Hamburg. Auf der Linie S 2 fährt ab kommender Woche ein Zug mit speziell eingerichteten Arbeitsplätzen. Doch das ist nicht die einzige Neuerung.
Auf dem Weg ins Büro in der S-Bahn schon mal am Laptop arbeiten – das geht natürlich, war bislang aber nicht richtig komfortabel. Das soll sich ab der kommenden Woche auf der Linie S 2 zwischen Altona und Bergedorf ändern: In einem der insgesamt vier digital gesteuerten Züge, die dann auf der Strecke unterwegs sind, können Fahrgäste dieses Angebot an Stehtischen mit Internetanschluss nutzen. Den Laptop oder das Tablet müssen sie dafür natürlich selbst mitbringen.
„Der ,Ideenzug S-Bahn Hamburg‘ macht die Zukunft für Fahrgäste erlebbar“, schwärmt ein S-Bahn-Sprecher. Er kommt gerade zurück von der Messe „InnoTrans“, Europas größter Fachmesse für Bahn- und Verkehrstechnik. „Dort haben wir den Zug präsentiert. Er ist jetzt auf dem Rückweg nach Hamburg und wird ab Montag auf der Linie S 2 eingesetzt.“ Die sogenannte Co-Working-Area mit Arbeitstheke, WLAN und Stromanschlüssen befindet sich im mittleren Waggon des dreiteiligen Zuges und ist an den Außenseiten deutlich markiert.
HVV: S-Bahn Hamburg verbessert Informationsangebot
Die drei Arbeitsplätze mit Sitzgelegenheit und weiteren Stehplätzen sind nicht die einzige Neuheit in dem „Ideenzug“, den die Deutsche Bahn gemeinsam mit der S-Bahn Hamburg entwickelt hat. „Das Informationsangebot der S-Bahn wird insgesamt schneller verfügbar, umfassender und digitaler“, so der S-Bahn-Sprecher.
Vor und während der S-Bahn-Fahrt werden Fahrgäste nach seinen Worten ab sofort noch besser und individueller mit Informationen versorgt. Im Digitalcampus Hammerbrooklyn hat die S-Bahn die neuen Informationskanäle in Zügen, an Bahnhöfen und für das Smartphone ausgetüftelt.
Informationen auch über Smartphone verfügbar
So bieten großformatige Displays im Ideenzug Echtzeit-Informationen zu Anschlüssen und alternative Verbindungen. Die digitalen Informationen zum tagesaktuellen Bahnbetrieb werden künftig auch über Smartphone, den Zuganzeigern am Bahnsteig und im Fahrgast-TV verfügbar sein. Zudem liefert ein digitaler Assistent am Computer oder Smartphone schnelle Antworten zu alltäglichen Fragen, beispielsweise zu Verbindungen oder der Verfügbarkeit von Aufzügen. Diesen neuen „Chatbot“ entwickelt die S-Bahn kontinuierlich weiter. Dank künstlicher Intelligenz lernt der digitale Assistent stetig dazu, damit er immer mehr Antworten auf die Fragen der Fahrgäste geben kann.
Weitere Neuheit: Hält der Ideenzug im Bahnhof, zeigen Bildschirme über den Türen abhängig von der Position des Zugs den schnellsten Weg zum Bahnhofsausgang. Und auch an die Bequemlichkeit wurde gedacht: Flexible „Stehlounges“ und zusätzliche Sitze in den Viererabteilen ermöglichen mehr Kapazität, insbesondere zu Stoßzeiten.
"Wir wollen Hamburg zur digitalen Modellstadt machen"
Insgesamt 15 Millionen Euro haben die Stadt Hamburg, der Bund und die Deutsche Bahn in diese Entwicklungen investiert. Dabei dienen die Modernisierungen nicht nur den Fahrgästen in Hamburg. Mit ihrem „IdeenzugCity“ hat die Deutsche Bahn innovative Lösungen speziell für den Bahnverkehr in Deutschlands Metropolregionen entwickelt.
Für Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende (Grüne), ist der öffentliche Nahverkehr „das Rückgrat der Mobilitätswende. In der ganzen Stadt arbeiten wir mit Hochdruck am Hamburg-Takt und am Ausbau des Angebots.“ Mit neuen Linien allein sei es aber nicht getan. „Zusätzlich brauchen wir ein intuitives, digitales Informationsangebot. Wir wollen Hamburg zur digitalen Modellstadt machen, in der die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel noch einfacher, attraktiver und planbarer wird.“ Der Ideenzug S-Bahn Hamburg mit seinem digitalen Informationssystem sei ein Gewinn für die Mobilitätswende, von dem die Menschen in Hamburg profitieren.
Fahrgäste brauchen Glück, um den „Ideenzug“ zu erwischen
S-Bahn-Geschäftsführer Kay Uwe Arnecke unterstreicht, dass der Ideenzug nicht an den Fahrgästen vorbeientwickelt wurde. „Von Anfang an haben wir die Fahrgäste mit Befragungen und Testläufen in die Entwicklung der neuen Formate mit einbezogen. Mit dem Ideenzug machen wir die S-Bahn der Zukunft anfassbar und zeigen innovative Lösungen für mehr Information, Kapazität und Komfort.“
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Insgesamt vier digital gesteuerte Züge verkehren zunächst zwischen Altona und Bergedorf, doch bisher bietet nur einer davon die Vorzüge des Ideenzugs mit Arbeitstheke und großen Displays. Man braucht als Fahrgast schon ein bisschen Glück, um genau diesen Waggon zu erwischen. Für HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt kann das auch nur ein Anfang sein: „Wir brauchen solche Innovationen im gesamten HVV, um noch mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu begeistern.“
HVV: Störungsticker funktioniert bereits in S- und U-Bahn
Klar ist für die HVV-Chefin: „Schnelle, aktuelle Informationen müssen im gesamten Verbund für die Fahrgäste verfügbar sein.“ Ein gutes Beispiel sei das Fahrgastfernsehen mit dem Störungsticker, das bereits heute einheitlich im gesamten Schnellbahnnetz mit S- und U-Bahn funktioniert.