Hamburg. Wer sich in seinem Freiwilligen sozialen Jahr mit der Restaurierung des alten Hauses beschäftigen möchte, kann sich jetzt bewerben.
Fast auf den Tag genau sechs Jahre sind vergangen, seit das historische Hufnerhaus am Moorfleeter Deich 483 in allerletzter Sekunde gerettet wurde: Anfang Dezember 2015 war das Haus, das in Teilen bis ins 16. Jahrhundert zurückdatiert werden kann, schon zum Abbruch freigegeben, bis die Jugendbauhütte Hamburg das Objekt kaufte und zum Lehrbauwerk machte. Seitdem bringen es junge Menschen, die ein Freiwilliges Sozialen Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege absolvieren, gemeinsam mit ihrem handwerklichen Leiter Wido Hahne Stück für Stück auf Vordermann.
Hufnerhaus wurde komplett in weiße Silofolie verpackt
Seit September bilden fünf junge Frauen ein tatkräftiges Team, das in den drei Monaten handwerklich bereits einiges gelernt hat: „Wir haben Fachwerk ausgemauert, Fenster restauriert und Holzverbindungen, also Zapfen und Zapfenlöcher, hergestellt“, erklärt Sarah Klein, die sich bereits darin bestätigt sieht, auch beruflich eine handwerkliche Betätigung anzustreben. „Tischlerin ist für mich in jedem Fall eine Option“, sagt die 18-Jährige.
Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen wird derzeit an der Westfassade des Hauses gearbeitet, wo eine Außenmauer nach historischem Vorbild wieder aufgebaut wird. Ebenso wurden auf der Ostseite des Hauses Balken ausgetauscht und ein neues Fundemant eingezogen. Bis die Schwelle und die Gefache ausgemauert werden können, werden aber noch ein paar Monate , bis nach der Frostperiode vergehen.
Im Oktober wurde das historische Haus in Silofolie gewickelt
Auch beim Einpacken des Hauses haben die Frauen geholfen: Im Oktober wurde das gesamte Gebäude, das die Grundform eines Flettdielenhauses mit dem Grundmaß von rund 14 mal 32 Metern besitzt, in weiße Silofolie gehüllt. Grund hierfür war eine technische Schädlingsbekämpfung, die zum Erhalt des Fachwerks unumgänglich war. Das Denkmal gilt als eines der letzten Vertreter des großen niederdeutschen Hallenhauses auf dem Billwerder und eines der ältesten erhaltenen Fachhallenhäuser Norddeutschlands. 41.000 Euro stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zweckgebundener Spenden sowie der Erträge der Lotterie Glücksspirale für die Schädlingsbekämpfung bereit. Mithilfe von Wärme und Gas wurden vor allem die Larven des gescheckten Nagekäfers, die sich in das Holz der Balken fressen, ausgerottet. „Durch das offene Dach war es jahrelang feucht im Haus, ein ideales Umfeld für die Schädlinge. Jetzt ist es dicht und die Lebensbedingungen für sie nicht mehr so gegeben“, sagt Ulrich Mumm von der Jugendbauhütte.
Auf der Suche nach Feuerstelle und Spuren alter Siedlungsgeschichte
Er hofft, dass sich statt Larven bald etwas anderes im Haus findet, denn es stehen archäologische Grabungen an. Die Grabung in der östlichen Kübbung ist bereits erfolgt, weitere sollen im Stallbereich und
im Flett stattfinden: „Wir hoffen, die alte Feuerstelle zu finden oder gar Spuren einer früheren Siedlungsgeschichte“, erklärt Ulrich Mumm.
Finanziert wird die Grabung von der Hermann Reemtsma Stiftung. Denn die Jugendbauhütte ist stets auf Spenden angewiesen. Im kommenden Jahr soll es ab September wieder fünf Plätze geben. Und diese sind stets beliebt, berichtet Ulrich Mumm. „Zuletzt haben wir das Bewerbungsverfahren gestoppt, weil bereits viel mehr Anfragen eingegangen waren, als Plätze zu vergeben waren“, sagt Ulrich Mumm. Für den Jahrgang, der im September 2022 startet sind bereits Bewerbungen möglich.
Infos und Kontakt im Internet: www.denkmalschutz.de.