Jahre alten Mittäter gegeben. Die Verdächtigen, die ihren Hauptwohnsitz in Nordrhein-Westfalen haben, sollen für das Öffnen von Türen in mehreren Teilen Hamburgs unangemessene dreistellige Summen verlangt haben. Wohnungsbesitzer aus Rahlstedt, Eimsbüttel und Poppenbüttel hatten Anzeige erstattet, nachdem sie die hohen Summen zwar zunächst bar gezahlt, dann jedoch danach recherchiert hatten, dass der Preis deutlich zu hoch war.

Schlüsseldienst-Abzocke in Lohbrügge durch Festnahme unterbunden

Die Männer sollen ihre Dienste online angeboten haben. Doch statt der marktüblichen etwa 50 bis 100 Euro hieß es dann vor Ort, die Tür sei leider „ein sehr komplizierter Fall“. Es müsse nun eine weit höhere Summe gezahlt werden – um die 400 Euro, und das bitte nur in bar.

Auch an der Goerdelerstraße in Lohbrügge ging der Täter am Dienstag so vor, ehe ihn die Polizei um 13.20 Uhr stoppte. Bei dem Verdächtigen wurden laut Polizei Beweismittel und eine fünfstellige Bargeldsumme sichergestellt. Auch sein Mittäter wurde ungefähr zeitgleich in Eilbek vorläufig festgenommen. Der 27-Jährige wurde mangels Haftgründen später wieder auf freien Fuß gesetzt. Der 24-Jährige blieb jedoch zunächst in im Polizeigewahrsam und wird nun dem Haftrichter vorgeführt.

Ein Nacht im Hotel kann günstiger sein als der Schlüsseldienst

Immer wieder gibt es Klagen über schwarze Schafe in der Branche der Schlüsselnotdienste. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat deshalb Tipps zusammengestellt. So raten die Experten, im Notfall nicht überstürzt zu handeln: Eine Nacht im Hotel könne im Zweifelsfall sogar günstiger sein als ein nächtlicher Auftrag an den Schlüsselnotdienst. Denn unseriöse Firmen versuchen immer wieder, statt der maximal 100 Euro tagsüber und 180 Euro nachts bis zu 1000 Euro von ihren Opfern zu ergaunern.

Führt kein Weg am Schlüsseldienst vorbei, sollte zunächst am Telefon ein Festpreis vereinbart werden. „Lässt der Betrieb sich darauf nicht ein oder erscheint Ihnen der Preis zu hoch, rufen Sie einen anderen an“, rät die Verbraucherzentrale. Und dabei am besten einen ortsansässigen, ergänzt die Polizei.

Niemals bar zahlen, immer Rechnung verlangen

Ist der Schlüsselnotdienst dann da, sollten die Arbeiten genau beobachtet werden. Denn: „Nicht selten beschädigen die Handwerker die Tür oder das Schloss und geben vor, auf andere Weise sei eine Öffnung nicht möglich“, so die Experten der Verbraucherzentrale weiter. Dann sollen auch noch neue Schlösser oder Beschläge zu überhöhten Preisen an die Opfer verkauft werden. Dabei sei „in 99 Prozent der Fälle“ das Öffnen der Tür möglich, ohne das Schloss zu beschädigen.

Stellt der Notdienstmitarbeiter trotzdem überhöhte Forderungen und besteht auf Bargeld, sollte sich der Auftraggeber nicht unter Druck setzen lassen. „Der Betrieb kann Ihnen eine Rechnung schicken, die Sie später in Ruhe prüfen können.“ Wer dennoch mit Bargeld zahlt, wird später Schwierigkeiten haben, das Geld zurückzubekommen – das funktioniert dann meistens nur mithilfe eines Anwalts. Sollte das Unternehmen die Notlage ausgenutzt und unverhältnismäßig viel Geld verlangt haben, kann Strafanzeige gestellt werden: Denn „Wucher ist ein Straftatbestand“, stellt die Verbraucherzentrale fest.

Auch gegen die beiden aktuell festgenommenen Täter wird nun wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt.