Kirchwerder. Auch Störchin „Mimi“ ist auf dem Weg ins Landgebiet. Sie kommt aus Mali. Und ausgerechnet jetzt wird es bei uns wieder kalt.

Der erste Hamburger Storch ist aus dem Süden zurück: Das Storchenmännchen vom Hof Eggers in der Ohe ist auf seinen Horst zurückgekehrt. Der große Vogel ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh dran. In den vergangenen drei Jahren war der Storchenmann jeweils etwa vier Wochen später, im Februar, zurückgekehrt.

Müder Storch sitzt im Horst auf Hof Eggers

Dass es sich um denselben männlichen Storch handelt, der seit 2020 auf dem Hof Eggers die Sommermonate verbringt, um mit seiner Partnerin Nachwuchs zu zeugen und großzuziehen, meint Biologin Dr. Ute Meede. Sie beobachtet die Storchenpaare auf dem denkmalgeschützten Bio-Hof in Kirchwerder bereits seit 2008. „Ich kenne die zeitlichen Rückkehr-Gewohnheiten der Störche und kann daraus relativ sicher schließen, dass es sich um das Storchenmännchen handelt, das bereits seit 2020 auf den Hof Eggers kommt.“ Auch das individuelle Verhalten des Tieres lasse Rückschlüsse zu, betont die Expertin. „Das Verhalten des Storchs zeigt, dass er nach dem langen Flug offenbar hungrig und auch ein bisschen müde ist, denn er hat Futter gesucht und dann kurze Zeit im Nest gesessen und nicht gestanden“, sagt Ute Meede.

Weitere Rückkehrer sind in Hamburg bisher nicht bekannt. Von einem weiteren Storch, „Mimi“, weiß man jedoch, dass er bereits auf dem Rückweg an den Vorderdeich (Reitbrook) ist. Das Storchenweibchen wurde vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mit einem Sender ausgestattet. Dadurch lassen sich seine Flugbewegungen verfolgen und seine Aufenthaltsorte bestimmen. „,Mimi’ hat sich von ihrem Winterquartier im afrikanischen Mali aufgemacht in Richtung Norden, hält sich derzeit in Marokko auf“, sagt Jonas Voß, Sprecher des Nabu Hamburg. Voß geht davon aus, dass die Störchin Mitte Februar auf dem Horst in Reitbrook landen wird. „Für den Weg von Hamburg nach Marokko hat die Störchin ziemlich genau vier Wochen gebraucht. Für ihren Rückweg wird sie vermutlich ähnlich lange benötigen.“

Sieben Hamburger Störche können anhand von Sendern geortet werden

„Mimi“ könnte – anders als bei dem Storchenpaar auf dem Hof Eggers – durchaus vor dem Männchen zurück auf dem Horst sein. Voß: „Das ist zwar eher die Ausnahme, aber es kommt vor.“ Davon abgesehen ist nicht hundertprozentig klar, dass „Mimi“ tatsächlich ein Weibchen ist: „Das Geschlecht der Tiere ist schwierig zu bestimmen. Wir können es aufgrund ihres Gewichts und ihrer Schnabellänge lediglich vermuten. Aber das Geschlecht der von uns besenderten Störche ist nicht analysiert worden.“

Jeweils sechs Hamburger Störche waren 2021 und 2020 mit Sendern ausgestattet worden. Sieben von ihnen sind nach wie vor zu orten, „der Rest ist entweder tot oder die Sender sind defekt“, sagt Voß. Fünf der sieben Störche verbringen die Sommer im Landgebiet: zwei in Kirchwerder und jeweils einer in Altengamme, Fünfhausen und eben Reitbrook.

Dass der Storch vom Hof Eggers seiner Zeit voraus ist, kann viele Ursachen haben, betont der Nabu-Sprecher: Die Temperaturen könnten eine Rolle spielen, aber auch die Lage des Winterquartiers. Voß: „Manche Störche überwintern in Spanien, etwa der von uns besenderte ,Alexander’. Dann haben die Tiere natürlich einen kürzeren Rückweg als wenn sie aus Afrika zurückkommen.“ Dass die Temperaturen nun wieder runtergehen sollen, dürfte dem Eggers-Storch nicht viel ausmachen, denn mit Kälte kommen Störche eigentlich gut klar. Im gefrorenen Boden finden sie allerdings nicht so leicht Nahrung.