Hamburg. Das Forschungsprojekt startet im August und läuft für drei Monate. Die drei Fahrzeuge können per App oder Telefon gerufen werden.
Im August satteln zehn Busfahrer der VHH um. Sie werden zu „Operatoren“, sind als Computertechniker an Bord einer Weltpremiere im Villenviertel unterwegs: Für drei Monate sollen autonome Kleinbusse mit Platz für acht bis zehn Fahrgäste den Bereich vom Bahnhof bis hinauf zum Doktorberg bedienen.
Autonome Busse in Bergedorf: Letzte Meile vom Bahnhof bis vor die Haustür
„Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein komplettes Wohngebiet mit einem autonomen Shuttle-Service erschlossen wird“, sagte Dr. Andree Hohm vom Continental-Konzern, der das Projekt leitet. „Es wird keine Buslinie ersetzt. Wir sind auf der letzten Meile vom Bahnhof bis vor die Haustür unterwegs.“ Laufe alles wie programmiert, brauchen die Fahrer gar nicht eingreifen. „Aber natürlich können wir auf sie nicht verzichten. Sicher ist sicher.“
Neue Halteverbotszonen im Villengebiet möglich
Die Vorbereitungen liegen im Plan: Zwei der drei Shuttles werden gerade in Frankfurt und Toulouse mit Steuerungstechnik ausgestattet, die App zur Bestellung durch künftige Fahrgäste ist in Erprobung und das Villengebiet wird schon sondiert nach Haltepunkten, Lade- und Warteplätzen sowie notfalls erforderlichen Halteverbotszonen.
In den Sommerferien werden die drei Shuttles erstmals hier auftauchen. „Dann messen wir mit ihnen die Strecken ein. Sie sollen völlig autonom fahren, ohne Markierungen am Fahrbahnrand“, erklärt Anke Sauerländer-Biebl vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Das DLR ist für die Verkehrssystemtechnik zuständig, das disponieren der Fahrten anhand eingehender Bestellungen. Zudem sind Fahrzeughersteller EasyMile, die Steuerungstechnik von Continental und als Betreiber die VHH dabei.
Weltkongress der Mobilität von morgen
Insgesamt drei Monate wird das Projekt laufen, um schließlich erste Ergebnisse auf dem ITS-Weltkongress (Intelligent Transport Systems) vom 11. bis 15. Oktober in den Messehallen zu präsentieren. Es ist eines von insgesamt elf ITS-Reallaboren in der Stadt – und wird auch realisiert, wenn der Kongress wegen Corona ausfallen müsste.
Benutzen kann die Shuttles jeder, der sie per App oder Telefon über die VHH-Leitstelle bestellt. Alle Fahrten sind grundsätzlich kostenlos und nach bisheriger Planung an sieben Tagen in der Woche von 8.30 bis 19.30 Uhr möglich. Angefahren wird praktisch jede Stelle im Villengebiet, wobei Hauptverkehrsstraßen wegen der gemütlichen Geschwindigkeit von kaum über 20 km/h tabu sind. Der Anlaufpunkt an Bergedorfs Bahnhof/ZOB wird auf dem Bahnhofsvorplatz liegen.
Auch die Einkaufsstraße Sachsentor wird erschlossen
Das Villengebiet wurde ausgewählt, weil es vom Bahnhof aus gut erreichbar und für die Forscher wegen der vielen Straßenbeläge sowie engen Wegen interessant ist. Auch die Einkaufsstraße Sachsentor wird profitieren: Haltepunkte in Chrysanderstraße, Bergedorfer Schlossstraße und an der Kirche St. Petri und Pauli sind vorgesehen. Allerdings endet das Projekt im Oktober – kurz vor dem Beginn des Weihnachtsgeschäftes.