Hamburg. Lohbrügger müssen ihre Tonnen jetzt zu einem Wendehammer bringen. Womit die Stadtreinigung Hamburg diese Vorgabe begründet.
Ein rotes Schild der Stadtreinigung hing bereits im Mai an den Mülltonnen einiger Hausbesitzer am Krellweg, und zwar im Bereich eines Wendeplatzes und einer Stichstraße. „Sie haben sich für den Eigentransport Ihrer Hausmülltonne entschieden“, lasen die Lohbrügger. Und damit begann für sie ein Ärgernis, das bis heute anhält. Denn die Senioren sollen schieben oder ziehen, und zwar weit – oder zahlen: Die Mülltonnen sollen in der Mitte des Wendehammers abgestellt werden, so die Vorstellung der Stadtreinigung.
„Mit uns hat niemand gesprochen“, schimpft Manfred Wahlbrink, der mit Ehefrau Helga (beide 81) am Wendehammer wohnt. Er setzte sich mit der Stadtreinigung in Verbindung und erfuhr, dass es künftig 20 Euro im Monat kosten solle, wenn die Müllwerker die Tonne weiterhin bei ihm abholen.
Müllabfuhr-Streit: Stadtreinigung-Mitarbeiter kam zu Termin
Wahlbrink verabredete einen Termin mit einem Mitarbeiter der Stadtreinigung, denn er ist der Meinung, dass sein Grundstück am Wendeplatz gut zugänglich ist. Das habe auch der Stadtreinigung-Mitarbeiter so gesehen. Beide hätten vereinbart, dass Wahlbrink die Tonne auf den Asphalt an seiner Grundstücksgrenze stellen solle.
So taten es die Wahlbrinks. Doch geleert wurde ihre Tonne nicht, auch nach einem weiteren Anruf bei der Stadtreinigung in der Woche darauf nicht.
Roter Deckel heißt: Kunde muss Tonne selbst „bereitstellen“
Andree Möller, bei der Stadtreinigung für die Unternehmenskommunikation zuständig, erklärt: „Wir hatten bereits im Mai festgestellt, dass unsere Kolonne rückwärts in die Sackgasse fährt, um Mülltonnen mit rotem Deckel zu leeren. Roter Deckel bedeutet Bereitstellung der Behälter durch die Kundinnen und Kunden.“ Rückwärtsfahren sei allerdings aus Gründen der Arbeitssicherheit verboten. „Deshalb hat einer unserer Mitarbeiter damals im Mai die Kundinnen und Kunden der Hausnummern 11, 13, 15, 17, 19 und 21 angerufen und ihnen mitgeteilt, dass alle Tonnen am Abfuhrtag am Fahrbahnrand stehen müssen.“ Möller konkretisiert: „Also an dem Platz, an dem der Müllwagen anhält, ohne rückwärts fahren zu müssen.“
Alternativ, so Möller, könnten die Kundinnen und Kunden den Transport durch die Stadtreinigung (dann schwarzer Tonnendeckel) zubuchen. „Von 20 Euro war aber nie die Rede“, sagt der Pressesprecher, „die monatlichen Transportgebühren sind abhängig von der Länge des Transportwegs, der Anzahl der Stufen und der Anzahl der Leerungen.“ 20 Euro kämen da so gut wie nie zusammen.
Jetzt auch noch Ärger um geparkte Autos
Die Nachbarschaft am Krellweg ist trotzdem verärgert. „Hier wohnen viele ältere Leute. Die sollen nun die schwere Tonne schieben“, sagt Ursula Nagel (88), die am Beginn der Stichstraße lebt. Eine Stadtreinigung-Mitarbeiterin habe ihr am Telefon geraten, jüngere Nachbarn um Hilfe zu bitten. Diese Antwort gefällt Ursula Nagel nicht. „Ich will nicht um Hilfe bitten müssen“, sagt sie erzürnt.
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Aus Sicht der Stadtreinigung hat danach „alles reibungslos geklappt“, bis vor Kurzem die Tonnen am Krellweg wieder voll stehen blieben. Nach Auskunft des Pressesprechers Möller allerdings aus einem anderen Grund als im Mai: „Weil die Straße mit Autos zugeparkt war.“ Die nicht geleerten Tonnen hätten einen sogenannten Tonnenanhänger bekommen, der auf die Abfuhrschwierigkeiten hinwies. „Alle Tonnen wurden später nachgeleert“, sagt Möller.
Dieser Sachverhalt wird übrigens weitere Konsequenzen für die Anwohner des Krellwegs haben: Nach Auskunft des Stadtreinigung-Sprechers Möller sind Mitarbeiter von Stadtreinigung, Bezirksamt und Polizei nach einem Vor-Ort-Termin am vergangenen Freitag zu dem Ergebnis gekommen, dass im Wendehammer Halteverbotsschilder aufgestellt werden müssen.