Hamburg. Betreiberin ist über den Bau der Toiletten-Anlage am Hohendeicher See verärgert. Auch das Bezirksamt wusste angeblich von nichts.
Stefanie Riecken-Thiel, Betreiberin des Imbisses „Kleines Glück am See“ am Südstrand des Hohendeicher Sees in Ochsenwerder, ist genervt und stocksauer: Bauarbeiter sind derzeit damit beschäftigt, ihr ein Toilettenhäuschen vor die Nase zu setzen. „Ich schaue künftig nicht mehr auf Strand und See, sondern auf ein WC“, sagt die 56-Jährige und fügt hinzu: „Bald wird hier direkt vor dem Verkaufstresen regelmäßig ein Güllewagen vorfahren.“
Sie wundert sich, warum das Toilettenhaus ausgerechnet wenige Meter vor ihrem Imbiss gebaut wird und nicht einige Meter weiter entfernt am Seeufer. „Dort ist genug Platz, auch für den Güllewagen“, sagt die Imbissbetreiberin.
Badesee in Ochsenwerder: Wer hat den Bau der Toiletten in Auftrag gegeben?
Seit Wochen recherchierte Stefanie Riecken-Thiel, wer für den Neubau verantwortlich ist – erfolglos: „Ich habe mir die Finger wund geschrieben und gewählt, beim Bezirksamt, bei Hamburg Wasser und bei der Stadtreinigung nachgefragt und nicht einmal eine Antwort bekommen. Ich bekam Abwesenheitsmitteilungen oder wurde abgewimmelt.“
Auch die örtliche Politik schaltete die 56-Jährige ein, das WC wurde von der CDU im Regionalausschuss angesprochen. Aber auch dort konnte die Verwaltung keine eindeutige Auskunft geben, weil sie nicht die auftraggebende Behörde ist. „Nicht einmal Politik und Verwaltung werden informiert“, kommentiert das Stefanie Riecken-Thiel.
WC am Hohendeicher See wird direkt vor Imbiss gebaut
Wegen der Baumaßnahme mitsamt Verlegung der notwendigen Anschlussleitungen ist der Overwerder Weg bereits seit Ende Juni in Fahrtrichtung Warwischer Hinterdeich gesperrt. „Ich habe ständig Baufahrzeuge vor meinem Häuschen, kann mit meinem Wagen nicht die Auffahrt passieren, um Waren anzuliefern, darunter gekühlte Lebensmittel“, sagt Stefanie Riecken-Thiel. Sie ärgert sich, dass niemand sie auf die bevorstehenden Arbeiten hingewiesen habe. „Das war eine böse Überraschung.“
Die Imbissbetreiberin wundert sich auch über die Wahl des Zeitpunktes: „Warum passiert das mitten in der Badesaison? An heißen Wochenenden sind Tausende Besucher am Südstrand.“
Gruben sind ausgehoben und die Sohle gegossen
Derzeit werden Anschlussleitungen verlegt. Die Gruben für Toiletten wurden bereits ausgehoben und die Betonsohle gegossen.
Die in Kirchwerder lebende Stefanie Riecken-Thiel hat den Imbiss nun in der fünften Saison geöffnet, bietet darin Kaltgetränke, Eis, Kaffee, Grillwürste und Pommes an. „Bisher hatte ich die Badegäste im Blick. Ortsunkundige habe ich schon mal auf die Gefährlichkeit der Abbruchkante hingewiesen. Das wird künftig nicht mehr möglich sein.“
Imbiss bleibt vorerst geschlossen
Sie hat ihren Imbiss vorerst geschlossen – und will ihn so schnell auch nicht wieder öffnen: „Ich werde wohl warten, bis die Bauarbeiten beendet sind.“ Geöffnet hat sie normalerweise bei Badewetter von Juni bis September immer donnerstags bis sonntags, in den Sommerferien dienstags bis sonntags.
Ihr ist klar, dass das Kind längst in den Brunnen gefallen sei. „Zum Zeitpunkt der Vorbereitung der Baumaßnahmen hätte man den Standort der Toilette vielleicht noch ändern können, aber ich konnte ja niemanden erreichen.“ Sie wüsste nun zumindest gern, wie der Zeitplan ist, betont Stefanie Riecken-Thiel.
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Nach Recherchen unserer Redaktion hat sich herausgestellt, dass tatsächlich die Stadtreinigung Hamburg für den Neubau zuständig ist. Der Senat übertrug der Stadtreinigung 2017 „die Zuständigkeit für Bau, Betrieb und Unterhaltung der öffentlichen Toiletten in Hamburg“, teilt Sprecher Kay Goetze mit. Die Toilettenanlage soll Ende Juli/Anfang August in Betrieb gehen.
WC-Anlage kostet 418.000 Euro
Finanziert wird das 418.000 Euro teure WC von der Umweltbehörde. Die „Automatiktoilette mit drei genderneutralen niedrigschwelligen Kabinen und einer barrierefreien Toilette nach DIN 18040“ entstehe vor dem Imbiss aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Strand, „wo der Bedarf am größten ist“, teilt Goetze mit. Ein weiteres Argument seien Kosteneinsparungen „durch Nähe an die Versorgungsanschlüsse (Strom, Wasser, Abwasser)“. Und: Eine barrierefreie Erschließung sei „durch Nähe zum Weg“ möglich.
Das WC-Häuschen soll 7,10 Meter lang, 2,65 Meter breit und 2,30 Meter hoch werden. Es entsteht auf öffentlichem Grund, teilt Goetze mit. Erstaunlich: „Das Bezirksamt Bergedorf war in die Standortfindung mit eingebunden, alle benötigten Genehmigungen wurden vom Bezirksamt erteilt“, sagt Goetze.