Curslack. Bauvorhaben in Curslack steckt schon seit sieben Jahren in der Planungsphase. Warum die Realisierung des Projekts so lange dauert.
Vier Handwerksfirmen aus dem Landgebiet planen ein gemeinsames Bauvorhaben. Sie wollen ihre jetzigen Standorte verlassen und Handwerkerhöfe am Curslacker Heerweg, in unmittelbarer Nähe der Autobahn 25, bauen. Die Idee entstand bereits vor 15 Jahren. Doch die Suche nach einem geeigneten Standort und das aufwendige Planverfahren habe viel Zeit gekostet – so viel Zeit, dass die Zahl von ursprünglich elf interessierten Betrieben auf vier geschrumpft ist.
Immerhin: Jetzt soll der vorhabenbezogene Bebauungsplan die nächste Hürde nehmen. Bis zum 24. Februar ist er im Zentrum für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt neben dem Rathaus an der Wentorfer Straße 38 sowie im Internet (bauleitplanung.hamburg.de) einzusehen.
Bauvorhaben in Curslack nimmt die nächste Hürde
Stellungnahmen sind nun möglich. Vor der öffentlichen Auslegung unterzeichneten die Vorhabenträger – Zimmerei Pietsch in Curslack, Innenausstatter Ewald Hamburg GmbH in Altengamme, Schröder & Sohn (Sanitär, Curslack), Hermann Garbers Nachf. (Tiefbau, Zollenspieker) – den Durchführungsvertrag, in dem unter anderem Kostenfragen geklärt sind. Dieser B-Plan entsteht, da die Betriebe an ihren vorhandenen Standorten kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten sehen und an anderer Stelle wachsen wollen. Weitere Gründe seien etwa auslaufende Pachtverträge oder eine bessere Verkehrsanbindung für die Mitarbeiter, erklärt Jesco Reher (52), Miteigentümer der Zimmerei Pietsch.
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2016 startete das Verfahren, stellten die Handwerker ihren Plan, an den Curslacker Heerweg zu ziehen, erstmals im Stadtentwicklungsausschuss vor. Weitere acht Jahre zuvor hatten sie sich für Grundstücke nahe der Autobahn-25-Anschlussstelle Bergedorf interessiert. „Die Politik wollte damals aber Hochtechnologie dort ansiedeln“, sagt Reher. Christian Hamburg (51), Chef der Ewald Hamburg GmbH und damals noch als Einzelkämpfer unterwegs, erhielt wiederum eine Abfuhr, weil das Gebäude, das er dort bauen lassen wollte, der Stadt zu klein war. Auch andere Standorte blieben den Handwerkern verwehrt. Daraufhin gaben mehrere Firmenchefs die Suche in Bergedorf auf, wandten sich vom Projekt Handwerkerhöfe ab. „Einige sind in andere Bundesländer abgewandert“, sagt Hamburg.
Das Ganze sei viel langwieriger als die Handwerker, die keine Projektentwickler sind und kaum Erfahrungen mit Bebauungsplänen hatten, dachten. „Anfangs hatten wir gehört, dass das Planverfahren nach zwei Jahren abgeschlossen sei, aber das war eine grobe Fehlinformation“, sagt Reher. Hamburg fügt hinzu: „Mein Architekt meinte, dass so ein B-Planverfahren in Hamburg acht Jahre dauert – und in Bergedorf zehn.“ Das Bergedorfer Bezirksamt habe alles sehr gründlich bearbeitet, sagt Reher. Durch an Corona erkrankte Mitarbeiter in Schlüsselpositionen habe es dann weitere Verzögerungen bei behördlichen Abläufen gegeben.
Lärm und Verkehr: Alle Werte sollen eingehalten werden
Anwohner haben zudem Sorge vor Lärm und Verkehr geäußert. Der B-Plan werde aber sicherstellen, dass alle Werte eingehalten werden, sagte Planer Klaus Wittmann. Zudem müssen Naturschutzbelange berücksichtigt werden: Der streng geschützte Sumpfrohrsänger hat in dem Plangebiet Brutreviere und muss vor jeglichen Baumaßnahmen geschützt werden.
Insgesamt sollen aber 40 Prozent der Fläche dem Schutz und der Entwicklung von Boden, Natur und Landwirtschaft dienen und als Ausgleich festgesetzt werden. Trotz leiser Kritik der CDU, dass die Handwerkerhöfe womöglich doch mehr Lärm und Belastung für Anwohner bringen werden als jetzt abzusehen, stimmte der Stadtentwicklungsausschuss der Auslegung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans einstimmig zu.
Zu wenig geeignete Flächen für Handwerksbetriebe in Hamburg
Nach einer Einspruchsfrist bis Ende März werde der B-Plan weitere drei Monate von den zuständigen Behörden bearbeitet, berichtet Hamburg: „Im Juli kann er beschlossen werden. Danach können wir Bauanträge einreichen.“ Entsprechend sei mit einer Baugenehmigung „zu Beginn 2024“ zu rechnen, sagt Hamburg. Der Bau der vier nebeneinanderliegenden Höfe sei dann ein relativ kurzes Vergnügen: „Der sollte innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein“, sagt Hamburg.
Das Problem, dass es zu wenig geeignete Flächen für Handwerksbetriebe gibt, beschäftigt auch die Handwerkskammer Hamburg: Sie appelliert an die Politik, „schleichenden Gewerbeflächen-Fraß zu stoppen“. Hamburg brauche eine „Handwerkerhof-Strategie 2030“. Flächenpolitik müsse auch in Bergedorf ausgewogen und weitblickend betrieben werden, betont die Kammer.