Curslack/Neuengamme. Das ganze Dorf war auf den Beinen, um Polizeiposten Matthias Lange in den Ruhestand zu begleiten. Der zeigte sich tief bewegt.
Um 17.45 Uhr sagte Imke Jans, die Ehefrau von Matthias Lange, zu ihrem Mann, dass er trotz seines Resturlaubs vor der bevorstehenden Pensionierung seine Polizeiuniform anziehen solle. „Da wusste ich: Es passiert etwas. Diese Dimensionen hatte ich allerdings nicht erwartet“, berichtet der für Curslack und Neuengamme zuständige Polizeiposten.
Denn als der 60-jährige Dorfsheriff vor die Tür seines Hauses am Curslacker Deich trat, blickte er auf ein Menschenmeer. „Auch nachdem ich die Auffahrt hochgegangen war, konnte ich das Ende der Menschenmenge nicht sehen. Das waren mehr Menschen als bei so manchem Schützenumzug. Ich war völlig überwältigt“, sagt Lange.
300 Vierländer verabschieden Polizeiposten Matthias Lange
Die Dimension des „Überraschungs-Umzugs“ für den scheidenden Polizeiposten, der von Freunden „Matze“ gerufen wird, demonstrierte auf beeindruckende Weise die Beliebtheit des Polizisten, der seit 2005 für Curslack und Neuengamme zuständig ist. Etwa 300 Menschen verabschiedeten ihn – Freunde und Nachbarn, aber auch Repräsentanten vieler Vereine und Institutionen in den Vierlanden.
Für den richtigen Ton sorgten der Spielmannszug Vierlandria und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Neuengamme. Zahlreiche Anwohner säumten die Umzugsstrecke, winkten und prosteten ihrem Dorfsheriff zu. Andere hatten Plakate an ihren Gartenzäunen befestigt: „Herr Lange! Die Kita-Curslack sagt danke“ war ebenso zu lesen wie „In Hamburg sagt man tschüss Matze“.
Überraschungsumzug für den Dorfsheriff von langer Hand geplant
Matthias Lange saß auf einem festlich geschmückten Anhänger, der von einem Lanz-Bulldog 2816, einem 67 Jahre alten Trecker des Traktoren-Oldtimer-Clubs Hamburg mit Karsten Wulff am Steuer gezogen wurde. Mit auf der „Ehrentribüne“ saßen Langes Frau und zwei der drei Enkelkinder sowie Langes Nachfolger als Dorfsheriff (bereits im Dienst), Zbigniew „Zoddel“ Zodel, sowie Walther Meyer.
Das Mitglied der Vierländer Schützengesellschaft hatte bereits vor eineinhalb Jahren die Idee zu dem Überraschungsumzug. Damit rannte Meyer bei Marlis Clausen (Gemeinschaft Vier- und Marschlande, Förderverein Erntedankfest) und Hermann Behncken (FF Curslack) offene Türen ein: Sie unterstützen ihn bei der Organisation.
Der Festumzug endete am Vierländer Landhaus. Dort spielten die beiden Musikgruppen im Garten den Großen Zapfenstreich, sangen zwei zweite Klassen der Grundschule Curslack-Neuengamme unter Leitung Vera Laetsch ein Lied für den beliebten Polizeibeamten.
Anschließend bedankten sich verschiedene Redner – Vertreter der erschienenen Vereine und Institutionen – bei Ansprachen im Landhaus für das Engagement des Polizeiposten. Danach wurde draußen und drinnen bis in die späte Nacht feucht-fröhlich gefeiert. „Ich war um 2 Uhr im Bett, meine Frau sogar erst eine halbe Stunde später“, berichtet Lange.
„Matthias Lange ist sehr beliebt in seinem Einsatzgebiet, auch weil er schon so lange dort tätig ist. Er hat sich ein super Netzwerk aufgebaut, pflegt viele gute Kontakte, auch zu den Vereinen“, sagt Langes Kollegin Nicole de Vries, zuständig für Kirchwerder/Zollenspieker, und fügt hinzu: „Deshalb war es für alle Beteiligten selbstverständlich, mitzumachen. Niemand musste überredet werden.“
Polizei und Feuerwehr sperren Strecke für den Fahrzeugverkehr
Nicole de Vries kümmerte sich bei der Abschiedstour um die Verkehrssicherung. Gemeinsam mit weiteren Polizeiposten, einer Kradstreife und Feuerwehrleuten aus Curslack und Neuengamme sperrte die Polizistin die Umzugsstrecke über Curslacker Deich, Curslacker Heerweg/Heinrich-Stubbe-Weg, Neuengammer Hausdeich und Odemanns Heck für den Fahrzeugverkehr.
Weil der Umzug über den Rundkurs nicht am Startpunkt, dem Wohnhaus von Matthias Lange, endete, sondern am Vierländer Landhaus, eroberten die Teilnehmer die knappe Hälfte der Strecke gleich zweimal nacheinander. „Wir Organisatoren danken allen Beteiligten und allen Anwohnern für die tolle Unterstützung“, sagt Marlis Clausen.
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Am Mittwoch, 31. Mai, wird Matthias Lange offiziell verabschiedet. Er arbeitet seit fast 44 Jahren als Polizist, wechselte vor 40 Jahren an die Bergedorfer Wache.