Hamburg. Die autonomen Shuttles brauchen 5,80 Meter Straßenbreite und sond 18 km/h schnell. Test auch für Zukunftsstadtteil Oberbillwerder.

Wer Vorreiter der öffentlichen Elektromobilität der Zukunft ist, muss auch Opfer bringen. Deshalb kann es gut sein, dass im Bergedorfer Villengebiet vom kommenden Frühjahr an manche Parkverbote ausgesprochen und enge Kopfsteinpflaster-Passagen zu Einbahnstraßen werden. Hintergrund: Für ein Vierteljahr können dann alle Anwohner drei selbstfahrende Kleinbusse kostenlos für jede Fahrt im Villengebiet oder zum Bergedorfer Bahnhof ordern. Und der Shuttle-Typ „EZ10 Gen3“ vom Hersteller EasyMile braucht zum sicheren Fahren mindestens 5,80 Meter breite Straßen.

„Ihr für August bis Oktober geplanter Einsatz macht das historische Wohngebiet zum weltweiten Vorbild für lückenlose Mobilität. Erstmals überhaupt wird nicht bloß eine Buslinie auf fahrerlose Shuttles umgestellt, sondern ein ganzes Areal mit Tausenden Bewohnern durch eine vollautomatischen Fahrservice bis vor die Haustür erschlossen“, sagt Patrick Fischer von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) , die das Projekt unter anderem zusammen mit Continental, der Dekra und der Systemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt betreiben.

Autonome Busse in Bergedorf: Parkverbote im Villenviertel

Das Villengebiet wurde unter mehreren Hamburger Stadtteilen ausgewählt, weil es enge Straßen mit diversen Belägen hat, etliche Steigungen, viele Kreuzungen und in perfekter Nachbarschaft zum S-Bahnhof liegt. Zudem gilt fast überall Tempo 30, was zu den 18 km/h langsamen Elektro-Shuttles passt. Die sechs Sitz- und sechs Stehplätze zählenden Kleinbusse sollen per Handy-App und wohl auch per Telefonhotline bestellt werden können.

Sind die Shuttles gerade ohne Fahrgäste, warten sie an zentralen Punkten im Villengebiet oder am Bergedorfer ZOB auf Buchungen – hier wohl im Umfeld des Bahnhofsvorplatzes am CCB. Die Nutzung ist kostenlos. Finanziert wird alles vom Bundesverkehrsministerium.

Villengebiet testet Mobilität des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder

Zusammen ist das Trio eines von elf sogenannten Reallaboren, die in Hamburg und seiner Metropolregion im Vorfeld des für Oktober 2021 in den Messehallen geplanten ITS Weltkongresses für intelligente Verkehrssysteme Zukunftsprojekte unter echten Alltagsbedingungen testen. Die Auswertungen der Reallabore sind Teil des Kongresses.

„Dort geht es dann neben den rein technischen Details auch um alles, was uns die Nutzer sagen: Wie fühlt sich das Fahren an? Was fehlt? Wie können wir nachbessern?“, sagt Andree Hohm von Continental. „Wir wollen lernen und möglichst viele Erfahrungen sammeln.“ Davon profitierten die Bergedorfer mittelfristig auch direkt: Das Villengebiet teste bereits die Mobilität des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder .