Hamburg. Letzter Öffnungstag ist der 30. Januar 2021. Das Drogerie-Unternehmen sucht einen neuen, gern auch kleineren Standort in Lohbrügge.

Einige Regale sind schon leer geräumt, andere nur noch spärlich bestückt. Seit Anfang dieser Woche herrscht Andrang bei Budnikowsky im Obergeschoss des Marktkauf-Centers, denn auf das gesamte Sortiment des Hamburger Drogeriemarkt-Filialisten gibt es dort jetzt 20 Prozent Preisnachlass.

Es ist ein Räumungs-Rabatt. „Wir schließen diese Filiale“, bestätigt Budnikowsky-Sprecherin Wiebke Spannuth auf Anfrage. Letzter Öffnungstag soll der 30. Januar sein. „Es könnte aber auch früher werden, nämlich wenn vorher alles abverkauft ist.“ Stammkunden, die hier ihre Budni-Karte einsetzen, seien frühzeitig per E-Mail benachrichtigt worden mit der Empfehlung anderer Budni-Filialen im Raum Bergedorf.

Im nächsten Jahr kein Budnikowsky mehr im Marktkauf-Center

Auch in dem 800 Quadratmeter großen Geschäft weisen Schilder auf Schließung und Rabatte hin. Dem Vernehmen nach sollen die Mitarbeiter der Filiale an anderen Budni-Standorten eingesetzt werden. „Ich habe Glück und kann in Bergedorf bleiben, weil ich in Lüneburg wohne“, erzählt eine Mitarbeiterin einem Kunden. „Einige Kollegen hier werden nach Hamburg-Hamm versetzt, wo wir eine neue Filiale eröffnen. Aber auch das ist ja keine Weltreise.“

Lohbrügger Kunden allerdings müssen demnächst schon ein bisschen Wegstrecke in Kauf nehmen, wenn sie Budni treu bleiben wollen. Flyer an den Kassen weisen auf die umliegenden Filialen hin, in denen es beim ersten Einkauf dort in den kommenden Wochen auch noch einmal zehn Prozent Rabatt gibt: Die vier Geschäfte liegen im CCB, an der Bergedorfer Straße 131, am Friedrich-Frank-Bogen neben Aldi in Bergedorf-West und am Heidhorst in Boberg. Lohbrügge jedoch bleibt jetzt Budni-frei.

Zehnjähriger Mietvertrag im Center sei ausgelaufen

„Das soll aber auf keinen Fall so bleiben“, sagt Sprecherin Spannuth. „Wir suchen dringend einen anderen Standort in Lohbrügge mit mindestens 400 Quadratmetern Fläche. Optimal wäre eine Adresse an der Alten Holstenstraße.“ Der jetzige Standort im Marktkauf-Center sei wohl wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben worden.

Von derzeit 800 auf „mindestens 400 Quadratmeter“ – Budnikowski ist laut Marktkauf-Centerchefin Valbone Scharfenberg nicht das einzige Unternehmen im stationären Einzelhandel, das kleinere Flächen sucht. „Ich kenne die Beweggründe von Budnikowsky nicht, bei uns zu schließen", sagt sie. Der zehnjährige Vertrag sei ausgelaufen, und Budni habe ihn nicht verlängert. „Der Trend geht aber jetzt wieder zur kleineren Fläche, auch etwa bei großen Mietern wie Media-Markt oder Saturn.“

Zwei ernsthafte Interessenten für die frei werdende Fläche

Für das frei werdende Budni-Geschäft gibt es nach ihren Worten schon zwei ernsthafte Interessenten. „Mitte Januar dürfte da schon die Entscheidung fallen." Generell hat das Marktkauf-Center sich laut Scharfenberg in der Corona-Krise bislang besser geschlagen als klassische Shopping-Center: „Unsere Marktkauf-Filiale ist wie alle großflächige Lebensmittelanbieter eher ein Gewinner der Krise, und ein großer Teil der anderen Geschäfte bieten Lebensmittel oder Artikel des täglichen Bedarfs an und sind daher vom Lockdown nicht betroffen. Wir sind ein Versorgungszentrum, kein Shopping-Center, wo jetzt kaum noch jemand hineingeht, weil man da ja nicht mehr shoppen kann.“

Budnikowsky gehört nach Einschätzung des Online-Dienstes „Statista“ zu den „großen Vier“ der Drogerie-Filialisten in Deutschland. Die bundesweit höchste Zahl an Filialen hat nach diesen Angaben Rossmann mit 2196 Geschäften, gefolgt von dm mit 1997 Filialen. Weit dahinter rangiert das überwiegend in Süddeutschland vertretene Unternehmen Müller mit 566 Filialen und schließlich Budnikowsky mit 192 Filialen nahezu ausschließlich im Hamburger Raum, neuerdings aber auch in Berlin und in Mannheim.

Familienunternehmen kämpft seit Jahren gegen rote Zahlen

Gleichwohl kämpft das Familienunternehmen schon seit mehreren Jahren gegen rote Zahlen. Heftige Preiskämpfe und immer neue Filialeröffnungen der Rivalen hatten den Hamburger Marktführer in die Defensive gebracht. So hat sich beim Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2018/19 (1. März bis 28. Februar) der Verlust der Gesellschaft auf 2,8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Zahlen für 2019/2020 liegen noch nicht vor.

Ein 2017 geschlossener Einkaufs-, Logistik- und IT-Verbund mit Edeka soll es nun richten. „Wir rechnen 2022 mit schwarzen Zahlen“, sagte Budni-Geschäftsführer Cord Wöhlke im Juli dieses Jahres. Noch Ende 2019 hatte es geheißen, man werde wohl 2021 wieder Gewinn machen.