Hamburg. Statt Bussen könnten auch Bahnen die Vierlande mit der City verbinden. Wie Bergedorfer Verkehrspolitiker diese Idee einschätzen.

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg möchte den Südosten der Stadt mehr ans Netz des öffentlichen Nahverkehrs ankoppeln. Und dabei hat der SoVD schon ein ganz bestimmtes Verkehrsmittel im Blick: Um die Verkehrswende voranzutreiben, sollte der Bau einer Straßenbahn von Mundsburg nach Kirchwerder geprüft werden, meint Klaus Wicher, Vorsitzender des SoVD Hamburg.

Schließlich sei die Strecke stark frequentiert und werde jetzt von einer Buslinie bedient. Allerdings seien diese Busse oftmals nicht nur überfüllt, weiß Klaus Wicher, dessen Verband in Hamburg etwa 25.000 Mitglieder angehören. Busse seien für Menschen mit Handicap oder auch Gleichgewichstproblemen durch ihre oftmals ruppige Fahrweise auch ein nicht gerade komfortables Verkehrsmittel, erklärt der SoVD-Vorsitzende. Doch es sei wichtig, dass auch diese Menschen mobil bleiben. „Mobilität ist ein Menschenrecht“, sagt Klaus Wicher. Vom Bus auf die Bahn umzusteigen könne daher eine Alternative sein. „Der Bau einer Straßenbahn geht schneller und ist kostengünstiger als eine U-Bahn“, so Wicher.

FDP: Innovative Idee, die Menschen weg vom Auto bringt

Für Einwohner der Vier- und Marschlande sei es wichtig, dass sie ihren Arbeitsplatz, Kinos oder auch den Arzt in der City kostengünstig und ökologisch erreichen können. Gerade Menschen mit geringem Einkommen und ohne Auto seien auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. „Wir müssen wissen, ob eine Straßenbahn ökologischer, sozialer und fahrpreiswerter ist als die U-Bahn“, erklärt Klaus Wicher, der vorschlägt, den Bau einer Straßenbahn bis nach Kirchwerder zu prüfen.

Dass auf der gut 20 Kilometer langen Strecke zwischen Vierlanden und Barmbek irgendwann mal Straßenbahnen fahren, hält Stephan Meyns (FDP) für eine „charmante Idee“. „Grundsätzlich begrüßen wir erstmal alles, was uns weg vom Auto bringt“, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Bergedorfer Liberalen. Sicherlich müsse man auch prüfen, ob eine Straßenbahn ansatzweise wirtschaftlich sein könnte und auch, ob die Fahrgastzahlen groß genug seien, aber „wir finden es gut, innovativ zu denken und neue Wege zu gehen“, sagt Stephan Meyns.

CDU: Gute Idee, aber lieber bestehende Infrastruktur nutzen

Immerhin würden 35.000 Menschen in den Vier- und Marschlanden leben, würden auf der möglichen Achse einer Straßenbahn dicht besiedeltere Stadtteile wie Curslack, Neuengamme und Kirchwerder liegen. Zudem entstehe in Kirchwerder derzeit eine neue große Schule und sei der Zollenspieker längst ein beliebter touristischer Punkt. Eine Straßenbahn könne da schon Entlastung bringen und sei eine Überlegung, der die Bergedorfer Liberalen sich nicht verschließen würden, so Stephan Meyns.

Jörg Froh ist da ein wenig defensiver: „Die Idee ist gut, aber an der Realität vorbei“, meint der verkehrspolitische Sprecher der CDU Bergedorf. Eine Straßenbahn würde zwar nur etwa drei bis fünf Prozent der Kosten verursachen, die der Bau einer S- oder U-Bahn kostet und sei damit wesentlich günstiger, trotzdem müssten dafür wieder Straßen aufgerissen werden, sei es unrealistisch, dass eine Trassenführung finanziert werden würde, meint Jörg Froh.

Der Christdemokrat aus Allermöhe appelliert viel mehr, die bestehende Infrastruktur zu nutzen und aufzuwerten: So spricht er sich schon seit Langem für die Reaktivierung der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Geesthacht und Bergedorf bis nach Nettelnburg aus. Um den ÖPNV in den Vier- und Marschlanden zu fördern, sollte geprüft werden, die Taktung von Buslinien zu erhöhen oder auch weitere Querverbindungen nach Vorbild des „Deichflitzers“ zu schaffen. Zudem sollte viel mehr darauf geachtet werden, die Bushaltestellen barrierefrei zu gestalten und mit einem Wartehäuschen auszustatten, um mehr Komfort für die Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen.