Nettelnburg. Hildegard und Hans-Werner Jensen (beide 86) feiern eiserne Hochzeit. Warum sie sich gegenseitig immer wieder heiraten würden.
Es war 1956 bei einem Sportfest in Leipzig. Der sportbegeisterte Hans-Werner Jensen, damals 19 Jahre alt, sah die ebenso sportbegeisterte Hildegard – und war sofort angetan. Nur zwei Jahre sollte es dauern, dann gaben sie beide das Jawort. Am Sonntag, 9. Juli, ist das nun 65 Jahre her – das Ehepaar aus Nettelnburg feiert eiserne Hochzeit. Beide versichern: „Wir würden uns immer wieder heiraten wollen.“
Nach der ersten Begegnung auf dem Sportfest 1956 tauschten die jungen Leute ihre Adressen aus – Hildegard stammte aus Leipzig und Hans-Werner aus Hamburg-Nettelnburg. Zunächst schrieben sie sich viele Briefe – Briefe, die sie bis heute in einem Schuhkarton aufbewahren. Denn aus dem eifrigen Schriftwechsel wurde schnell Liebe.
Eiserne Hochzeit: Nettelnburger seit 65 Jahren verheiratet
Mehrere Male traf sich das Liebespaar dann in Hamburg oder Leipzig. Als die DDR aber im Sommer 1957 ein Ausreiseverbot verhängte, stand für die inzwischen Verlobten fest: Hildegard würde zu Hans-Werner nach Hamburg in dessen Nettelnburger Elternhaus ziehen. Dort wohnen die 86-Jährigen heute noch, Hans-Werner seit seiner Geburt 1937.
Nach der Hochzeit 1958 im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses kam ihr gemeinsamer Sohn Jens zur Welt. Der inzwischen 64-jährige Wirtschaftsingenieur wohnt heute in einem Haus gegenüber dem Elternhaus. Es waren glückliche Jahre, auch wenn Hildegard Jensen augenzwinkernd bekennt: „Ich war nie eine gute Hausfrau“. Stattdessen lebte sie ein modernes Frauenleben, las viel und gern, bildete sich weiter und ging arbeiten. So war sie 1958 bei der Hamburger Motorengesellschaft als Sekretärin angestellt, später bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Die Tatsache, dass sie arbeitete und finanziell unabhängig war, war damals noch ungewöhnlich.
Hans-Werner Jensen engagierte sich in der Feuerwehr und für Nettelnburg
Hans-Werner Jensen engagierte sich viele Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr Nettelnburg. Er war als Wehrführervertreter und Bereichsausbildungsleiter für Fachdienste des Bereichs Bergedorf tätig und arbeitete auch im Katastrophenschutz. Er engagierte sich in Bürgerinitiativen in Bergedorf, etwa bei der geplanten Bebauung des Stuhlrohrquartiers oder für eine Verkehrsberuhigung in Nettelnburg. Heute schreibt der 86-Jährige Zeitzeugenberichte über seine Dienstzeit bei der Feuerwehr und erinnert an die Geschichte Alt-Nettelnburgs.
Ihre früheren Hochzeitsjubiläen feierten Hildegard und Hans-Werner Jensen unter anderem auf einem Schiff der Bergedorfer Schifffahrtslinie (goldene Hochzeit) oder auf der Nordseeinsel Neuwerk (diamantene Hochzeit). Diesmal soll sie im kleinen Kreis mit Freunden und Familie gefeiert werden – mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr.
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Woran aber liegt es, wenn eine Ehe so lange hält? Liebe alleine reiche nicht, sagen beide. Das hätten sie in den sechs Jahrzehnten gelernt. Fast wichtiger seien gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit. Lachend erinnern sich beide, dass Hildegard Jensen sogar einmal einen Teller werfen wollte. Die Möglichkeit, einander auch mal offen die Meinung zu sagen, das sei ebenfalls sehr wichtig.