Hamburg. Vertrag läuft für sechs Monate, Bezirksamt übernimmt die Nebenkosten. Corona-Auflagen sorgen am alten Standort für Probleme.
Manch einer bleibt neugierig vor den großen Schaufenstern am Lohbrügger Markt 4 stehen: Wo seit dem Auszug von Edeka Linow vor sechs Jahren alles dunkel blieb, leuchten jetzt wieder die Neonröhren. Fleißige Jugendliche hämmern, sägen, streichen die Wände an, bauen Möbel und Tresen aus Holzpaletten.
„Drüben am Bille-Bogen dürfen wir in Corona-Zeiten nur zehn Jungs reinlassen, das war unfair bei wöchentlich 90 Stammnutzern“, sagt Torben Köhler vom Jungentreff der Awo. Und so fragte er beim Eigentümer, der RED Baufeld GmbH an, ob nicht zumindest für sechs Monate eine Zwischennutzung der 650 Quadratmeter möglich sei – und es klappt: „Laut Baufeld GmbH wird hier frühestens in eineinhalb Jahren für den Wohnungsneubau abgerissen.“
Ehemaliger Edeka Linow: Jungentreff zieht ein
Das Bezirksamt unterstützt den Umzug großzügig, kommt für die gewaltigen Nebenkosten von monatlich 2700 Euro auf. „Allein für die Heizung kalkulieren wir 700 Euro“, so Köhler, der sich ebenso über zahlreiche Spenden von Firmen freut.
Es bleibt bei kleinen Gruppen samt Mundschutz-Pflicht. In Teams können sich die Acht- bis 25-Jährigen richtig austoben. Im ehemaligen Lager im ersten Stockwerk wollen sie Rampen und Pipes für ihre Kick-Roller bauen. Gleich nebenan, im alten Mitarbeiterraum, sollen Computer fürs Homeschooling aufgebaut werden: In der Flüchtlingsunterkunft Am Bünt beispielsweise gibt es kein WLAN, deshalb werden zunächst fünf Schüler aus der Unterkunft im Jungentreff ihre Hausaufgaben machen. Dafür stehen sogar zwei Smartboards zur Verfügung.
Tierprojekt geplant: Krokodil oder Mäuse?
Nebenan, im jetzt umgebauten Herren-WC soll noch eine Dunkelkammer entstehen, hofft Torben Köhler: „Wir wollen analog fotografieren und nehmen gern noch altes Fotopapier oder Filmrollen entgegen.“ Wo früher Gemüse und Fleisch verkauft wurde, wird derzeit eine Tischtennisplatte aufgebaut, kommen bunte Graffitis an die Wände, fahren die Jugendlichen mit Go-Karts umher.
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„Wir wollen auch noch ein Tierprojekt starten, die Vorschläge waren Krokodil oder Mäuse“, erzählt Sozialarbeiterin Eike Möller schmunzelnd. Es wird wohl eher eine Landschaft für Mäuse, wenn noch Aquarien oder Terrarien gespendet werden. Auch darf sich unter Telefon 040/88 17 75 40 gern melden, wer noch Farbreste abgeben kann, ein altes Sofa, einen Küchentisch, Werkzeug oder Vorhänge für die Schaufenster.
„Es werden viele kleinere Projekte sein, aber wir wollen halt für die Kids ansprechbar bleiben“, sagen die Awo-Betreuer, die im „LohMa for you“ feste Öffnungszeiten anbieten: dienstags und mittwochs von 17 bis 21 Uhr, donnerstags von 15 bis 19 Uhr, an Freitagen (15 bis 21 Uhr) und sonnabends (12 bis 17 Uhr).