Hamburg. Die Jugendbauhütte Hamburg hat das historische Haus gekauft. Jetzt wird das denkmalgeschützte Gebäude mit Bedacht umgebaut.

Die Alte Schule Seefeld hat einen neuen Besitzer: Die Jugendbauhütte Hamburg hat das denkmalgeschützte Gebäude an der Heinrich-Osterath-Straße gekauft. „Noch im alten Jahr konnte der Kaufvertrag notariell unterschrieben werden“, bestätigt Ulrich Mumm aus dem Beirat der Jugendbauhütte Hamburg gGmbh. „Nun warten wir auf die Schlüsselübergabe und dann folgen die ersten Planungsschritte“, sagt Ulrich Mumm.

Die 1882 erbaute Dorfschule steht seit mehr als vier Jahren leer, wurde zuletzt noch als Projektschule für alle Grund-, Haupt- und Realschulen des Schulkreises Bergedorf genutzt, die dort die Möglichkeit hatten, Projekttage in Kunst und Biologie zu organisieren. Nun wollte die Stadt das Gebäude verkaufen, Voraussetzung war allerdings, das Haus in eine soziokulturelle Nutzung kombiniert mit Wohnen zu überführen. Dafür hatte sich auch die Bergedorfer Lokalpolitik stark gemacht, um das Ensemble auf einem etwa 2000 Quadratmeter großen Grundstück an der Gose-Elbe nicht einfach an den Meistbietenden zu verkaufen.

Alte Schule Seefeld: Aus Klassenzimmern werden Wohnungen

Dort, wo einst Kinder die Schulbank gedrückt haben, soll nun künftig gewohnt werden: „Die Klassenzimmer werden zu Wohnungen umgebaut“, erklärt Ulrich Mumm. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner stehen schon fest: Das Wohnprojekt Vierlanden soll dort ein neues Zuhause finden und das Gebäude von der Jugendbauhütte mieten.

Ein Nutzungskonzept, das neben dem Kaufpreisgebot als Teil der Bewerbung im vergangenen Frühjahr beim Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) eingereicht werden musste, hatten Jugendbauhütte und das Wohnprojekt bereits gemeinsam ausgearbeitet.

Die Wohngruppe soll auf zehn bis 15 erwachsene Personen anwachsen

Das Wohnprojekt ist aus einer Wohngemeinschaft initiiert worden, die bereits seit vielen Jahren in Vierlanden wohnt. Das alte Zuhause am Neuengammer Hausdeich wurde 2019 abgerissen. Seitdem wohnt die Gruppe übergangsweise in zwei Wohnungen in Kirchwerder. Nun soll sie in dem ehemaligen Schulgebäude wieder ein dauerhaftes Zuhause finden.

Die Kerngruppe des Wohnprojekts besteht derzeit aus sechs Personen, darunter zwei Paare und zwei Alleinstehende im Alter von 39 bis 65 Jahren. Die Gruppe sei „generationenübergreifend, interkulturell und divers zusammengesetzt im Hinblick auf Lebensentwürfe und Einkommen“, heißt es auf der Internetseite der Gruppe. Insgesamt soll die Gruppe auf eine Größe von zehn bis 15 erwachsene Personen wachsen, dafür gebe es auch bereits weitere Interessierte.

Impulse aus dem Keller in die Nachbarschaft

In der Alten Schule soll aber künftig nicht nur gewohnt werden: Das Wohnprojekt will von dort aus nachbarschaftliche, soziokulturelle und ökologische Projekte starten und unterstützen. Ein Fokus liegt auch auf der solidarischen Landwirtschaft: Die „SoLawi Vierlande“ ist eine Gemüsegärtnerei mit Anbauflächen in den Vierlanden, deren Betrieb gemeinsam von den Mitgliedern organisiert und finanziert wird. Initiiert und aufgebaut wurde sie seit 2017 auch von Inga Röwer, die ebenso Teil des Wohnprojekts ist.

Im Keller sollen ebenso Werkräume wie eine Holz- und Tonwerkstatt entstehen, die für die Nachbarschaft geöffnet und so „Impulse in den Bezirk hinein setzen sollen“, erklärt Ulrich Mumm. Der Umbau der Alten Schule soll „so rasch wie möglich“ starten, so Mumm. Die Umgestaltung der Schule für Wohnzwecke soll behutsam und ohne große Eingriffe in das denkmalgeschützte Gebäude vollzogen werden, betont Ulrich Mumm. Ein realistischer Zeitrahmen, je nach Verfügbarkeit des benötigten Materials, sei etwa ein halbes Jahr, erklärt Ulrich Mumm.

Jugendbauhütte hat bereits ein Haus in Allermöhe gerettet

Mit der Erhaltung historischer Bausubstanz kennt sich die Jugendbauhütte aus: Bundesweit gibt es 16 Jugendbauhütten. Sie sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Jugendbauhütte Hamburg ist im Landgebiet bereits etabliert: Sie wurde im September 2015 gegründet, kaufte das Hufnerhaus am Moorfleeter Deich 483 und rettete damit in der letzten Sekunde eines der ältesten Häuser Hamburgs vor dem Abriss.

Seitdem ist das Fachwerkhaus, dessen Errichtung bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, zum Lehrbauwerk geworden: Junge Frauen und Männer, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren, erlernen traditionelle Handwerkstechniken und richten das Fachwerkhaus so ursprünglich wie möglich wieder her. Im September ist bereits der siebte Jahrgang gestartet, der aus drei jungen Frauen und zwei jungen Männern besteht. Sie könnten neben Experten wie Maurern oder Klempnern auch beim Umbau der Alten Schule zum Einsatz kommen.

Im alten Pumpwerk soll die alte Schreinerei hergerichtet werden

Ebenso ist die Jugendbauhütte auf der Billwerder Insel ansässig. Dort wohnen die jungen Freiwilligen in einer ehemaligen Dienstvilla von Hamburg Wasser. Die Jugendbauhütte konnte die Gebäude im Zuge der Übertragung des Geländes auf die Hamburg Port Authority (HPA) erwerben, die dort eine Ausgleichsmaßnahme für die Elbvertiefung umgesetzt und ehemalige Absetzbecken als Habitat für den Schierlingswasserfenchel hergerichtet hat.

Ebenso gehört das alte Pumpwerk mit Nebengebäuden zur Jugendbauhütte. Dort soll künftig die alte Schreinerei wieder hergerichtet werden, die vor allem genutzt werden soll, wenn der Innenausbau des Hufnerhauses am Moorfleeter Deich beginnt, erklärt Ulrich Mumm.